0333 - Das Meer der Träume
Ahnung, wo Aser Kin sich befand. Wäre er noch auf Triton gewesen, so hätte der Dolan davon gewußt. Die Streustrahlung selbst des bewußtlosen Gehirns wäre ihm nicht entgangen.
Aser Kin war also entweder tot oder von Triton entfernt worden.
Die erste Möglichkeit, erklärte Tro Khon seinen Genossen, stand nicht zur Debatte. Die Terraner entführten einen Schwingungswächter nicht, um ihn zu töten Dafür war er zu wertvoll. Er lebte noch, befand sich jedoch in einem sorgfältig gehüteten Versteck.
Für das weitere Vorgehen gegen Terra gab es daher nur die Direktive: Eine angemessene Zeitspanne zu warten, ob sich nicht doch noch eine Spur von Aser Kin zeigte, der man folgen konnte.
Und dann - nachdem entweder die angesetzte Spanne ereignislos verronnen oder aber Aser Kin befreit worden war - Terra anzugreifen.
Unmittelbar, ohne weitere Umschweife.
Die Rückschläge der jüngsten Vergangenheit hatten Tro Khon von dieser Notwendigkeit überzeugt.
Die Terraner waren eine besondere Rasse. Nur ein mit aller verfügbaren Gewalt geführter Schlag war in der Lage, das terranische Zeitverbrechen zu bestrafen.
*
Nach zweistündiger Rundfahrt, die ihn von einem Staunen ins andere gestürzt hatte, landete Reginald Bull endlich in Abel Waringers Privatlabor, einem mäßig großen, spärlich eingerichteten Raum, der keineswegs der Rolle entsprach, die Waringer auf Last Hope spielte. Waringers Schreibtisch war eine alte Kommode aus Lignit, in deren Rückwand jemand ein Loch geschnitten hatte, so daß der Benutzer des Möbelstücks seine langen Beine ausstrecken konnte. An Sitzgelegenheiten gab es einen altersschwachen, noch aus echtem Holz gefertigten Stuhl und einen auf Rollen laufenden Hocker, den Waringer vermutlich während seiner Versuche entlang der Meßtische benutzte.
Waringer war höflich genug, um den wackligen Stuhl hinter seinem Schreibtisch hervorzubalancieren und ihn Bull anzubieten. Er selbst begnügte sich mit dem Hocker.
Reginald Bull gelang es, sich langsam von dem Schock zu erholen, den der Anblick des Forschungszentrums auf Last Hope bei ihm verursacht hatte. Jeder Verantwortliche in Terrania wußte, daß auf dieser Welt Forschung der fortgeschrittensten Art betrieben wurde. Das Unternehmen war aber von der Zentralregierung des Imperiums weitestgehend unabhängig, da die benötigten Mittel aus privaten Quellen flossen. Reginald Bull hatte, als er auf Plophos erfuhr, daß Last Hope sein endgültiges Reiseziel war, eine Vorstellung von dem gehabt, was auf Iratio Hondros früherem Höllenplaneten vor sich ging. Jetzt, nachdem er zwei Stunden lang herumgeführt worden war, wußte er, daß er sich getäuscht hatte - daß all die vermeintlichen Sachverständigen in Terrania nur ein Hundertstel von dem wußten, was auf Last Hope wirklich getan wurde.
Last Hope war, daran gab es keinen Zweifel, das derzeit größte und am besten ausgestattete Forschungszentrum im Einflußbereich des Solaren Imperiums. In weitem Abstand erst folgten Forschungsstätten, von denen man bislang angenommen hatte, es gäbe nirgendwo ihresgleichen.
Bull fühlte sich plötzlich beobachtet. Er hob den Kopf und sah, daß Abel Waringer ihn mit freundlichem Lächeln musterte.
„Ich fühle mich geehrt", sagte er. „Das Staunen ist Ihnen am Gesicht abzulesen."
Reginald Bull lag nichts daran, den Eindruck zu verbergen, den die Anlagen auf ihn gemacht hatten.
„Sie haben in kurzer Zeit Erstaunliches geleistet", gab er ehrlich zu. „Es wird mir schwerfallen, den Mund darüber zu halten, wenn ich nach Terrania zurückkehre."
„Warum das?" fragte Waringer verwirrt.
„Die größte Forschungsstätte des Imperiums funktioniert ohne staatliche Kontrolle", antwortete Bull.
„Das erweckt Mißtrauen. Viele Politiker halten für verdächtig, was sie nicht kontrollieren können. Hinzu kommt, daß Last Hope altes plophosisches Besitztum ist, und die Furcht hat sich noch nicht gelegt, daß Plophos eines Tages von neuem versuchen könnte, Mutter Erde in den Rücken zu fallen."
Waringer lehnte sich zurück und klatschte lachend in die Hände.
„Das ist lächerlich", rief er. „Jeder Mann mit nur halbwegs gesundem Verstand wird sofort erkennen, daß dieser Verdacht völlig grundlos ist. Last Hope steht unter plophosischer Oberhoheit. Der Chef auf Plophos ist Mory Rhodan-Abro, die Frau des Großadministrators. Die Besitzerin der Aktienmajorität in mehreren galaktischen Bankunternehmen, die den Löwenanteil unserer
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