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033 - Der Frosch mit der Maske

033 - Der Frosch mit der Maske

Titel: 033 - Der Frosch mit der Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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küssen, und als sie ins Haus zurückkehrte, war er in solcher Eile aufgebrochen, daß er nicht einmal seinen Apparat mitgenommen hatte.
    Ella fürchtete das Alleinsein nicht, da sie auch schon in der Zeit, als Ray noch im Haus wohnte, viele Nächte hatte einsam verbringen müssen.
    Sie bereitete den Tee und begann einen langen, glücklichen Brief an Dick zu schreiben. Etwa hundert Meter von der Straße entfernt war ein Postkasten angebracht. Ella entschloß sich, den Brief sogleich aufzugeben. Es war eine schöne Nacht, und die Leute standen vor ihren Haustüren und schwatzten, als sie vorüberging. Sie warf den Brief in den Kasten, kam in das Haus zurück, versperrte und verriegelte das Tor und setzte sich mit ihrem Arbeitskorb nieder, um die Stunde bis zum Schlafengehen auszufüllen.
    Während sie nähte, kehrten ihre Gedanken immer wieder zu Ray zurück.
    Die einzige Beleuchtung des gemütlichen Speisezimmers war eine mit einem Lampenschirm bedeckte Petroleumlampe, die auf dem Tisch neben ihr stand und ihr genügend Licht zur Arbeit gab. Außerhalb ihres Lichtkreises lag alles im Dunkeln. Ella hatte soeben die Socken ihres Vaters fertiggestopft und stach mit einem glücklichen Seufzer die Nadel in das Polster, als ihr Blick die Tür streifte, die in die Küche führte.
    Sie hatte sie vorhin geschlossen. Aber nun öffnete sie sich langsam, Zoll für Zoll.
    Einen Augenblick saß Ella starr vor Schrecken da, ehe sie auf die Füße sprang.
    »Wer ist da?« rief sie.
    Da erschien im dunklen Türrahmen eine Gestalt, deren bloßer Anblick den Schrei in ihrer Kehle erstickte. Sie schien riesengroß in dem engen schwarzen Mantel, den sie trug. Gesicht und Kopf waren hinter einer scheußlichen Maske von Gummi und Glimmer verborgen. Das Lampenlicht reflektierte auf den großen Augengläsern und erfüllte sie mit unheimlichem Feuer.
    »Schrei nicht und rühr dich nicht!« sagte der Maskierte, und die Stimme klang hohl und weit entfernt. »Ich werde dir nichts tun.«
    »Wer sind Sie?« stammelte Ella.
    »Ich bin der Frosch«, sagte der Fremde. Für die Dauer einer Ewigkeit stand sie hilflos, jeder Bewegung unfähig. Er begann von neuem zu sprechen. »Wie viele Männer lieben dich, Ella Bennett?« fragte er. »Gordon und Johnson und der Frosch, und der liebt dich am meisten.«
    Er machte eine Pause, als erwarte er ihre Antwort, aber sie war nicht imstande, zu sprechen.
    »Die Männer arbeiten für das Weib, und sie morden für das Weib, und hinter allem, was sie tun, ob es ehrlich oder unehrlich sein mag, steht ein Weib«, sagte der Frosch. »Das Weib bist du für mich, Ella.«
    »Aber wer sind Sie?« versuchte sie zu fragen.
    »Ich bin der Frosch«, wiederholte er, »und du wirst meinen Namen erfahren, wenn du selbst ihn von mir empfangen hast. Ich will dich besitzen.« Er hob die Hand, als er das Entsetzen in ihrem Antlitz aufsteigen sah. »Und du wirst freiwillig zu mir kommen!«
    »Sie sind wahnsinnig!« rief sie. »Ich kenne Sie nicht. Wie kann ich, ach, es ist sinnlos, nur daran zu denken ... Bitte gehen Sie!«
    »Ich werde gehen«, sagte der Frosch, »willst du mich heiraten, Ella?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Willst du mein Weib werden, Ella?« fragte er nochmals.
    »Nein!« Sie hatte ihre Ruhe und auch ein wenig Selbstbeherrschung wiedergewonnen.
    »Ich will dir alles schenken, was du ...«
    »Und wenn Sie mir alles Gold der Erde geben würden, ich würde Sie nicht heiraten!« sagte sie.
    »Ich will dir noch etwas viel Kostbareres schenken«, seine Stimme wurde sanfter, fast unhörbar. »Ich will dir ein Menschenleben schenken.«
    Sie dachte, daß er von Dick Gordon spräche.
    »Ich will dir das Leben deines Bruders schenken.«
    Eine Sekunde lang drehte sich das ganze Zimmer im Kreis um sie, und ihre Hand tastete nach einem Stuhl.
    »Was meinen Sie?« fragte sie.
    »Ich will dir das Leben deines Bruders geben, der im Gefängnis von Gloucester zum Tode verurteilt sitzt«, sagte der Frosch.
    Mit äußerster Anstrengung klammerte sie sich an den Stuhl an.
    »Mein Bruder?« fragte sie stammelnd.
    »Heute ist Montag«, sagte der Frosch. »Und am Mittwoch stirbt er! Gib mir dein Wort, daß du kommst, wenn ich dich rufe, und ich werde ihn retten.«
    »Was hat er verbrochen?«
    »Er hat Lew Brady getötet.«
    »Brady?« keuchte sie. Der Frosch nickte.
    »Das ist nicht wahr!« brachte sie hervor. »Sie sagen das nur, um mich zu erschrecken.«
    »Willst du mein Weib werden?« fragte er.
    »Nie! Nie!« schrie sie. »Eher

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