0323 - Herrin der Vampirburg
wurde in meiner Burg ein Mensch getötet«, sagte McThruberry. »Er wurde einem Dämon geopfert. Seitdem befindet sich eine dämonische Kreatur in meinen Mauern, und ihr Hauch bedrückt und bedrängt mich. Die Kreatur nimmt mich nicht einmal wahr, aber ihre Aura vernichtet mich. Ich werde keine Erlösung finden können, wenn ich nicht mehr existiere. Ich will nicht in die schwarze Vernichtung geschleudert werden, ich will eines Tages das Hohe Leuchten sehen.«
Gryf preßte die Lippen zusammen. Er versuchte zu begreifen, was er da hörte.
Ein Gespenst rang um seine Existenz, versuchte, sich von der Auslöschung zu bewahren.
»Und wenn nicht das Hohe Leuchten, sondern das Höllenfeuer deiner harrt?« fragte er.
»So nehme ich es geduldig hin, doch ich hoffe, daß ich das Hohe Leuchten sehe. Und selbst das Höllenfeuer mag nicht so schlimm sein wie die völlige Auslöschung, denn vielleicht werde ich darin geläutert.«
Gryf nickte.
»Eine dämonische Kreatur also«, nahm er den Faden wieder auf.
»Sie dehnt sich aus, sie bedrückt mich, sie verdrängt mich ins Nichts, in dem ich nicht mehr existieren kann. Und ich bin nur ein kleines Gespenst ohne große Macht. Ich bin nicht stark genug, mich zu wehren. Ich spürte eure Nähe. Ihr seid mächtig genug, mir zu helfen. Ihr seid Druiden, und…« Er stutzte, faßte erst Gryf, dann Teri näher ins Auge. »Ich spüre den Silbermond«, flüsterte er fast andächtig. »Ihr seid Druiden vom Silbermond.«
Teri nickte.
»Hm«, machte Gryf.
»In dieser Nacht geschah wieder Böses«, fuhr McThruberry schließlich fort. »Menschen kamen, und sie wurden überfallen. Ein Mädchen wurde verletzt und lebt jetzt anders als zuvor.«
»Untot?«
McThruberry nickte. »Ich nehme es an, denn ich sah weder das Tor ins Hohe Leuchten oder zum Feuer der Hölle, noch kam sie ins Zwischenreich.«
»Das«, sagte Gryf langsam, »sehen wir uns genauer an. Und zwar bei Tageslicht. Da schwindet die Macht der Schwarzen Magie etwas, und unsere Chancen sind größer. Es ist nur schade, daß du uns nicht begleiten und uns deine Burg zeigen kannst, McThruberry. Denn dann würde der Zauber, den wir um dich legten, zerbrechen. Du wirst hier in diesem Haus auf uns warten müssen. Bei Tagesanbruch suchen wir deine Burg auf und erforschen ihr Inneres. Ein Dämon… beschreibe ihn uns. Wie sieht er aus? Oder konntest du nur seine Aura erfassen?«
»Ich zeige es euch«, erbot sich McThruberry. Er erhob sich und trat zwischen Gryf und Teri, streckte die Arme aus. Sie berührten seine Hände mit den Fingerspitzen. Im gleichen Moment konnte er den beiden Druiden seine Wahrnehmung übermitteln, als hätten sie es selbst erlebt.
Sie sahen und rochen, schmeckten, fühlten, hörten eine entsetzliche Kreatur. Eine große, gefährliche Fledermaus, prall gefüllt mit schwarzmagischer Kraft.
»Ein Familiaris«, murmelte Gryf betroffen.
***
Die Vampirin schreckte aus dem Halbschlaf auf. Der Familiaris schlug wild mit den Schwingen.
»Was ist los?« fragte sie ungehalten.
»Fremde Gedanken«, kreischte der Familiaris. »Sie befassen sich mit mir. Jemand will mir nachspüren, jemand weiß, daß es mich gibt. Übles dräut. Sei vorsichtig. Ein Feind ist gekommen, der uns finden will.«
»Was für ein Feind? Was weißt du!«
»Nichts… nichts… noch nichts… aber ich sehe Gefahr. Große Gefahr.«
Dann versank er in stummes Dahinbrüten, eine große Fledermaus, die unter der Gewölbedecke des Kellerraumes hing und scheinbar ruhte. Aber eine Aura der Unruhe ging von der Fledermaus aus. Unruhe, die auch auf die Vampirin überzugreifen drohte.
Sie sehnte den Morgen herbei, um sich im Tageslicht zu sonnen, und ihre Macht zu beweisen…
***
Ein Familiaris? Was ist das ? fragte Fenrir telepathisch an. Aufmerksam hatte auch der Wolf der Unterhaltung gelauscht.
»Ein Kontrolldämon«, sagte Gryf. »Es ist kein richtiger Dämon im eigentlichen Sinne, sondern eher so etwas wie ein ›Dämonenableger‹, um mal den Begriff aus dem Pflanzenreich zu mißbrauchen. Im Allgemeinen stellt ein mächtiger Dämon, meist der Fürst der Finsternis selbst oder einer seiner Vertrauten, diesen Familiaris jemandem zur Verfügung. Der Familiaris soll diesem Jemand helfen, ihm mit seiner magischen Kraft zu Diensten sein, ihn beraten und so weiter, teilweise auch ihn bewachen und beschützen. Dabei hat dieser Familiaris aber noch eine andere Aufgabe: er soll kontrollieren. Er ist so etwas wie ein verlängerter Arm des Oberdämon,
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