0321 - König der Ghouls
konnte das Flugboot problemlos steuern.
Zwei Stunden später hatten sie ungefähr den Punkt des Festlandes er reicht, wo Professor Zamorra die Lage des heutigen Frankreich vermutete.
Die beiden Männer waren viel zu entkräftet, als daß sie den Gleiter noch verlassen konnten. Beim Rücksprung würde er ohnehin vergehen. Bei Zeitsprüngen konnten sie nur Dinge aus ihrer Eigenzeit mitnehmen.
Und das waren nur die Lumpen, die Pater Aurelian trug und die Fetzen der Kleidung, die Zamorra unter dem Lederkoller trugen.
»Reiß dich zusammen, Aurelian!« sagte Professor Zamorra und stützte den Kopf des von Fieberschauern geschüttelten Freundes auf. »Konzentriere dich auf den Ring. Der Ring, der uns in die Zukunft bringt… und damit in unsere Gegenwart!«
Aurelian atmete tief durch. Wie in Zeitlupe hob sich seine Hand, an der ein Ring mit einem blauen Stein glänzte, den er unter seinem Gewand vor den Kerkerwächtern verborgen hatte.
Langsam aber deutlich flossen Merlins Machtworte über seine Lippen.
Im selben Moment verwehte der undurchdringliche Urwald vor ihren Augen.
Die Clochards am Ufer der Seine staunten nicht schlecht, als aus dem Nichts zwei Männer auftauchten, die noch schäbiger gekleidet waren als sie.
Professor Zamorra hörte Worte in seiner Muttersprache und vernahm das Brummen der Autos. Sie waren in Frankreich gelandet – genau am Uferkai der Seine unterhalb des Pont Neuf in Paris. Majestätisch erhob sich die Kathedrale Notre Dame vor Zamorras Augen.
Auch Aurelian sah die Kirche und seine Lippen flüsterten ein Gebet.
Fassungslos kamen die Clochards, die Vagabunden von Paris näher.
»Einen Doktor. Und die Polizei!« rief ihnen Zamorra zu. »Bitte…!«
Dann sank er entkräftet zusammen.
***
Als Professor Zamorra erwachte, sah er in Nicoles bezauberndes Gesicht.
»Wenn man euch mal alleine wegläßt…!« vernahm der Meister des Übersinnlichen die Stimme seiner Lebensgefährtin. »Du hast im Schlaf geredet. Die Polizei hatte keine Mühe, deine Identität festzustellen und mich zu verständigen!«
Sie schob Zamorra zurück in die Kissen.
»Es ist alles in Ordnung!« sagte sie. »Ruh dich aus. Aurelian geht es gut. Die Ärzte haben das Fieber gedrückt. Er schläft noch… und du, cherie, hast auch ungefähr 24 Stunden die Matratze abgehorcht!«
Professor Zamorra stöhnte auf.
»So lange?« fragte er.
»Doktor Lefebre sagt, daß du in deinem Zustand noch mindestens eine Woche hierbleiben mußt. Die Wunde am Arm ist noch nicht verheilt!«
»Manche Kämpfe gehen nicht ohne Blessuren ab!« sagte Zamorra.
»Aber ich fühle mich kräftig und will aufstehen!«
Er versuchte, sich aufzurichten.
Lächelnd drückte Nicole Duval einen Klingelknopf. Drei Ärzte kamen herein.
»Ich habe es ja gesagt!« stieß der Chefarzt hervor. »Sie haben ihn aufgeregt. Das ist nicht gut für ihn. Unverantwortlich, dem Patienten gegenüber…!«
»Geben Sie ihm eine Beruhigungsspritze, Doktor Lefebre!« sagte Nicole mit flötender Stimme. Bevor Zamorra protestieren konnte, drückten ihn zwei Ärzte nieder und der Chefarzt machte die Spritze fertig.
»Ich bleibe so lange in Paris, bis ich dich mitnehmen kann, cherie!« sagte Nicole mit zauberhaftem Lächeln. »Rate mal, was ich hier in den Läden der Champs Elyssee für bezaubernde modische Kleidchen gesehen habe!«
Und das Lächeln Nicoles war das letzte, was Professor Zamorra sah, bevor sich wieder bleierner Schlaf über seine Lider senkte…
ENDE des Zweiteilers
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 307 »In der Lavahölle«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 220 »Die Stunde der Ghouls«
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