0330 - Ein Mann wie Rhodan
Administratur. Anrath wußte nicht, ob sie informiert waren. Als sie respektvoll grüßten, blieb ihm nichts anderes übrig, als zu nicken. Er hoffte, daß er richtig gehandelt hatte. Alles, was er über die Verhaltensweise des Großadministrators gelernt hatte, war in diesem Augenblick vergessen.
Als Anrath einsteigen wollte, schoben sich zwei Reporter zwischen ihn und die Roboter.
„Bitte eine kurze Auskunft, Sir!" rief einer der beiden Männer. „Wie ist der Kampf gegen die Kristallagenten ausgegangen?"
„Später!" knurrte Anrath ablehnend.
Er ließ sich in den weichen Sitz des Gleiters fallen. Er atmete schwer. Die Roboter drängten die Reporter zurück. Die Tür glitt zu. Sofort wurde es ruhiger.
Einer der beiden Offiziere nahm an der Steueranlage Platz.
„Manche dieser Reporter sind unangenehm zudringlich, Sir", sagte er, während er den Motor startete.
Anrath sah ihn betroffen an. Siedendheiß fuhr es ihm durch den Kopf, daß dieser Mann nicht wußte, daß er zusammen mit einem Doppelgänger Perry Rhodans im Wagen saß. Vermutlich war auch der andere Offizier nicht über die Zusammenhänge informiert.
Anrath preßte erbittert die Zähne zusammen, als er erkannte, was das bedeutete. Mercant wollte ihn einem letzten Test unterziehen. Wenn die beiden Offiziere merkten, daß sie nicht den echten Rhodan zur Administratur brachten, war es sinnlos, daß Anrath sich dem Parlament stellte. Anrath mußte sich beherrschen, daß er nicht heftig zu zittern begann. Langsam, als könnte eine schnellere Bewegung Mißtrauen erwecken, wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
„Während Ihrer Abwesenheit hat sich auf der Erde viel ereignet", sagte der andere Offizier. Zu Anraths Entsetzen ließ er sich im Sessel direkt neben ihm nieder.
Anrath wagte nicht, ihn anzuschauen.
„Ich habe davon gehört", sagte er. Er lauschte auf den Klang seiner Stimme. Hatte er richtig gesprochen; Mein Gott, diese Unsicherheit. Er konnte nicht anders, er mußte den Mann, mit dem er sprach, ansehen. Die Blicke des Offiziers begegneten den seinen. An den Rangabzeichen und der Uniform erkannte Anrath, daß er einen Major vor sich hatte.
„Jetzt wird sich alles schnell ändern" meinte der Mann zuversichtlich.
Anrath nickte. „Bestimmt", brachte er hervor.
So geht das nicht, dachte er.
War da nicht ein verräterisches Zucken in den Augenwinkeln seines Gegenübers? Wußte dieser Mann schon, daß es nicht Perry Rhodan war, an dessen Seite er saß?
Wann fahren wir endlich los? dachte der Ingenieur voll ängstlicher Ungeduld.
Als sich der Gleiter vom Boden abhob versuchte Anrath, möglichst uninteressiert zu wirken. Er sah den Raumhafen von Terrania zum erstenmal in seinem Leben. Für den Mann jedoch, den er verkörpern sollte, war es etwas Alltägliches, mit einem Gleiter von hier aus zu seinem Amtssitz gebracht zu werden.
Die ersten Gebäude huschten unter ihnen vorbei. Anrath war froh, daß seine Begleiter jetzt schwiegen. Er wußte, daß Rhodans Frau und Allan D. Mercant in den Nebenräumen des riesigen Parlamentssaals auf ihn warteten. Der Abwehrchef und Mory waren vorausgeflogen. Anrath hoffte, daß auch Reginald Bull da war.
„Sicher erinnern Sie sich noch an den Fall Lansom, Sir", sagte der Major neben Anrath plötzlich. Er lachte. „Lansom ist inzwischen wieder freigekommen."
Anrath gab einen erstickten Laut von sich. Unter dem Vorwand, Konversation treiben zu wollen, versuchte der Offizier ihn zu prüfen. Anrath glaubte nicht an einen Zufall. Diese beiden fähigen Männer hatten bereits Verdacht geschöpft. Jetzt war er dankbar für das Wissen, das Dr. Copson ihm vermittelt hatte.
„Hat er bereits wieder mit seinen Erfindungen begonnen?" fragte er so ruhig wie möglich. „Ich erinnere mich, daß er uns mit seinem Sekontrom viel Schwierigkeiten gemacht hat."
„Wir haben damals zusammen Landoms Stützpunkt ausgehoben, Sir. Sicher erinnern Sie sich an mich?"
„Natürlich. Sie sind Major Protkline. Damals waren Sie noch Captain. Der Fall Lansome hat Ihnen die Beförderung eingebracht."
Protkline nickte bedächtig. Er schien sich nicht darüber klar zu werden, was er von Perry Rhodan halten sollte. Anrath war verzweifelt. Der Major riskierte viel. Wahrscheinlich würde er sich sogar mit Mercant in Verbindung setzen, um dem Abwehrchef zu berichten, daß mit Rhodan irgendeine unerklärliche Veränderung vorgegangen war.
Anrath beschloß, die Initiative zu übernehmen.
„Was haben Sie auf dem Herzen, Major?"
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