0332 - Besuch beim Geisterhenker
Manchester ermordet worden. Und zwar auf eine schreckliche Art und Weise. Ebenso wie vor Jahrzehnten der Killer Ed Mosley gewütet hatte.
An den konnte sich Tanner noch erinnern. Er war damals noch kein Chiefinspektor gewesen, aber er hatte sich schon auf der Jagd nach Mosley beteiligt und war Mitglied der Sonderkommission gewesen.
So wie Hank Digger umgebracht worden war, hatte auch Mosley gekillt. Mit dem Messer.
Dieser Killer war ein Psychopath gewesen. Motive hatte man nicht feststellen können. Bei seiner Festnahme hatte er sich wie ein Irrer gewehrt und um sich gestochen. Dabei waren drei Beamte verletzt worden, bis jemand den Killer erschossen hatte.
Und jetzt war wieder ein Mord geschehen!
Wieso, weshalb?
Chiefinspektor Tanner konnte sich keinen Grund vorstellen. Er hatte die Zeugen vor und zurück befragt, und auch diesen Geisterführer namens T.C. Markham.
Nichts war dabei herausgekommen. Der Mann hatte Digger nicht umbringen können, weil er nicht mit ihm in die Säule hineingegangen war. Nur etwas hatte Tanner stutzig werden lassen. T.C.
Markham sprach von einem angeblichen Spuk, denn es hieß in den Geschichten, daß der Geist des Killers Mosley noch herumirren würde, weil er wegen seiner schrecklichen Taten keine Ruhe mehr fand.
Ob das stimmte?
Tanner war Realist. Dennoch hatte er schon die tollsten Dinge erlebt.
Allein deshalb, weil er mit einem Mann so gut bekannt war, den man den Geisterjäger nannte.
Dieser Mann hieß John Sinclair und war Oberinspektor bei Scotland Yard. Tanner war zwar nicht davon überzeugt, daß es Geister gab, er hatte noch keine gesehen, aber über Sinclairs Arbeit gab es keine Diskussion. Dieser Teufelskerl hatte schon so manchen Fall gelöst, der unlösbar erschien, weil er ihn mit anderen Methoden anging.
Spuk, Okkultes, Dämonen – das alles war etwas für John Sinclair.
Und wahrscheinlich auch dieser neue Mord, denn Tanners Ermittlungen stagnierten. Er kam nicht weiter, und dies bereits seit vier Tagen.
Liebend gern hätte er John Sinclair früher eingeschaltet. Leider war er nicht da gewesen. Ebensowenig wie Inspektor Suko, Johns Kollege und Partner. Die beiden hatten sich, so Sir James Powell, Sinclairs Boß, an der amerikanischen Westküste herumgetrieben, um dort Dämonen oder dämonenähnliche Geschöpfe zu jagen. So war dem guten Tanner nichts anderes übriggeblieben, als zu warten.
Der Termin stand jetzt fest, und Tanner hoffte, daß ihm John Sinclair den Fall aus der Hand nehmen würde…
***
Es war schon seltsam für mich, zu Tanner zu fahren. Normalerweise besuchte er mich, oder wir trafen uns an irgendeinem Tatort. Jetzt fuhr ich zu ihm.
Ich mochte Tanner. Er war ein alter Fuchs und Praktiker, dem so leicht niemand etwas vormachte, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, was die Existenz von Geistern und Dämonen anging. Das konnte ich von Tanner auch nicht verlangen. Jedenfalls gehörte er nicht zu den Leuten, die meinen Job ignorierten und ihn womöglich als Spinnerei abtaten, denn damit mußte ich bei den »normalen« Kollegen immer rechnen. Mittlerweile war auch ein wenig Neid hinzugekommen.
Frisco lag hinter Suko und mir. Und damit auch ein Teil des Kapitels Shimada.
Ich hätte ihn gern erwischt. Leider war er im letzten Moment entkommen. Pandora, die Unheilbringerin, hatte ihren Schutzmantel über ihn ausgebreitet, und der hatte selbst meinem geschleuderten Bumerang widerstanden. Einen Teilerfolg hatten wir erringen können, und auch einen neuen Freund dazu gewonnen.
Der junge Mann hieß Yakup Yalcinkaya, war Türke, und hatte bei chinesischen Mönchen eine Ausbildung bekommen. Das Kloster lag in den Bergen, nahe der Stadt Frisco. Da der Abt umgekommen war, hatte er zu seinem Nachfolger den Türken Yakup bestimmt, und dieser versprach, das Kloster im Sinne des Verstorbenen weiterzuführen. Es sollte ein Bollwerk gegen die Mächte der Finsternis werden und auch eine Stätte der Forschung. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, Professor Chandler und die Mönche aus dem Kloster zusammenzubringen, war nach genauem Überlegen von dem Gedanken abgekommen, denn Chandler war zu sehr Einzelgänger. Er forschte lieber in seinem alten Schloß bei Wien.
Zu Tanner fuhr ich allein.
Suko war die Aufgabe zugekommen, einen Bericht über den letzten Fall zu schreiben. Er hockte mit Glenda Perkins zusammen und arbeitete den Bericht aus.
Natürlich war er wütend, aber er hatte beim Losen verloren. Zudem hatte Tanner auch mich verlangt.
Weitere Kostenlose Bücher