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William entrollte sie nur ein bisschen, blickte auf die Schrift und dann zu Telor hoch. „Du hast gesagt, du könntest nicht lesen. Wieso weißt du dann, dass sie von besonderem Wert sind? Könnte es sich nicht um alte Abrechnungen dieses Haushaltes handeln?"
Telor' lächelte. „Ich glaube nicht, dass Sir Richard je Pergament für Abrechnungen vergeudet hat. Ich glaube, dass er sie auf Kerbhölzern eingetragen hat. Aber anhand der Ausführung der Schrift kann ich beurteilen, dass diese Schriftrollen wertvoll sind, und außerdem sind auf zweien von ihnen Bilder."
„Eine vernünftige Antwort", erwiderte Lord William. „Hast du auch eine gleichermaßen vernünftige Erklärung dafür, wie ein fahrender Sänger zu vier Pferden und den Kettenhemden von Soldaten gekommen ist?"
In Anbetracht des jähen Themenwechsels sah Telor überrascht aus, doch das hatte Lord William natürlich beabsichtigt. Telor antwortete indes ohne Zögern und nur leicht unbehaglich: „Für mich ist meine Erklärung vernünftig. Ich hoffe, du wirst nichts Gesetzloses daran finden."
„Gesetzloses?" wiederholte Lord William, der durch die unerwartete Antwort offensichtlich überrascht und ziemlich belustigt war. „Hast du die Pferde und die Waffen gestohlen? Von wem? Und wie?"
„Ich habe das nicht als Diebstahl betrachtet", antwortete Telor. „Ich habe die Pferde und die Waffen und die Rüstungen Orins Männern abgenommen. Wir hatten bei der Straße einen Hinterhalt gelegt. Deri hat zwei Männer mit seiner Steinschleuder getroffen. Ich habe einen dritten Mann mit meinem Bauernspieß zu Fall gebracht, und Carys ..."
„Die Seiltänzerin?" warf Lord William ein und grinste dabei auf sehr menschliche Weise.
„Ja, die Seiltänzerin", bestätigte Telor. „Sie erwischte den vierten Mann, weil sie ihr Seil über die Straße gespannt hatte. Verzeih mir die Frage, Herr, aber wieso wusstest du über die Pferde und die Seiltänzerin Bescheid?"
„Mein lieber Telor", sagte Lord William lachend, „ich fange zu denken an, dass du so ahnungslos bist wie die Miene, die du machst. Hast du gedacht, ich würde es nicht herausfinden, wie und wann du in die Stadt gekommen bist, wo und bei wem du Quartier genommen hast, und auch alles andere, was wissenswert war?"
„Nein, Herr", antwortete Telor. „Ich bin nicht so einfältig. Wirklich, ich habe der Sache keine Bedeutung zugemessen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, ich sei so wichtig, dass du dich mit mir befasst. Aber das ist mir gleich. Ich hoffe, viel zu klug zu sein, um dich zu belügen. Ich mag das eine oder andere verschweigen, falls du mir keine gezielten Fragen stellst, würde dir indes auf jede Frage, die du an mich richtest, eine ehrliche Antwort geben."
„Dann beantworte mir folgende Frage. Hast du in der Zeit, nachdem du aus Marston entkommen warst und dich in Lechlade einfandest, mit jemandem, mit irgendjemandem über deinen Drang, deinen Meister zu rächen, geredet?"
Telor furchte sichtlich verdutzt die Stirn, antwortete jedoch sogleich: „Ja, mit Carys und Deri und dir, Herr. Ich schwöre, dass ich zu niemandem sonst ein Wort darüber verloren habe." Plötzlich lächelte er verlegen. „Und ich habe auch nur ein oder zwei Mal mit Caiys und Deri über dieses Bedürfnis geredet, Herr, weil sie mich für verrückt hielten."
„Also gut. Ich . . ." Lord William schaute auf, weil am Eingang der Halle Lärm entstanden war, doch es war sein Knappe, der Carys und Ann vor sich herscheuchte.
Telor hatte eine schöne Stimme. Sie war dazu ausgebildet worden, den Lärm vieler essender, trinkender und redender Menschen in einer Halle zu übertönen. Sie übertönte mühelos Stephens: „Hier sind die Schaustellerinnen, Herr." Sie übertönte Lord Williams: „Komm her, Seiltänzerin;" Sie übertönte Deris undeutlichen Schrei, in dem sich Entsetzen und die Erkenntnis mischten, dass eine Traumvision Wirklichkeit geworden war, wenngleich auch nur en miniatüre,
„Carys!" brüllte Telor. „Was machst du hier? Ich glaubte zU träumen, als ich deine Stimme hörte."
„Ich kam . . ." fing sie an, und dann richtete ihr Blick sich auf Lord William, der sich im Sessel zurückgelehnt hatte und still lachte.
„Denk dran", sagte er und amüsierte sich offensichtlich köstlich.
Carys feuchtete sich die Lippen an und strich über das Seil, das von ihrer rechten Schulter über die linke Hüfte hing. Sie holte Luft, wurde jedoch durch Deri am Sprechen gehindert, der durch den dringenden Wunsch
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