0333 - Drei Herzen aus Eis
schwergefallen, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Kälte nahm zu, und sie beeinflußte auch sein Denken und Handeln. Er wurde träge.
Nur auf den Namen mußte er sich konzentrieren. Und ihn rief er laut und deutlich.
»Jane Collins!« Dabei erschrak er über seine eigene Stimme. Sie hallte in der Vitrine, als wäre sein gläsernes Gefängnis zehnmal so groß.
Vergebens lauschte Pierre auf eine Antwort, und ein weiteres Mal rief er den Namen der Hexe.
Er hörte das Knistern, als das Eis an den Wänden allmählich zersplitterte, und wieder mußte er schreien.
»Das reicht!«
Satans Stimme war da. »Du steckst in einem Zentrum Schwarzer Magie. Diese Vitrine ist etwas Besonderes. Der Ruf, den du in ihr ausgestoßen hast, wird keine Grenzen kennen und genau die erreichen, auf die es dir ankommt. Ich hoffe, daß die Vitrine dich genügend abgeschirmt hat, so daß Jane Collins nicht merkt, was wir vorhaben. Wenn du sie vor dir stehen hast und ihr das Herz raubst, werde ich wieder erscheinen und dir dabei zuschauen. Hast du verstanden?«
»Das habe ich.«
»Dann enttäusche mich nicht.«
Es waren die letzten Worte des großen Mentors, bevor sich dieser zurückzog. Pierre hatte noch fragen wollen, ob er in der Vitrine erfrieren sollte, es war ihm nicht mehr gelungen, weil andere Gedanken ihn quälten. Plötzlich verschwand das Eis.
Pierre konnte zuschauen, wie es sich von den gläsernen Seiten der Vitrine zurückzog. Dabei bildete es seltsame Muster. Manchmal Sterne, dann wieder andere Kristallformen und auch ein Dreieck, das Ähnlichkeit mit dem Gesicht des Teufels besaß.
Satan hatte das Eis auf magische Art und Weise entstehen lassen, nun ließ er es tauen.
Nur entstand dabei kein Wasser. Es verschwand so, wie es gekommen war. Ohne Spuren zu hinterlassen.
Tief atmete der junge Student durch. Seine Panik verschwand allmählich. Er hatte das Gefühl, noch einmal neu Geburtstag feiern zu können. Jemand hatte im das Leben zurückgegeben. Und dieser Jemand war der Teufel gewesen. Demnach spielte der Herr der Hölle doch nicht falsch.
Pierre lachte auf, als er seinen Arm in die Höhe streckte und es ihm gelang, ohne große Schwierigkeiten den gläsernen Deckel der Vitrine in die Höhe zu stemmen. Auch er stellte sich hin. Dabei verzog er das Gesicht, schüttelte den Kopf und atmete ein paarmal tief durch, bevor er aus der Vitrine kletterte.
Neben ihr blieb er stehen. Das Zittern in den Knien hatte aufgehört, er fühlte sich besser, atmete tief durch und begann zu lachen.
Wie ein kleines Kind führte er sich auf, tanzte von einem Bein auf das andere.
Doch er war ein sehr gefährliches Kind, denn er hielt das Messer mit der langen Klinge bereits in der Hand. Diese Jane Collins konnte kommen…
***
Eine Taube in Menschengröße!
Hätte mir das jemand vor fünf Minuten erzählt, ich hätte ihn für einen Spinner gehalten.
Nun sah ich sie mit eigenen Augen, und auch Suko sah das gleiche wie ich.
Paul Meurisse stand nicht weit von diesem unheimlichen Vogel entfernt. Der französische Agent hielt sich die Schulter. Die Hand lag dort mit gespreizten Fingern, und wir konnten beide das Blut erkennen, das aus einer Wunde hervorkam. Wahrscheinlich hatte der Schnabel dieses übergroßen Vogels die Wunde gerissen, und Meurisse war es nicht mehr gelungen, auszuweichen.
Zuerst bewegte sich Suko. Seine rechte Hand umklammerte den Griff der Dämonenpeitsche und zog die Waffe hervor. Er schlug einen Kreis über den Boden.
Drei Riemen rutschten heraus. Da dieses Wesen vor ihm magisch aufgeladen war hoffte Suko, es mit der Peitsche erledigen zu können.
Ich holte die Beretta aus der Halfter. Peitsche und Silberkugel reichten hoffentlich aus.
Das Tier war wirklich gewaltig. Sein Gefieder schimmerte grauweiß.
Der Kopf, größer und auch länger als der eines Menschen, zeigte in Meurisses Richtung. Auch der Schnabel der Taube war lang. Er erinnerte mich an zwei kleine, aufeinandergesetzte Speere. Die Augen wirkten wie Kugeln. Dieses Tier war tatsächlich ein Monstrum.
»Meurisse!« Scharf sprach ich den Franzosen an. »Gehen Sie einige Schritte zurück!«
Erst jetzt schien uns der Mann wahrzunehmen. Er drehte den Kopf, schaute uns an und nickte.
Im selben Augenblick breitete die Taube die Flügel aus. Das geschah schnell, ich hatte noch schießen wollen, doch als ich abdrücken wollte, war die Taube schon in der Luft.
Ein gewaltiges Exemplar, unheimlich anzusehen, mit einer Flügelspannweite, die den Weg
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