0330 - Ein Mann wie Rhodan
sagte der Mann neben Anrath.
Anrath versuchte zu grinsen.
„Es will mir nicht gelingen."
Gransom klatschte in die Hände. „Sehen Sie!" stieß er triumphierend hervor. „Mr. Anrath hat Angst.
Die ganze Sache hätte anders angepackt werden müssen."
Anraths Begleiter wurde ärgerlich.
„Schweigen Sie jetzt", sagte er.
Heiko Anrath mußte sich in einem freien Sessel niederlassen. Er sah zu, wie Gransom sich an den Kontrollen zu schaffen machte. Der Raumfahrer und Anraths Begleiter vertrugen sich anscheinend nicht sehr gut. Der Ingenieur bezweifelte jedoch, daß er daraus einen Nutzen ziehen konnte. Die Ereignisse wurden immer unwirklicher und schienen Teil eines seltsamen Traumes zu sein.
Gransom sprach über Normalfunk mit jemand in der Kontrollstation am Rande des Landeplatzes.
Anrath wunderte sich immer mehr über die Selbstverständlichkeit, mit der die Verbrecher vorgingen.
Gransom erhielt sofort Starterlaubnis. Der diskusförmige Körper des kleinen Raumschiffs hob sich vom Boden ab.
„Sie können die dicke Jacke jetzt ausziehen", sagte Anraths Begleiter.
Der Ingenieur fragte sich, wohin man ihn bringen würde. Manche dieser kleinen Schiffe besaßen eine erstaunliche Reichweite, so daß es durchaus denkbar war, daß er aus dem Sonnensystem verschleppt wurde. Solche Gedanken ließen das Gefühl der Verlorenheit in Anrath noch stärker werden. Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und schloß die Augen. Um diese Zeit wäre er jetzt in seiner Wohnung in New-Tripolis erwacht. Er hätte Fencher angerufen, um sich zu erkundigen, ob in der Schaltzentrale alles in Ordnung wäre. Wahrscheinlich hatte die Aufsichtsbehörde bereits einen neuen Mann zum Schaltmeister von Sahara XI ernannt. Wilson Fencher würde an der Beerdigung eines Toten teilnehmen, von dem er genau wußte, daß es nicht Heiko Anrath war. Unwillkürlich ballte Anrath die Hände zu Fäusten. Welche Summe mochte Fencher für seine Mitarbeit an der Entführung erhalten haben?
„Der Flug dauert nicht lange", bemerkte Gransom.
Anrath blickte auf.
„Wir landen auf dem Mond", fuhr der kleine Raumfahrer fort.
Anrath starrte ungläubig auf den großen Bildschirm über den Schaltkontrollen. War es möglich, daß der Einfluß dieser Verbrecherorganisation groß genug war, um einen Entführten auf den Mond bringen zu können? Ausgerechnet dorthin, wo es nach Anraths Wissen von Spezialisten und Agenten der Solaren Abwehr wimmelte. Hoffnung stieg in ihm auf. Vielleicht konnte er auf dem Erdtrabanten mit jemand Verbindung aufnehmen. Ein unbewachter Augenblick würde ihm genügen. Er war entschlossen, jede Gelegenheit, die sich ihm bieten sollte, kaltblütig zu nutzen.
Heiko Anraths Enttäuschung war groß, als Gransom nach erfolgter Landeerlaubnis den Diskus in den offenen Schacht eines Bodenhangars steuerte. Es sah nicht so aus, als sollte Anrath in die Lage kommen, auf Luna Kontakt zu Menschen aufzunehmen, die nichts von der Macht der Entführer wußten.
Gransom schaltete die Antigravprojektoren ein und flog das Raumschiff zum Landeplatz. Anrath wußte, daß das Innere des Mondes vollkommen ausgehöhlt war. Unter der Oberfläche des Erdsatelliten gab es riesige Raumschiffswerften. Nathan, das bio-positronische Rechengehirn, war ebenfalls hier untergebracht. Außerdem unterhielt ein Großteil der Behörden des Solaren Imperiums auf dem Mond kleinere Stationen.
Gransom erhob sich von seinem Platz. Er maß Anrath mit einem teilnahmsvollen Blick.
„Meine Aufgabe ist erledigt", sagte er. „Sie können ihn jetzt in die Station bringen."
Der Mann, der Anrath von der Erde hierher begleitet hatte, ging zur Schleuse. Dort wartete er auf den Ingenieur.
„Lassen Sie sich nicht zu Dummheiten verleiten", warnte er Anrath. „Ich habe Sie an einen bestimmten Platz zu bringen, und ich werde sofort den Paralysator benutzen, wenn Sie mich daran hindern wollen."
„Machen Sie sich keine Sorgen!" rief Gransom den beiden nach.
Anrath und der großgewachsene Fremde verließen das Diskusschiff. Zwischen den Landeplätzen liefen breite Gleitbänder, die bis zu den Antigravschächten führten.
„Wir fahren noch ein bißchen tiefer", sagte der Mann an Anraths Seite.
Der Schaltmeister hatte den Eindruck, daß die Stimme des Entführers nicht mehr so angespannt klang. Der Mann hatte seinen Auftrag ausgeführt und beschäftigte sich in Gedanken offenbar schon mit anderen Dingen. Trotzdem ließ er Anrath nicht aus den Augen.
Im nächsten Zwischengang tauchten
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