0331 - Ninja, Zombies und Shimada
Höhe ragten.
Über uns war der Ausschnitt eines dunklen Himmels zu sehen. Wir würden bald das freie Wasser erreichen.
Es lag ein seltsamer Geruch in der Luft. Nach Meer roch es, aber auch nach Teer, nach Öl, Küste und nach Metall. Für mich strahlten auch die Schiffswände einen Geruch ab. Wenn ich nahe genug an sie heranfuhr, merkte ich es. Da hatte man das Gefühl, neben einem kalten Schweißbrenner zu stehen und Metall zu schmecken.
Wir ließen den Kanal zwischen den beiden hohen Bordwänden hinter uns und erreichten das offenere Wasser. Einen weiten Bogen mußten wir noch fahren, um den Schiffsfriedhof überblicken zu können. Die langen Decks der Flugzeugträger stachen besonders weit vor. Sie wirkten wie schwarze Klötze auf einem ebenfalls dunklen Wasser.
Yakup schüttelte den Kopf, als ich das Boot so gedreht hatte, daß wir die Schiffe anschauen konnten. »Das schaffen wir nie, John. Diese Decks können wir nicht untersuchen.«
»Weiß ich auch.«
»Und wie willst du sie finden?«
Ich hob die Schultern. »Wenn sie da sind, Yakup, werden wir ein Zeichen bekommen. Kein Kampf kann sich lautlos abspielen. Wenigstens keiner, bei dem Shimada mitmischt.«
Der junge Türke gab mir keine Antwort. Der Motor tuckerte im Leerlauf. Wellen schoben sich heran, griffen nach dem Boot und drückten es vor. Das Wasser sah schwarz aus.
Nur dort, wo der Mond sein bleiches Licht abstrahlte schimmerte es heller.
Hier warten wollte ich auch nicht, sondern die Hecks oder Bugs der Schiffe abfahren. Vielleicht war etwas zu sehen. Wir mußten mit jeder Überraschung rechnen.
Ich fuhr sehr langsam und auch spritsparend. Unheimlich kamen mir die Metallwände vor. Diese Schiffe hatten viel erlebt. Sie waren im Zweiten Weltkrieg eingesetzt worden und hatten auf allen Weltmeeren agiert. Besonders im Pazifik. Jetzt brauchte man sie nicht mehr. Sie waren abgewrackt.
Es gab bessere, viel modernere. Mir kam es vor, als würden die Schiffe stöhnen und atmen. Das Metall lebte. Es hatte sich nur in eine Wartestellung zurückgezogen. Manchmal kamen einem schon seltsame Gedanken.
Yakup schaute sich nicht die abgewrackten Pötte an, seine Blicke glitten über das Wasser, und ich hörte den Ruf meines neuen Freundes.
»Dreh mal bei, John.«
»Weshalb?«
Er deutete aufgeregt über das Wasser. Ich konnte nicht erkennen, was er da entdeckt hatte, weil ich mit dem Wendemanöver beschäftigt war, aber es mußte schon etwas Außergewöhnliches sein.
Yakup hatte sich über die Bordwand gebeugt. Seine Hände streiften durch die öligen Fluten. Dann holte er etwas hervor und warf es auf die Planken.
Zwischen uns blieb der Gegenstand liegen.
»Erkennst du ihn?« fragte Yakup.
Ich mußte mich erst bücken, um eine genaue Antwort geben zu können. Zuerst dachte ich, einer Täuschung erlegen zu sein, das war nicht der Fall. Vor meinen Augen lag der Gegenstand, den Yakup aus dem Wasser geholt hatte, und ich identifizierte ihn als einen Arm.
Ich schluckte einige Male. Der Arm war zum Teil noch mit Stoff bedeckt. Er besaß auch nicht die normale Haut, wie wir sie kennen, seine schimmerte in einem dunklen Braun und erinnerte mich an alte Rinde.
Sogar die Hand sah ich noch.
Lange brauchte ich nicht zu überlegen, zu wem der Arm gehörte. Der Stoff sagte mir auch genug.
»Das war ein Ninja.«
»Und er ist vernichtet worden.«
Ich kam wieder hoch. Den Motor hatte ich abgestellt. Wir vernahmen nur mehr das Plätschern der Wellen. »Entweder ist er dem Wesen durch einen Schwertstreich abgetrennt worden oder durch die Peitsche.«
»Die Suko trägt?«
»Genau.«
»Es würde bedeuten«, fuhr Yakup fort, »daß sich unser Freund auf einem der Schiffe befindet.«
Ich dachte bereits weiter. »Die Strömung hier ist nicht sehr stark. Ich glaube, daß wir nicht lange zu suchen brauchen.«
»Genau so wird es sein.«
Ich redete nicht mehr, sondern handelte. »Suchen wir mal die Bordwände von außen ab. Möglicherweise finden wir irgendwelche Spuren.«
Damit war Yakup voll einverstanden. Ich stellte den Motor wieder an.
Mit halber Kraft tuckerten wir los. Da ich mich auf das Steuern konzentrieren mußte, schaute Yakup sich die aus dem Wasser ragenden Bugs oder Hecks der gewaltigen Schiffe an.
Nicht weit entfernt sahen wir einen Flugzeugträger. Sein langes Landedeck schob sich wie ein breites Maul in das Wasser hinein. Als wir näher heranfuhren, kam ich mir noch kleiner und verlorener vor, denn im Vergleich zu diesem Riesenkahn waren wir
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