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bewogen, sich dessen, was er sah, aber nicht glauben konnte, zu vergewissern, von der Bank aufgesprungen war.
„Ann?" fragte er. „Bist du Ann?"
'„Ja, Deri", sagte sie und nickte ermutigend. „Natürlich bin ich Ann. Wer sollte ich sonst sein?"
>Er wandte sich Carys zu und brüllte in einem Ton, der kaum weniger kräftiger war als Telors: „Carys! Hast du Ann in diese Sache gezerrt, nur um mich verrückt zu machen?"
„Das habe ich nicht getan, um dich verrückt zu machen", antwortete Carys indigniert. „Ich wollte Telor helfen, und Ann wollte dir helfen, und deshalb sind wir beide hergekommen."
„Und was glaubst du, damit erreicht zu haben?" brüllte Telor.
Wenngleich sie nicht antwortete, blickte sie flüchtig zu der Stelle des Fußbodens, auf dem ein toter Mann gelegen hatte, und plötzlich erinnerte sich Telor, dass Deri nicht mehr als einen von seinen Angreifern hätte niederschlagen können. Durch die Erkenntnis, dass Carys ihm wieder einmal das Leben gerettet hatte, wurde er zum Schweigen gebracht.
Ann hatte das komischste Lächeln auf den Lippen, als sie Sagte; „Wir haben uns nicht so schlecht gehalten."
„Tochter des Speisewirts!" rief Deri und begriff, innerlich schrecklich erschüttert, dass, was seine Genugtuung betraf, wenn er große Menschen zu Fall bringen konnte, er nun das weibliche Gegenstück dazu vor sich hatte. „Was hast du den Leuten ins Essen getan?"
„Ich habe die Leute nicht vergiftet", sagte Ann und drängte sich an Carys. „Niemand musste sterben. Das war nur ein Brechmittel."
Und fast gleichzeitig bemerkte Carys: „Ich begreife nicht, warum du jetzt wütend bist, so wenig oder so viel wie wir erreicht haben mögen. Wir sind hier, unverletzt, und ich habe sogar Teithiwr, Doralys und Trittfest gefunden." Plötzlich drehte sie sich zu Lord William hin und knickste tief. „Bitte, Herr, das sind Telors Pferde. Ich meine, eines der Tiere ist ein Maultier, und eins ein Pony. Bitte, Telor und ich und Deri haben das getan, was wir versprochen hatten", flüsterte sie. „Kann Telor seine Reittiere wiederhaben?"
„Verlangst du gar sieben Pferde?" fragte Lord William in etwas gepresstem Ton.
Selbst Carys mit ihrer schrecklichen Angst vor hohen Herren konnte sehen, dass er belustigt, nicht verärgert war, und daher antwortete sie weniger furchtsam: „Ich wollte nicht alle Reittiere behalten, Herr. Aber unsere sind . . . unsere Ffeunde. Und wenn ich das graue Pferd behalten kann..."
„Ist das alles, worum du bittest?" fragte Lord William. „Ein altes, graues Pferd?
Stimmt es, dass die Männer, die du für mich hier eingeschleust hast, nicht viel zu tun hatten, dank unserer kleinen Giftmischerin hier?" Mit einem Nicken wies er auf Ann.
„Aber bedeutendere Männer haben weniger als du getan und mehr verlangt."
Carys, die durch den starren Blick der dunklen, auf sie gerichteten Augen jetzt nicht mehr verstört war, sich aber auch nicht wohl fühlte, schüttelte verlegen den Kopf.
Doch Telor sagte, dieses Mal in Englisch, wenngleich er normalerweise mit Lord William in dessen Sprache redete: „Ich möchte eine Gunst erbitten, Herr."
Lord William sah ihn an. „Ja?"
„Ich möchte Carys in einer Kirche heiraten, bin jedoch sehr weit von meiner Pfarrgemeinde in Bristol entfernt. Könntest du dafür sorgen, dass ein Priester uns traut, Herr, und dass er mir ein Schriftstück gibt, damit meine Ehe im Kirchenbuch meiner Gemeinde in Bristol verzeichnet wird? Ich habe seit vielen Jahren nicht daheim gelebt, doch nun, da ich mir eine Frau nehme, muss ich in die Zukunft sehen."
„Bristol?" wiederholte Lord William. „Die Festung meines Vaters?"
In diesem Licht sah Telor seine Heimatstadt nicht, doch er nickte nur.
„Leben auch deine Angehörigen dort?"
„Ja, Herr. Jacob der Holzschnitzer ist mein Vater, und mein Bruder, der auch Jacob heißt, führt jetzt den Laden."
„Ich kenne die beiden", sagte Lord William wieder in Französisch. „Sie sind gute Handwerker, sehr gute sogar. Also gut, morgen zur Prim findest du dich in meiner Unterkunft in Lechlade ein. Mein Kaplan wird dich in der dortigen Kirche trauen und dir das Schriftstück geben, das du haben willst, und auch einen Brief von mir, damit alles in Ordnung ist."
„Vielen Dank, Herr." Telor verbeugte sich.
Lord William lächelte breit. Ausnahmsweise war ein Unternehmen, das leicht gewirkt hatte, sogar noch leichter als erwartet gewesen und obendrein über alle Erwartungen hinaus profitabel. Zum Preis
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