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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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sah er Carys nicht, auch nicht auf den Dachbalken, die er ganz besonders sorgfältig betrachtete. Konnten einige Männer Carys gefasst und weggezerrt haben, um sich mit ihr in einem Schuppen zu vergnügen? Das konnte er kaum glauben, denn sie war so schnell und klug und wusste sich wohl zu verteidigen. Hilflos schaute er sich um und wusste nicht, wo er weitersuchen solle.
    Dann dachte er, sie sei vielleicht zur Halle zurückgegangen, da der Kampf vorbei war und sie wusste, dass sie sich nicht ewig verstecken konnte.
    Er hastete zurück und gelangte dieses Mal ungehindert über den Hof, nur um dann von den Wachen vor der Tür der Halle aufgehalten zu werden. „Ich bin der Diener des Barden", rief er aus. „Ist das Tanzmädchen hereingekommen?"
    Lautes Gelächter folgte der Frage. Das war ihm Antwort genug. Er wollte sich abwenden, nur um sogleich erneut von den Wachen als Reaktion auf den von Lord William gerufenen Befehl: „Ist das der Zwerg? Schickt ihn herein!" aufgehalten zu werden.
    Sir Walter und Sir Harold, die sich gegenseitig erfreut anlächelten, waren auf dem Weg aus der Halle, als Deri
    den Raum betrat. Er eilte an ihnen vorbei zur Estrade. Die Fensterläden waren geöffnet, und der Körper, der in der Nähe gelegen hatte, war samt den verunreinigten Binsen verschwunden. Lord William saß an einem Tisch und hatte zwei Bücher und eine Schriftrolle vor sich. So rasch wie möglich ging Deri zu dem Tisch und sagte: „Ich muss fort, Herr. .."
    Dröhnendes Gelächter hallte durch den Raum. „Nie war ein Mann weniger auf meine Gesellschaft erpicht!" rief Lord William aus. „Und ich habe dir dafür keinen Anlass gegeben, Deri."
    „Die Seiltänzerin", erwiderte Deri verzweifelt. „Sie ist hier, und ich befürchte, dass deine Männer ..."
    Lord William drehte den Kopf zur Seite und sagte in Französisch zu seinem Knappen:
    „Gib die Meldung weiter, dass die Schaustellerinnen sofort von jedem, der sie finden sollte, zu mir gebracht werden sollen." Dann nickte er Deri zu. „Ich habe veranlasst, dass man die Seiltänzerin sucht. Sie wird hergebracht werden. So geht das schneller, als wenn du sie suchen würdest."
    „Vielen Dank, Herr. Vielen Dank!" rief Deri aus.
    Lord William zeigte auf eine vor der Wand stehende Bank. „Setz dich da hin. Der Barde wird bald kommen."
    Ehe er noch den letzten Satz vollendet hatte, waren seine Augen schon wieder auf das vor ihm liegende Buch gerichtet, das er sehr vorsichtig berührte und von dem er, ehe er es zumachte, eine Seite, die zerknittert war, glatt strich. Deri zog sich auf die Bank hoch und setzte sich darauf, ausnahmsweise in Lord Williams Gegenwart nicht angespannt. In diesem Moment war die undefinierbar bedrohliche Ausstrahlung, die im Allgemeinen von diesem Mann ausging, nicht vorhanden. Lord Williarrl war durch das Buch gefesselt und seine Miene auf eine Weise weich, die ihn zu einem ganz gewöhnlichen Menschen machte. Deri empfand nicht länger den Drang, der jeden in dessen Gegenwart erfasste, jede von Lord Williams Bewegungen im Auge behalten zu müssen, und war daher imstande, nach Carys Ausschau zu halten.
    Voh der Stelle aus, wo er saß, konnte er schräg auf den Hof sehen und bemerkte, dass Sir Walter und Sir Harold, gefolgt von ihren Männern, abzogen. Derweil er wartete, schwand auch seine Besorgnis um Cärys mehr und mehr.
    Wäre Garys zum Spielzeug der Soldaten gemacht worden, hätte man sie aller Wahrscheinlichkeit nach längst gefunden. Hatte sie sich versteckt, war es sehr viel schwerer, sie aufzuspüren, falls man sie überhaupt fand. Deri schaute zu I.ord William zurück, doch dieser war damit beschäftigt, eine Schriftrolle aufzurollen und wieder zusammenzurol-leh. Dann legte er sie zur Seite und klappte behutsam das zweite Biicli auf.

    Die ganze Zeit waren Männer durch die Halle hinausgegangen, die Arme voller Schriftrollen, und mit leeren Händen zurückgekommen, doch bald hörte die Geschäftigkeit auf. Und schließlich erschien Telor, der fünf vergilbt aussehende Schriftrollen hielt. Lord William machte, kaum dass der Barde erschienen war, das Buch zu, das er untersucht hatte, und tätschelte es leicht, als sei es ein braver Hund.
    „Ich selbst werde diese Schriftrollen verladen, Herr", sagte Telor in Französisch und blieb beim Tisch stehen. „Sie sind sehr alt und mürbe geworden. Man sollte sie so schnell Wie möglich abschreiben."
    Lord William machte eine Geste, und daraufhin legte Telor die Schriftrollen auf den Tisch. Lord

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