0331 - Heroin in zarten Händen
lernen!«
»Sei froh«, erwiderte mein Kollege. »Er ist ein übler Bursche.«
Also musste wieder mal unsere Kundenkartei herhalten. Diese Kartei, in der die Verbrecher mit allen interessanten Details festgehalten werden, hat schön viele Halunken zur Strecke gebracht. Allein in unserer zentralen Fingerabdruckkartei in Washington sind mehr als 145 Millionen Prints registriert -das ist schon fast die Bevölkerung der Vereinigten Staaten.
Perelli war ein übler Kunde. Sein Brot verdiente e/ sich damit, anderen Leute gegen harte Dollars das Lebenslicht auszublasen, also ein Killer. Nun hatte es ihn selbst erwischt. Sein Stammquartier war die Bronx gewesen, wie eine Bemerkung auf der Karte besagte.
Ich rief Ted Brewer an, der in diesem Stadtteil einen fürchterlichen Fusel ausschenkte. Für besondere Gäste hatte er allerdings einen ehrlichen Tropfen unter der Theke bereit. Ted hatte mir schon manchen wertvollen Hinweis geben können, denn in seinem Lokal verkehrten auch sehr undurchsichtige Gestalten.
»Ted, hier spricht Cotton vom FBI! Sie können mir eine kleine Gefälligkeit erweisen - was wissen Sie über Tony Perelli?«
Ich hörte, wie der Mann am Telefon seine Stimme dämpfte.
»Und das nennen Sie eine kleine Gefälligkeit? Solche Freundschaftsbeweise erhöhen die Sterblichkeit, das wissen Sie doch!«
»Keine Bange, Ted. Perelli ist tot.«
Er pfiff leise durch die Zähne.
»Glauben Sie, dass solche Burschen allein auf der Welt herumlaufen? Hinter ihm steht noch ein ganzer Rattenschwanz von Killern, die vielleicht noch weniger Bedenken haben, mich zu einer Spazierfahrt einzuladen.«
Brewer schien mächtige Angst zu haben, und bei einem Mann mit seiner Erfahrung ließen sich daraus allerhand Schlüsse ziehen. Ich wurde langsam ungeduldig.
»Nun«, drängte ich, »was ist?«
Er überlegte einen Augenblick, dann klang es aus der Muschel: »Kommen Sie her. Solche Dinge bespricht man nicht am Telefon. Aber veranstalten Sie nicht den üblichen Fackelzug.«
***
Zwanzig Minuten später war ich dort. In der Kneipe war zu dieser Stunde nicht viel Betrieb. Als ich mich an einen dunklen Ecktisch setzte, erschien der Barmann.
»Mr. Brewer lässt bitten«, sagte er mit einladender Handbewegung. Ich folgte ihm durch einen dunklen Gang in das kleine Büro, in dem Ted seine Lieferanten abfertigte und seine Rechnungen schrieb.
Als der Barmann wieder verschwunden war, rückte Ted zwei Stühle zurecht und legte los: »Sie sind wohl von allen guten Geistern verlassen, Cotton. Wenn Sie als G-man sich öffentlich mit mir an einem Tisch unterhalten wollen, wo jeder zuhören kann, können Sie mich genauso gut gleich auf den heißen Stuhl schicken. Noch gefällt mir das Leben!«
»Wir sind einer heißen Sache auf der Spur!«
»Wann sind Sie das nicht?«, schnaufte er verächtlich. »Also,Tony Perelli ist tot. Ist er durch ein Messer oder eine Kugel gestorben?«
»Keins von beiden«, erwiderte ich. »Er saß zu nahe an einer Sprengladung, und das vertrug er nicht.«
Ted strich nachdenklich seinen Seehundsbart.
»Er arbeitete für einen Rauschgiftboss in der letzten Zeit, aber ich weiß nicht, für wen. Vielleicht fragt ihr mal Dolly Hale. Aber lasst nicht verlauten, woher ihr den Tipp habt, ich riskiere nicht gern meinen Hals.«
»Sie wissen, dass wir solche Hinweise vertraulich behandeln«, beruhigte ich ihn. »Haben Sie eine Ahnung, wo die Dame wohnt?«
»73, Morningside Drive, Cotton.«
Das Haus, in dem auch May und Millicent Tool zu ihren Lebzeiten gewohnt hatten. Ich ließ mir nichts anmerken.
Ich holte Phil im Office ab.
Die rothaarige Dolly zeigte keine Überraschung, als wir an ihre Tür klopften.
»Kommen Sie herein«, sagte sie, »und suchen Sie sich einen Platz. Sie sind von der Bundespolizei, nicht wahr? Ich sah Sie heute schon aufkreuzen, als die arme Millicent auf gefunden wurde.«
»Dann sind Sie ja im Bilde«, meinte Phil. »Sie kannten also die Ermordete und ihre Schwester?«
»Muss ich denn noch einmal von vorn anfangen? Ich habe Ihren Kollegen schon alles dreimal erzählen müssen. Sie quetschen jeden Hauseinwohner aus wie einen nassen Schwamm«, antwortete sie ungeduldig.
»Immerhin handelt es sich um einen Mord«, sagte ich, aber das rührte sie wenig.
»Wo ist Tony Perelli?«, fragte Phil, aber sie blieb kalt wie Eis.
Sie zeigte auf das Radio in der Ecke. »In den Nachrichten wurde die Passagierliste durchgegeben. Sie wissen genauso gut wie ich, dass Tony in der Boing saß, die heute
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