0333 - Drei Herzen aus Eis
ihm gesagt, etwas, das aus einem gefährlichen Haus stammte. Wer die Vitrine richtig benutzte, konnte mit dem Teufel in Kontakt treten.
Gelacht hatte Pierre darüber, bis er es darauf ankommen ließ und die magischen Kräfte der Vitrine weckte. Da war ihm der Teufel erschienen und hatte ihn in seinen Bann geschlagen.
In die Vitrine sollte er also hineinsteigen.
Pierre schluckte. Noch nie war ihm der Gedanke gekommen, und er fragte sich, ob es richtig war, was er jetzt tat. Die Herzen waren vereist, als sie in der Vitrine lagen. Würde auch sein Körper zu einem Eisklumpen werden?
Die Frage stellte er sich, und sie war gar nicht mal so unberechtigt.
Nur stand er unter dem Schutz eines Mächtigen, und der Teufel würde ihn bestimmt nicht vernichten.
Pierre hob seine Arme und faßte das an, was den Deckel der Truhe darstellte. Das Glas war schwer, auch der Rahmen bestand aus dickem Holz. Vorsichtig hob er den Deckel der Vitrine in die Höhe.
Es klappte.
Hochkant blieb er stehen. Pierre stellte sich auf die Zehenspitzen, reckte den Kopf vor und schaute von oben her in die Vitrine hinein.
Sie war leer.
Nichts wies darauf hin, welche Kräfte in ihr wohnten. Er klopfte das Glas ab und nickte zufrieden, als er festgestellt hatte, daß es dick genug war und der ebenfalls gläserne Boden sein Gewicht halten würde.
Pierre bezeichnete sich nicht gerade als guten Turner. Er hatte seine Schwierigkeiten, in die Vitrine hineinzuklettern. Der Student hockte sich hin, zog die Beine an und legte fast sein Kinn auf die angewinkelten Knie.
Dann reckte er einen Arm, bekam den Deckelrand zu fassen und zog die gläserne Klappe wieder zu.
Nun saß er endgültig in diesem Gefängnis!
So wartete er. Der Teufel hatte davon gesprochen, daß er sich nicht wundern sollte. Bisher war noch nichts geschehen. Auch die Luft würde für eine Weile reichen. Wenn nicht, brauchte er nur den Deckel von innen her aufzustoßen.
Es war still.
Pierre selbst spürte, daß in der Vitrine andere Kräfte herrschten.
Er sah sie nicht, aber sie waren vorhanden, und sie beeinflußten seine Gedanken.
Und er spürte die Kälte.
Sie war plötzlich da, kroch von innen her in seinen Körper und nahm von ihm Besitz. Es war keine Kälte, wie sie im Winter draußen lauerte, sondern eine innere. Vielleicht eine Gefühlskälte oder der Odem des Bösen. Starr schaute er auf die Glasscheibe.
Bisher hatte sich dort nichts getan. Nun aber sah er in der Scheibe seltsame Schlieren, die anfingen zu wandern, und er vernahm wispernde Stimmen.
»Du wirst sie töten!« flüsterte eine Stimme. »Du wirst ihr das Herz entnehmen. Sie heißt Jane Collins…«
Pierre öffnete den Mund. Sein Gesicht bekam einen wächsernen Ausdruck. Die Haut schien von innen her zu vereisen, und auf seine Poren legte sich ein dünner Film.
Eis…
Ja, es war Eis.
Jetzt stieg die Angst in ihm hoch. Der Teufel hatte ihn hereingelegt. Es sollte ihm wie den drei Herzen ergehen. Sie waren in der Truhe vereist, und ihm stand das gleiche Schicksal bevor. Auch er würde das Grauen spüren und sich später nicht mehr bewegen können.
Die Kälte nahm zu.
Bei seinen Zehenspitzen begann es. Auch die Finger blieben nicht verschont. Durch die Spitzen kroch die Kälte allmählich höher. In seine Adern drang sie und schien auch das Blut allmählich in Eiskristalle zu verändern.
Er schaute hoch.
Der gläserne Deckel war seine Chance. Wenn er ihn aufstieß, konnte er entwischen.
Pierre merkte, daß es ihm schwerfiel, den Arm in die Höhe zu stemmen. Er legte seine rechte Hand unter den Deckel und drückte ihn langsam hoch. Das heißt, er wollte es und mußte mit Schrecken feststellen, daß ihm dies nicht gelang.
Der Deckel saß fest!
Satan hat dich eingeschlossen! schoß es ihm durch den Kopf. Er hat dich mißbraucht, du hast deine Schuldigkeit getan, nun läßt er dich einfach fallen.
Pierre schüttelte den Kopf. Er war sauer, er war fertig, innerlich abgewrackt, er…
»Zweifelst du an mir?« Das war die Stimme des Teufels.
Sehen konnte Pierre ihn nicht, er hörte nur die Stimme, und das reichte ihm.
»Warum hast du mich hier fertiggemacht? Weshalb soll ich erfrieren?« schrie er, »Das wirst du nicht«, erklärte der Satan. »Dein Blick soll sich nur für Dinge öffnen, die wichtig für dich sind. Rufe den Namen. Rufe die, die zu dir eilen soll. Ich habe dich mit meiner Kraft gefüllt, und diese Kraft wird sie erreichen.«
»Wen meinst du?«
»Rufe sie!«
Es war dem jungen Mann
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