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0323 - Herrin der Vampirburg

0323 - Herrin der Vampirburg

Titel: 0323 - Herrin der Vampirburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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beabsichtigte!
    Auf die Idee, ihr Fenster zu schließen, das ebenso wie das vom Nachbarzimmer offenstand, wäre sie erstens nicht gekommen, und zweitens wäre dies auch unzumutbar gewesen. Gladis Bellford liebte nichts so sehr wie die kühle, frische Nachtluft.
    Selbst im eisigen Winter.
    Dezent klopfte sie mehrfach mit kraftvoller Faust an; im Zimmer gegenüber erhob sich ein unwilliger Stöhnlaut. Jemand wunderte sich, wer da auf dem Gang solchen Radau machte.
    Schließlich wurde die Tür geöffnet.
    Ein junger Mann stand da, nur mit einer Jeanshose bekleidet, die er wohl gerade hastig übergestreift hatte. Unverzeihlich, in so derangiertem Zustand einer Dame entgegenzutreten. Ungekämmt war er auch, mit Bartstoppeln im frech grinsenden Gesicht. Dahinter hockte ein Mädchen auf dem Bett, nur mit langem golden schimmernden Haar bekleidet. »Shocking«, flüsterte Gladis Bellford entgeistert. Welch sündiges Treiben mußte hier vorgehen? Und das schlimmste war, daß sich noch ein weiterer, aber immerhin korrekt bekleideter Mann, in diesem Zimmer befand.
    Gladis faßte sich erstaunlich schnell, holte tief Luft und legte los, daß es eine wahre Pracht war. Sie forderte den blonden Jüngling auf, unverzüglich dafür zu sorgen, daß es in diesem Zimmer ruhig werde, sich fernerhin anständig anzuziehen und sich zu benehmen, wie es sich einer Dame gegenüber gehöre, die nichts anderes wünsche als ihre ungestörte Nachtruhe. Und wenn er nicht willens sei, diesen ihren gerechtfertigten Wünschen zu entsprechen, werden sie sich beim Wirt, bei der Polizei und bei der Premierministerin persönlich über ihn beschweren, und außerdem…
    Da sah sie den Wolf.
    Fenrir hatte sich wohl ins Bad verdrückt, sehr genau wissend, daß Tiere im »Eisernen Krug« nicht geduldet wurden, aber als neugieriger Wolf konnte er’s nicht lassen, die feuchte Nase durch den Türspalt zu drücken und sich anzusehen und zu schnuppern, welcher befremdlichen Untergang der Spezies Mensch dieses furienhafte Individium an der Tür angehörte. So blieb’s nicht aus, daß Gladis Bellford die Wolfsnase entdeckte.
    Sie unterbrach ihre Schimpfkanonade.
    Noch einmal holte sie Luft.
    »Sie - sie haben ja ein Tier im Zimmer!« kreischte sie empört. »Sie wissen doch genau, daß das verboten ist! Ich werde es unverzüglich dem Wirt melden, damit er Sie rauswirft, und…«
    Die Unterhaltung kam von hinten. Die Tür des Zimmers gegenüber wurde aufgerissen, ein stoppelbärtiger Mann tauchte auf und knurrte: »Was soll der Lärm hier? Kann man nicht mehr in Ruhe schlafen? Halten Sie endlich Ruhe, oder…«
    Cladis Bellford war gerade richtig in Fahrt. »Ungehobelter Dorftölpel!« fauchte sie ihn an. »Was fällt Ihnen ein, sich hier einzumischen? Ziehen Sie sich gefälligst die Decke über die Ohren, wenn Sie nicht schlafen können, und veranstalten Sie hier keinen solchen Aufstand?«
    »Au wei«, murmelte der Mann, schlug angesichts der streitbaren Dame die Tür wieder zu und ließ nichts mehr von sich hören.
    Gladis Bellford ließ dagegen um so mehr von sich hören und ging wieder auf Gryf los. In der Tür zum Bad, jetzt endgültig geöffnet, saß Fenrir, hatte die Lefzen hochgezogen, den Kopf etwas schräggelegt und grinste wölfisch.
    Langsam drehte sich der zweite Mann im Zimmer um.
    Gladis stoppte mitten im Redefluß und sah ihn an.
    Den kannte sie doch.
    Das war doch -Aber der war doch tot, der hatte sich doch aufgehängt. »McThruberry« keuchte die Dame entnervt. »Aber das ist nicht möglich!«
    McThruberry nickte grinsend.
    Da stieß Gladis einen spitzen Schrei aus und ergriff die Flucht. Mit Gespenstern hatte sie nun absolut nichts im Sinn! Und noch dazu, wenn diese Gespenster jenseits der Geisterstunde an einem Ort spukten, wo sie absolut nichts zu suchen hatten!
    Gladis verfehlte die Tür ihres Zimmers, mußte am Ende des Korridors desorientiert umdrehen und tastete sich erschüttert von Tür zu Tür, bis sie endlich ihre Unterkunft fand. Sie drehte den Schlüssel hinter sich so oft um, bis es nicht mehr ging, warf ihre Prinzipien über den Haufen und verriegelte das Fenster, um sich dann in ihrem Bett zu verkriechen und die Decke über den Kopf zu ziehen.
    Etwas knackte, dann wurde es seltsam feucht unter ihr.
    Mit einem irren Schrei sprang sie wieder auf, aber da war bereits alles zu spät…
    ***
    Gryf ap Llandrysgryf war von Natur aus ein Gemütsmensch. Aber zuweilen konnte er auch rachsüchtig sein. Und der Auftritt der streitbaren Dame

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