0323 - Herrin der Vampirburg
hatte ihn äußerst rachsüchtig gemacht.
Kaum war sie entflohen, handelte der Druide.
Er machte einen Schritt vorwärts, konzentrierte sich auf sein Ziel und befand sich im nächsten Moment per zeitlosem Sprung in der Küche. Er fand den Kühlschrank auf Anhieb, riß ihn auf, entnahm ihm ein mittelgroßes Hühnerei, und aus der gleichen Bewegung heraus, mit der er die Kühlschranktür schloß, führte er den nächsten zeitlosen Sprung durch. Der führte ihn in Gladis Bellfords Zimmer, die noch draußen auf dem Gang irrte. Gryf praktizierte das Ei mit gekonntem Schwung in das. Bett der Dame und entfernte sich mittels seiner Druidenkraft, wie er gekommen war - zurück in die Küche, wo er eine kleine Münze als Entschädigung dort deponierte, wo er das Ei stibitzt hatte. Augenblicke später war er schon wieder oben im eigenen Zimmer.
Aus dem Nebenzimmer kam das Knallen des Fensterflügels. Gryf grinste die anderen an. »Still«, flüsterte er.
Dann kam der markerschütternde Schrei.
»Hast du etwas angestellt?« fragte Teri mit funkelnden Augen. Sie schlüpfte in Gryfs Hemd, das gerade lang genug war, das Allernotwendigste eben zu bedecken. Gryf lächelte. »Nun ja…«, sagte er gedehnt und trat auf den Korridor hinaus.
Gerade in diesem Moment schoß die streitbare Dame schreiend und im rückseitig bunt bekleckerten Nachgewand wie ein Gespenst an ihnen vorbei zur Treppe, drohte mit der Faust zu Gryf hinüber und wieselte nach unten. Die Zimmertür gegenüber wurde erneut aufgerissen. Der bärtige Gast erschien. »Also, wenn dieses Weibsbild nicht bald Ruhe gibt, hole ich die Jagdflinte aus dem Wagen hoch«, knurrte der Mann verärgert. »Was zum Teufel ist denn hier los?«
»Das möchte ich auch gern wissen«, flüsterte Teri.
»Ich glaube«, raunte Gryf kaum hörbar zurück, »ich habe ihre Qualitäten überschätzt. Ich hatte gehofft, sie würde das Ei ausbrüten. Daß sie es zerdrückt, ist doch nun wirklich nicht meine Schuld…«
Der Wirt, im karierten Hemd und gestreifter Hose, tauchte stampfend auf der Treppe auf, die streitbare Dame im Gefolge. »Der da! Da! Da!« kreischte Gladis Beilford und deutete mit gespreizten Fingern auf Gryf. »Dieser Mann ist ein Ungeheuer! Er hat mir das Ei ins Bett gelegt! Er hat einen großen Hund im Zimmer! Und er hat ein Gespenst!«
Der Wirt drehte sich zu ihr um.
»Ruhe«, sagte er laut. »Jetzt rede ich.« Er wandte sich wieder Gryf zu. »Sie haben gehört, was die Lady sagt. Haben Sie ihr das Ei ins Bett gelegt?«
»Da fällt mir gleich der Draht aus der Mütze«, sagte Gryf empört. »Was für ein Ei? Bin ich etwa ein Kuckuck?«
»Nun, Sir, Sie sehen nicht gerade danach aus«, gestand der Wirt und warf begehrliche Blicke auf Teris lange, nackte Beine und versuchte zu ergründen, wo die wohl unter Gryfs Hemd enden mochten.
»Aber er hat es getan! Sehen Sie sich diese Schmiererei an!« schrie Gladis und drehte sich so, daß jedermann das eigelb- und eiweißbefleckte Nachthemd bewundern konnte. »Während ich ihn hier zur Ruhe aufforderte, weil ich schlafen will, muß er mir das Ei ins Bett gelegt haben und…«
»Also, da ist ein Logikfehler drin«, sagte der Wirt nachdenklich und kratzte sich hörbar im Genick. »Wenn Sie ihn hier um Ruhe ersuchten, kann er nicht gleichzeitig in Ihrem Zimmer gewesen sein, um Ihnen ein Kuckucksei ins Nest… pardon, ins Bett zu legen…«
Das mußte nun allerdings auch Gladis Bellford entgeistert einsehen. Aber sie faßte sich schnell wieder. »Wer war es denn dann?« schrie sie Gryf an. »Sagen Sie mir, wer es dann war!«
»Ein Kuckuck«, vermutete Gryf trocken. »Ich nehme an, Ihr Fenster war offen…«
»Mein Fenster ist immer offen«, versicherte Gladis erzürnt.
»Sehen Sie, schon klärt sich alles«, sagte Teri, die kaum noch an sich halten konnte. »Und vielleicht würden Sie sich jetzt ein wenig mäßigen, damit wir alle noch ein paar Minuten Schlaf finden, ehe der Dorfhahn kräht…«
»Ganz meine Meinung«, versicherte der Gast von gegenüber.
»Aber - aber - er hat einen großen Hund im Zimmer«, zog sich Gladis auf ihre anderen Angriffspunkte zurück. »Und ein Gespenst! Den alten McThruberry! Sie müssen ihn rauswerfen!«
Der Wirt zuckte mit den Schultern.
»Der alte McThruberry pflegt, wenn überhaupt, dann nur in seiner Burg zu spuken, und wie es sich für einen anständigen Geist gehört, in der Geisterstunde und nicht nachts um halb zwei! Und den Hund glaub’ ich Ihnen auch nicht…«
»Es handelt
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