033 - Der Frosch mit der Maske
wirbelnden Sinnen still.
»Ich glaube, Sie brauchen Hilfe für Ihren Bruder?« sagte Dick. »Nicht wahr, er macht Ihnen Angst?«
Sie nickte. »Es ist auch mir ein Rätsel. Ich kenne alle Details über ihn, sein Gehalt und seine merkwürdige Maskerade unter einem andern Namen. Das alles würde mir keine Sorgen machen, denn junge Leute haben diese Art von Geheimnissen gern. Nur sind sie unglücklicherweise teure Geheimnisse- Und ich möchte wissen, wie er es sich leisten kann, seine neugewonnene Stellung aufrechtzuerhalten.«
Dick erwähnte eine Summe, die bewirkte, daß Ella mit staunend geöffneten Lippen reglos sitzen blieb. »Ja, das kostet es«, sagte Dick. »Elk, der eine Leidenschaft für genaue Einzelheiten hat und der auf den Penny weiß, was zum Beispiel dieser Reitanzug kostet, hat mir diese Angaben geliefert.«
Sie unterbrach ihn mit einer so verzweifelten Geste, daß er sich brutal vorkam. »Was kann ich tun? Was kann ich tun?« fragte sie. »Jeder will mir helfen. Sie, Herr Johnson, und ich glaube auch Herr Elk. Aber es ist unmöglich. Es mag Ihnen vielleicht komisch vorkommen, daß ich in solche Aufregung über Rays dumme Streiche gerate, aber es bedeutet für Vater und mich ja so viel.« Als habe sie seine Gedanken erraten, fragte sie plötzlich: »Ist sie eine liebe Person, das Fräulein Bassano? Ich meine, ist sie jemand, mit dem Ray bekannt sein darf?«
»Sie ist sehr reizvoll«, antwortete Dick nach einer Pause.
Sie bemerkte sein Ausweichen und führte das Gespräch nicht weiter. Sie kam auf ihre Unterredung mit Ezra Maitland zu sprechen, und er hörte ihren Bericht an, ohne Überraschung zu äußern.
»Er ist ein ungeschliffener Diamant«, sagte er. »Elk weiß etwas über ihn, aber er will es mir nicht verraten. Elk liebt es, seine Vorgesetzten zu mystifizieren, er tut es beinahe noch lieber, als einen Verbrecher zu entdecken.«
»Warum trägt Maitland Handschuhe im Büro?« fragte Ella.
»Handschuhe? Das habe ich nie gewußt«, sagte er überrascht.
»Als er die Hand hob, um seinen Bart zurückzustreichen, habe ich es gesehen. Und ich habe auch gesehen, daß er auf dem linken Handgelenk eine Tätowierung trägt. Sie kam gerade noch unter dem Rand des Handschuhs hervor. Und es war unverkennbar der Kopf eines Frosches.«
»Sind Sie sicher, sich das nicht nur eingebildet zu haben, Fräulein Bennett?« fragte Dick. »Ich fürchte, der Frosch macht uns nervös.«
»Aber ich stand nur wenige Schritte von ihm entfernt«, beharrte sie.
»Haben Sie mit Johnson darüber gesprochen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Aber ich erinnere mich jetzt, daß auch Ray gesagt hat, Herr Maitland trage Sommer und Winter Handschuhe.«
Dick war wie vor den Kopf geschlagen. Es war doch unwahrscheinlich, daß dieser Mann, das Haupt einer großen Finanzgruppe, mit einer Bande von Landstreichern im Bunde sein sollte. »Wann kommt Ihr Bruder nach Horsham?« fragte er ablenkend.
»Am Sonntag«, sagte das Mädchen. »Er hat Vater versprochen, mit uns zu essen.«
»Vielleicht wäre es dann möglich, mich als vierten zu laden?«
»Sie werden der fünfte sein«, lächelte sie. »Herr Johnson kommt auch. Der arme Johnson fürchtet sich vor Vater. Ich glaube, die Angst ist gegenseitig. In dieser Beziehung ähnelt Vater Herrn Maitland, auch er mag Fremde nicht leiden. Aber auf alle Fälle lade ich Sie ein.«
Des Abends kam Elk, als Dick gerade im Begriff war, sich fürs Theater umzukleiden. Dick erzählte ihm von Ellas Verdacht. Zu seiner Überraschung nahm Elk die aufregende Theorie recht kühl auf.
»Es wäre möglich«, sagte er, »aber es ist auch möglich, daß es gar kein Frosch ist. Der alte Maitland war in seiner Jugend Matrose, wenigstens sagt das die einzige Biographie von ihm, die existiert. Vor zwölf Jahren erschien eine halbe Spalte über ihn, als er Lord Maisters Bauplatz auf dem Embankment kaufte und sein Büro zu vergrößern begann.«
In dieser Woche war Dicks Aufmerksamkeit durch einen ungewöhnlichen Vorfall von den Fröschen abgelenkt worden. Am Dienstag hatte der Sekretär des Auswärtigen Amtes nach ihm geschickt, und er war zu seiner Überraschung von dem höchsten Herrn des Departement persönlich empfangen worden.
»Hauptmann Gordon«, sagte der Minister, »ich erwarte aus Frankreich die Kopie des Handelsvertrages, der zwischen uns, der französischen und der italienischen Regierung geschlossen werden soll. Es ist sehr wichtig, daß dieses Dokument wohl bewacht wird, weil, wie ich Ihnen im
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