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033 - Der Frosch mit der Maske

033 - Der Frosch mit der Maske

Titel: 033 - Der Frosch mit der Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ihr Amerikaner viel geschicktere Hände habt als meine Landsleute. Also, Sie können mir keinen Rat geben?«
    »Ich werde Sie mit meinem Lieblingseinbrecher bekannt machen«, sagte Broad ernst, und dann lachten sie beide. »Was halten Sie eigentlich von mir?« fragte der Amerikaner unerwartet. »Ich verlange nicht, daß Sie mir ein Urteil über meinen Charakter oder meine äußere Erscheinung geben sollen. Aber was denken Sie eigentlich über meinen Aufenthalt in London, wo ich nur Amateurpolizeiarbeit leiste?«
    »Ich habe niemals lange über Sie nachgedacht«, sagte Elk unaufrichtig. »Aber da Sie Amerikaner sind, erwarte ich auch, daß Sie etwas Ungewöhnliches sind.«
    »Schmeichler!« sagte Broad.
    »Oh, ich würde nie so weit gehen, Ihnen zu schmeicheln«, verwahrte sich Elk.
    Er entfaltete mit einer Entschuldigung sein mitgebrachtes Abendblatt.
    »Sie wollen wohl nachsehen, was die ungeschwänzten Amphibien machen, was?«
    Elk sah verdutzt auf.
    »Die Frösche«, erklärte der Amerikaner.
    »Nein, ich sehe nicht gerade der Frösche wegen nach. Tatsächlich ist jetzt sehr wenig in den Zeitungen über diese interessanten Tierchen zu lesen. Aber es wird schon kommen.«
    »Und wann?« Die Frage klang wie eine Herausforderung.
    »Wenn wir den Frosch fangen.«
    Herr Broad zerkrümelte eine Semmel in der Hand. »Glauben Sie, daß Sie Frosch Nummer eins früher fangen werden als ich?« fragte er ruhig, und Elk blickte ihn über die Brille hinweg an.
    »Das möchte ich schon lange gerne wissen«, sagte er, und beider Augen trafen sich sekundenlang. Dann senkte sich Elks Blick auf die Zeitung, und plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit durch einen Absatz gefesselt. »Rasche Arbeit«, sagte er. »In dieser Beziehung sind wir euch Amerikanern über!«
    »In welcher?« fragte Broad.
    »Vierzehn Tage«, rechnete Elk. »Und das hat gerade gereicht, um vom Schwurgericht zum Tode verurteilt zu werden.«
    »Wer wurde verurteilt?«
    »Dieser Carter, der einen Vagabunden in der Nähe von Gloucester erschossen hat«, sagte Elk, »Carter? Von dem Mord habe ich gar nichts gelesen.«
    »Es gibt eigentlich keinen Beweis. Carter hat sich geweigert, zu gestehen oder den Advokaten zu instruieren. Und es muß geradezu ein Schnelligkeitsrekord unter den Mordprozessen gewesen sein. Es hat wenig darüber in den Zeitungen gestanden. Es war eigentlich auch kein interessanter Mord, und merkwürdigerweise war keine Frau im Spiel.«
    Elk faltete die Zeitung zusammen, und während der übrigen Mahlzeit sprachen sie von den Polizeimethoden der Vereinigten Staaten, ein Gebiet, auf dem Herr Joshua Broad eine Autorität zu sein schien. Der Zweck der Einladung war ein sehr durchsichtiger. Immer wieder versuchte Broad das Gespräch auf Balder zu bringen, und so geschickt er auch die Rede auf den Gegenstand lenkte, immer wußte Elk abzubiegen.
    »Sie sind verschlossen wie eine Auster, Elk«, sagte Broad und winkte dem Kellner, die Rechnung zu bringen. »Und doch könnte ich Ihnen ebensoviel über Balder sagen, wie Sie selbst wissen.«
    »Nun also, in welchem Gefängnis ist er?« fragte Elk.
    »Er ist in Pentonville. Aufseher Nr. 7, Zelle Nr. 84«, sagte Broad, und Elk setzte sich kerzengerade in seinem Sessel auf.

32.
    Es gibt eine Zelle im Gefängnis von Gloucester, die als allerletzte am Ende eines langen Ganges liegt. Tür an Tür mit ihr gibt es noch einen anderen Raum, aber dieser wird aus ganz besonderen Gründen nie mit Häftlingen belegt.
    Die Zelle, in der Ray Bennett saß, war ein wenig besser ausgestattet als die anderen. Es stand eine eiserne Bettstelle darin, ein einfacher Tisch, ein bequemer Windsorstuhl und zwei andere Stühle, auf deren einem Tag und Nacht der Wärter saß. Die Wände waren rosa getüncht. Ein großes Fenster nahe der Decke war schwer vergittert und mit durchscheinendem Glas bedeckt und ließ das bleiche Licht herein, das von einer elektrischen Birne am gewölbten Plafond verstärkt wurde. Es führten drei Türen aus der Zelle. Die eine auf den Gang, die andere in ein kleines Gelaß, das mit Waschschüssel und Badewanne ausgestattet war, die dritte in eben diesen leeren Raum mit hölzernem Boden, in dessen Mitte eine Falltür sich abzeichnete.
    Ray wußte nicht, wie nahe er der Behausung des Todes war, aber hätte er das gewußt, so würde ihn das auch nicht berührt haben. Der Tod war der geringste aller Schrecken, die ihn bedrängten. Aus seinem betäubenden Schlaf aufgewacht, hatte er sich in der Zelle des

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