0322 - Ein Gigant erwacht
einige Eiszapfen von der Höhlendecke ab und verschlang sie. Aufgrund seines unvergleichbaren Metabolismus war der Zweitkonditionierte in der Lage, jede nur denkbare Materie als Nahrung zu sich zu nehmen.
Er blieb vor einer großen Maschine stehen und betätigte den Hauptschalter. Nun brauchte er sich nicht mehr um die Eismassen zu kümmern, die die Höhle umschlossen. In kurzer Zeit würde die automatische Anlage das gesamte Eis abgetaut und das Schmelzwasser davongeblasen und verdampft haben. Tro Khon hätte die Oberfläche der Eiswelt auch ohne menschliche Hilfe erreicht, doch er mußte an den Dolan denken, der nach dem Erwachen immerhin einhundert Meter durchmessen würde.
„Auf dem zweiten Planeten dieses Systems wollten die Perlians eine Programmierungsanlage errichten", sagte Tro Khon. „Ich fürchte, es ist nicht mehr viel davon übrig."
Wie immer, erhielt er von seinem Symboflex-Partner eine völlig unbefriedigende Antwort. Doch daran hatte er sich längst gewöhnt. Er schaltete die Bildschirme für Fernortung ein.
„Sieh dir das an", empfahl er dem Symbionten. „Keine Impulse mehr. Die Perlians scheinen den Programmierungsplaneten verlassen zu haben. Ihre unterseeischen Städte wurden offenbar vernichtet."
Tro Khon hatte sich auf einen solchen Anblick vorbereitet, deshalb wurde er nicht sonderlich davon getroffen.
„Auf den sieben anderen Welten, wo die Kristalle für den Einsatz vorbereitet wurden, sieht es bestimmt nicht anders aus", vermutete der Schwingungswächter. „Unsere Gegner müssen die Drittkonditionierten in kurzer Zeit besiegt haben. Findest du nicht auch, daß man daraus gewisse Rückschlüsse über die Stärke der Zeitverbrecher ziehen sollte?"
Der Symbiont fühlte, daß Tro Khon sich mit irgend etwas beschäftigte, und er verhielt sich ruhig.
„Ich glaube, wir sollten wieder abschalten", meinte Tro Khon. „Alles, was wir zu sehen bekommen, beweist nur, daß wir möglichst schnell eingreifen müssen."
Er streckte eine Hand aus, ließ sie aber sofort wieder fallen.
„Halt!" rief er.
Der Symbiont zuckte zusammen.
„Ein Raumschiff!" stellte der Schwingungswächter fest. „Siehst du es?"
Der Symboflex-Partner war nicht in der Lage, irgend etwas zu sehen. In dieser Beziehung mußte er sich ganz auf Tro Khon verlassen. Er verstand nur, daß der Zweitkonditionierte etwas entdeckt hatte, was seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
„Die Frage ist, ob es sich um ein Schiff der Perlians oder der Zeitverbrecher handelt", fuhr Tro Khon fort.
Er machte sich an den Schaltern zu schaffen.
„Ein gegnerisches Schiff", sagte er schließlich. „Es sieht so aus, als könnten wir dort den Dolan unmittelbar nach seinem Aufwachen erproben. Es ist immer gut, wenn er vor dem eigentlichen Einsatz getestet wird."
Seine blicke fanden ein Stück nutzloses Leichtmetall, das am Boden lag, und er hob es auf, um es zu sich zu nehmen. Sein Konvertermagen verwandelte es in jene Stoffe, die er zur Erhaltung benötigte.
„Es ist kein sehr großes Schiff", stellte er fest, nachdem er gesättigt war. „Keine Gefahr für uns."
Der Symbiont empfing den beruhigenden Impuls, den Tro Khon mit seinen Worten verband.
Tro Khon schaltete die Ortungsanlage aus.
„Diese Geräte lenken mich bei meiner Arbeit nur ab", erklärte er dem geduldig lauschenden Symbionten.
Er wandte sich von der Ortungsanlage ab. Er hätte jetzt mit dem Erwecken des Dolan beginnen können, aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund zögerte er. Langsam blickte er sich um, als läge sein Zögern in einem Gegenstand innerhalb dieses Raumes begründet, dem er bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Aber das war nicht der Grund für seine Reaktion. Er begriff, daß der Eifer, den er seit seinem Erwachen entfaltet hatte, eine volle Erkenntnis der Niederlage der Drittkonditionierten verhindert hatte.
Tro Khon stieß ein unheilvolles Knurren aus. Er, der sich völlig in der Gewalt zu haben glaubte, hätte fast einen nicht wieder gutzumachenden Fehler begangen und die fremden Angreifer unterschätzt.
Und das nur, weil er sich geweigert hatte, den Untergang der perlianschen Streitmacht voll und ganz zu akzeptieren.
Die Zeitverbrecher hatten noch vor dem ersten Zusammentreffen einen psychologischen Sieg über ihn errungen. Obwohl dieses Ereignis für spätere Kämpfe unbedeutend war, fühlte Tro Khon, daß er wütend wurde. Er hätte sich nicht aus seinem psychischen Gleichgewicht bringen lassen dürfen.
Der Symbiont spürte
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