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0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht

Titel: 0327 - Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie kamen drei Stunden nach Mitternacht
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um Miss Dolly Salue. Sie wohnt in der Perry Street Nummer 110 und arbeitet in der Bar Mon Bijou in der Bedford Street.«
    »Also eine Bardame?«
    »Haben Sie etwas dagegen? Das beeidigte Zeugnis einer Bardame ist genauso viel wert, wie das eines anderen Menschen.«
    ***
    Wir ließen uns auf keinen Disput ein und fuhren zur Perry Street.
    Miss Salue wohnte im zweiten Stock des schon etwas bejahrten Miethauses. Wir gingen hinauf und klingelten.
    Wir hatten angenommen, Carloman habe seine Zeugin benachrichtigt, und wir würden bereits erwartet, aber es schien nicht an dem zu sein. Zuerst hörten wir schlurfende Schritte, und dann rief jemand:
    »Einen Augenblick. Ich muss mich anziehen.«
    Wieder mussten wir warten, und dann hörten wir, wie die Sicherheitsketten ausgeklinkt wurden, und die Tür öffnete sich. Dahinter stand ein Mädchen mit rot gefärbten Haaren. Sie trug einen Hausanzug.
    Das Mädchen lächelte und fragte, was sie für uns tun könne.
    »Sind Sie Miss Salue?«, fragte Phil.
    »Oh, Sie meinen Dolly. Die schläft noch. Wollen Sie wiederkommen, oder…«
    »Lieber wäre uns, wenn Sie Ihre Freundin wecken könnten.«
    Phil setzte sein liebenswürdigstes Lächeln auf. Die Rothaarige machte eine einladende Handbewegung und schleuste uns in ein Zimmer, das aussah, als hätte darin eine Horde wild gewordener Gorillas gehaust.
    Auf dem Tisch standen drei Flaschen, von denen nur eine noch zur Hälfte gefüllt war, viele Gläser, einige Aschenbecher, die bis zum Überlaufen voll waren.
    Auf der Doppelcouch lag ein schwarzlockiges Mädchen, bis unters Kinn zugedeckt, und lächelte uns an.
    »Meine Freundin Lou«, erklärte die Rote. »Sie ist zu Besuch. Wir haben so ausgiebig gefeiert, das ich es nicht verantworten konnte, sie allein nach Hause gehen zu lassen.«
    »Und wo ist Miss Salue?«
    »Da nebenan.« Sie wies auf eine Tür. »Ich habe nichts dagegen, wenn Sie selbst Klein-Dolly wecken. Sie wird sich sicher freuen.«
    Vorsichtig machte ich die Tür auf. In dem Zimmer sah es genauso unordentlich aus wie nebenan. Das Girl schlief so fest, dass es uns nicht hörte.
    »Hallo, Miss Salue!«, rief ich.
    Das Schnarchen verstärke sich, sonst geschah nichts. Ich versuchte es noch einmal, mit dem gleichen Misserfolg. Da schob mich die rothaarige Freundin kurzerhand zur Seite, verschwand im Bad und kam mit einem Glas Wasser zurück. Dieses Glas Wasser entleerte sie langsam und systematisch über Dolly Salues Wuschelkopf.
    Das Schnarchen verstummte jäh und machte einem wilden Geheul Platz. Dolly fuhr hoch.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie.
    »Nur eine Kleinigkeit, Miss Salue. Soviel mir bekannt ist, sind Sie mit Mister Carloman befreundet.«
    »Carloman? Carloman? Wer ist denn das?«
    »Der Herr, der angeblich von gestern Abend um zehn bis gegen Morgen in Ihrer Gesellschaft war.«
    »Ach so,-Sie meinen Ben«, lachte sie. »Warum schickt er Sie denn?«
    »Er schickt uns nicht. Es interessiert uns nur, ob seine Angabe, er sei mit Ihnen zusammen gewesen, stimmt.«
    »Und ich dachte immer, Ben sei ein Gentleman«, maulte sie.
    Ich hielt ihr meinen blau-goldenen FBI-Stern unter die Nase. Sie beäugte ihn und sagte: »Ein G-man also. Was hat denn der gute Ben ausgefressen? Der ist doch bestimmt harmlos.«
    »Wie man es nimmt. Wo haben Sie ihn denn getroffen?«
    »Gestern Abend im Mon Bijou. Er kam kurz nach zehn und holte mich ab. Dann gingen wir bummeln. Fragen Sie mich nicht, wo. Ich weiß es nicht mehr. So gegen zwei Uhr müssen wir hier gelandet sein. Wir haben hier weitergezecht bis halb sieben.«
    »Können Sie das nötigenfalls beschwören?«
    »Selbstverständlich kann ich das.«
    Gentleman-Ben hatte wieder einmal ein stahlhartes Alibi.
    Es war eine vertrackte Angelegenheit.
    Wir fuhren zurück zum Hauptquartier.
    »Gibt es etwas Neues in der Selbstmordsache Ethel King?«, fragte ich Lieutenant Cressborn.
    »Das Resultat der Autopsie. Aber das ändert nichts an dem Ergebnis der Ermittlungen. Bevor sie in die Badewanne stieg und sich die Adern aufschnitt, schluckte Mrs. King mindestens ein halbes Röhrchen Schlaftabletten. Der Doktor sagt, das sei nichts Außergewöhnliches. Viele Selbstmörderinnen machen das, um ganz sicher zu gehen. Die Todesursache: die Frau ist ertrunken und verblutet.«
    »Womit hat Mrs. King sich eigentlich die Pulsadern durchgeschnitten?«
    Lieutenant Crossborn legte die Stirn in Falten und blätterte in den Akten.
    »Zum Teufel. Ich weiß es nicht. Die einzige Angabe darüber steht im

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