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0328 - Wir legten einen Köder aus

0328 - Wir legten einen Köder aus

Titel: 0328 - Wir legten einen Köder aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir legten einen Köder aus
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fertiggestellten Etagen und kletterten sogar in den Gerüsten herum. Dann fuhren wir wieder zu Bodenfelds Büro zurück. Dort gab er uns einen Armvoll Papierrollen.
    »Die Grundrisse sämtlicher Etagen, die bis jetzt stehen«, sagte er. »Sie können die Lichtpausen leihweise haben. Kann ich sonst noch was für Sie tun?«
    »Nein, Sir«, erwiderte ich. »Wir haben Sie schon lange genug in Anspruch genommen. Vielen Dank. Morgen, wenn alles geklappt hat, bekommen Sie die Pläne zurück.«
    Er nickte. »Hals- und Beinbruch.«
    Wir schüttelten ihm die Hand, legten Zeichenstifte, Rechenschieber und Zollstöcke zurück und verließen das Büro.
    ***
    Zwanzig Minuten vor acht standen wir mit den Plänen im Arbeitszimmer unseres Distriktchefs, Mr. High.
    »Jerry, kümmern Sie sich um die nötigen Verstärkungen«, sagte er. »Unterdessen kann mir Phil in groben Umrissen die Baupläne erklären.«
    »Okay, Chef. Haben Sie was dagegen, wenn ich mich an Ihren Schreibtisch setze?«
    Der Chef lächelte.
    »Aber nein, Jerry.«
    Ich ließ mich auf Mr. Highs Drehstuhl fallen, zog das Telefon heran und ließ mich mit dem Nachtdienstchef der Stadtpolizei verbinden. Es war ein Chief-Inspektor namens Wardly.
    »Um welche Leute handelt es denn?«, fragte er.
    »Um die Jackson-Bande.«
    »Jackson-Bande? Ist das nicht das Quartett, das diese Tankstelle da an irgendeinem Highway ausgeraubt hat?«
    »Ganz recht, Sir, diese Leute sind es.«
    »Wie habt ihr sie so schnell ausfindig machen können?«
    »Jackson hat einen Bruder in New York. Sie kennen ihn bestimmt. Es ist Everich Jackson, der Hehlerkönig. Wir haben ihn beobachten lassen, weil wir hofften, dass sich Thomas Jackson mit seinem älteren und reichen Bruder in Verbindung setzen würde. Das hat er getan. Und der alte Jackson bot der Bande ein Versteck auf einer Großbaustelle an, zu deren Geldgebern er gehört. Dann kam er zu uns und sagte uns Bescheid.«
    »Er liefert seinen eigenen Bruder ans Messer?«
    »Ja.«
    »Merkwürdige Sache…«, sagte der Chief-Inspektor. »Aber uns soll es gleichgültig sein. Vielleicht ein alter Familienstreit oder so etwas. Hauptsache, wir kriegen die Halunken. Wie viel Mann brauchen Sie?«
    »Je mehr, umso besser. Es handelt sich um ein großes Gelände.«
    »Ich könnte Ihnen von den Nachtbereitschaften zwei Hundertschaften schicken. Wäre das genug?«
    »Ja. Könnten Sie uns die Leitenden sofort zur Einsatzbesprechung herüberschicken?«
    »Selbstverständlich, Cotton! Wann soll’s denn losgehen?«
    Ich blickte unwillkürlich auf meine Uhr. Es war kurz nach acht.
    »Um Mitternacht«, sagte ich.
    ***
    Der Raum war vier Yards lang und drei breit. Die Wände bestanden aus rauem, kühlen Beton. Es gab kein Fenster. Von der Decke baumelte eine nackte Glühbirne, die von einer dicken Staubschicht überzogen war. Die Tür schien aus Metall zu sein. Sie war dick mit grüner Farbe bestrichen.
    Es gab nur einen einzigen Gegenstand in diesem winzigen Gefängnis: ein Feldbett. Ethel Rutherford hockte darauf, die Ellenbogen auf den Knien und das Gesicht in die schmalen, schönen Hände gestützt. Was sollte dies nur bedeuten? Seit Stunden grübelte sie darüber, nach, und sie konnte keine Erklärung finden.
    Wollte man Lösegeld für ihre Freilassung erpressen? Aber das wäre doch Unsinn gewesen! Wer hätte denn dieses Lösegeld aufbringen sollen? Ihre Eltern waren tot - seit mehr als fünf Jahren. Und Ruth, ihre ältere Schwester, hatte nur ein kleines Gehalt, das kaum reichte, um sie durchzubringen.
    Wenn der Schulausschuss der Stadtverwaltung im letzten Jahr nicht eine Beihilfe gezahlt hätte, wer weiß, vielleicht wären sie nicht einmal imstande gewesen, die neuen Bücher zu kaufen.
    Ethel Rutherford gähnte. Dieses: pausenlose Grübeln machte sie müde. Sie streckte sich auf dem Feldbett aus. Plötzlich lächelte sie. Es war nicht auszudenken, was die Jungen und Mädchen in ihrer Klasse für Augen machen würden, wenn sie erst wieder bei ihnen war.
    Gekidnappt! Richtig gekidnappt, von Furcht einflößenden Männern, von denen einer auch noch aussah wie Richard Widmark! Sie würde auf Wochen hinaus der Mittelpunkt bei allen Partys sein.
    Dieser Gedanke drängte ihre Furcht in den Hintergrund. Sie sah sich bereits bestaunt und bewundert von ihrer Umwelt. Ethel Rutherford, das Opfer brutaler Kidnapper, endlich wieder zurückgekehrt! Es würde Schlagzeilen in den Zeitungen geben, und vielleicht kam sogar eine Fernsehgesellschaft und machte ein

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