0330 - Ein Mann wie Rhodan
erkundigte er sich wohlwollend. „Sicher wollen Sie nicht ausschließlich mein Gedächtnis prüfen?"
Protkline zuckte zusammen. Er fingerte nervös an den Halterungen des Sitzes herum.
„Eine Weile dachte ich... ich dachte... entschuldigen Sie mich, Sir. Die Ereignisse der letzten Tage haben mich verwirrt."
Anrath brachte ein Lächeln zustande.
„Durchaus verständlich, Major", sagte er.
Protkline war nicht überzeugt, aber er wußte nicht, woran er war. Anrath spürte eine gewisse Belustigung. Er war entschlossen, Mercant von diesem Zwischenfall zu berichten, bevor er das Rednerpodium betrat. Jetzt mußte der Abwehrchef einsehen, daß es unmöglich war, die Administratoren zu überzeugen. Anrath war einfach nicht in der Lage, Rhodan überzeugend zu verkörpern. Die Begegnung mit Major Protkline hatte das bewiesen.
„Wir sind gleich da", sagte der Offizier, der als Pilot fungierte. „Mr. Bull hat angeordnet, daß wir den offiziellen Landeplatz benutzen."
„Einverstanden", sagte Anrath gezwungen.
Er fühlte Protklines Blicke auf sich ruhen. Warum machte er sich überhaupt noch Sorgen? Vielleicht war er längst entlarvt? Schließlich hatten ein paar Milliarden Menschen zugesehen, wie er vom Schiff zum Gleiter gegangen war. Es war durchaus möglich, daß Mercant auf ihn wartete, um ihm zu sagen, daß das qualvolle Spiel zu Ende war.
7.
Reginald Bull betrat das kleine Konferenzzimmer, das sich unmittelbar hinter dem Sitzungssaal der Solaren Administratur befand. An der Tür standen Robotwachen. Mercant, Mory Rhodan-Abro und eine Anzahl eingeweihter Offiziere waren bereits angekommen. Keiner der Anwesenden sah besonders zuversichtlich aus. In wenigen Augenblicken mußte auch Heiko Anrath eintreffen. Bull fand. daß Anrath den Großadministrator bisher nicht sehr überzeugend vertreten hatte. Allerdings, so gestand sich der Staatsmarschall ein, war Anrath auch noch nicht ernsthaft geprüft worden.
„Ich hatte gehofft, daß Sie kommen", empfing Mory Rhodans alten Freund. „Sie müssen Allan dazu bewegen, daß er Anraths Auftritt vor dem Parlament verhindert und irgendeine Ausrede findet, um die Administratoren zu beruhigen."
„Wie stellen Sie sich das vor?" wollte Bull wissen. „Die Abgeordneten wissen, daß der Großadministrator auf dem Weg hierher ist. Wie sollen wir sie noch einmal vertrösten? Jetzt ist es zu spät, Anrath zurückzuziehen."
„Haben Sie ihn beobachtet, wie er zum Gleiter ging?" fragte Mory.
„Ich habe nicht alles gesehen, weil ich oft vor Nervosität die Augen zumachte. Trotzdem glaube ich, daß bisher alles gut gelaufen ist. Die Administratoren verhalten sich verhältnismäßig ruhig."
„Die Katastrophe kommt auf jeden Fall", behauptete Mory. „Sie wird nur noch größer, wenn wir Anrath jetzt nicht stoppen."
Mercant saß an einem Tisch. Er hatte den Kopf in beide Hände gestützt. Ohne Bull anzusehen, sagte er eindringlich: „Ich wünschte, ich konnte die Verantwortung auf einen anderen Menschen abwälzen. Ich respektiere Ihre Ansichten, Mory. Trotzdem bin ich noch immer dafür, daß wir Anrath eine Chance geben. „ Mory kam zu Reginald Bull herüber und legte eine Hand auf seinen Arm.
„Es siebt so aus, als sollte die Entscheidung bei Ihnen liegen", sagte sie.
Es wurde so still innerhalb des Zimmers, daß Bull das Gesumme der Stimmen aus dem großen Saal hören konnte. Bevor er antworten konnte, wurde die Tür geöffnet. Heiko Anrath trat ein. Die Roboter blieben draußen auf dem Gang.
„Major Protkline hat unser Spiel durchschaut", platzte Anrath heraus. „Er wurde sofort mißtrauisch."
„Warum kommt Protkline dann nicht, um mich zu warnen?" fragte Mercant erstaunt. „Haben Sie ihm die Zusammenhänge erklärt?"
„Nein", gab Anrath zurück. „Ich habe versucht, den Verdacht des Offiziers zu zerstreuen."
„Das ist Ihnen offensichtlich gelungen", meinte Mercant zufrieden. „Sonst wäre Protkline schon hier."
Bull näherte sich dem Doppelgänger Rhodans.
„Die Administratoren warten auf Sie", sagte er. „Wollen Sie noch immer zu ihnen sprechen?"
„Ich muß wohl", flüsterte Anrath. Sein Gesicht war weiß und schweißbedeckt.
„Wir begleiten Sie bis zum Eingang", sagte Bull. „Dann sind Sie allein mit der Robot-Garde und den Administratoren."
Allan D. Mercant blickte auf. Die Entscheidung war gefallen. Heiko wurde vor das Parlament treten.
Was sich jedoch im Saal ereignen wurde, wußte niemand vorherzusagen.
„Sie warten hier", sagte
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