0333 - Teris grausame Träume
ernst.«
»Schau es dir doch an«, sagte Gryf. »Ein Landtier, das geeignet ist, im Wasser zu leben. Hier, Schwimmhäute zwischen den Krallen, die sich nicht einziehen lassen. Der Stachelkamm auf dem Rücken… warte mal. Gib mir das Schwert.« Er nahm es ihr aus der Hand und stach damit in den Körper der Bestie. Er begann, die Katzenechse aufzuschneiden. Ekelerregender Gestank stieg auf, und Shady nahm ihr nasses Schurztuch und wich auf die höhergelegenen Felsen zurück. Dort war es erträglich. Sie sah Gryf zu, wie er das Untier förmlich zerlegte.
Schließlich säuberte er sich und das Schwert und kam zu ihr.
»Es hat einige Organe, die keinen Sinn ergeben«, sagte er. »Dafür fehlen andere. Das Tier ist niemals hier entstanden. Außerdem glaube ich, daß das Blut keinen Sauerstoff transportiert.«
»Hä? Was ist das, Sauerstoff?«
»Ein Bestandteil der Luft, den wir atmen«, erklärte er. »Das Blut holt diesen Sauerstoff aus der Luft und bringt ihn zu den Muskeln, wo er zu Kraft umgewandelt wird.«
»Du redest einen verdammten Blödsinn«, sagte sie.
»Überleg mal. Im Rauch eines Feuers ist kein Sauerstoff, weil er verbrannt ist«, sagte Gryf. »Wenn du Rauch einatmest, wirst du schwach und besinnungslos - der Sauerstoff, der in den Muskeln zu Kraft wird, fehlt.«
»Erstens«, sagte sie tadelnd, »werde ich im Rauch nicht besinnungslos, sondern muß höchstens husten. Zweitens: warum sollte dieser… Sauerstoff verbrennen? Du redest Unsinn, Gryf.«
»Gut, du hast recht und ich meine Ruhe«, murmelte der Druide. »Aber merkwürdig ist es schon mit diesem verflixten Vieh…« Seine Finger glitten über Shadys Rücken und lösten nicht zum ersten Mal dieses angenehme Kribbeln aus. »Gryf…«, sagte sie. »Laß das…«
»Warum?« fragte er und streichelte weiter. Shady zuckte zusammen und erschauerte unter seinen Berührungen. Nun gut, dachte sie. Wenn er auch manchmal verschrobene Dinge und einen Quatsch erzählt, den kein vernünftiger Mensch versteht - von der Liebe hat er jedenfalls eine Menge Ahnung…
Und sie gab sich seinen streichelnden Händen und seinen küssenden Lippen hin, bis sie alles um sich her vergaß - die Kalkfelsen, die Fledermäuse, die tote, stinkende Bestie…
Da ware nur noch Glück und Liebe.
Und für kurze Zeit ein bläuliches Leuchten, das rasch wieder verging…
***
»Es ist schon seltsam«, sagte Teri.
»Hast du wieder so eigenartig geträumt?« wollte Gryf wissen. Er hatte Teri den Frühstückskaffee ans Bett gebracht. Sie nippte an dem heißen, texasschwarzen Getränk und nickte.
»Ja. Der Traum fand seine Fortsetzung. Der mit dem Ungeheuer, meine ich.«
Gryf hob die Brauen. »So etwas kommt vor, daß man wieder in den Traum einsteigt, aus dem man aufgeschreckt ist.«
»Ich habe auch von dir geträumt«, sagte sie. »Du warst da und versuchtest mir allerlei unsinnige Dinge zu erklären. Es war so unglaublich realistisch. Ich war eine Art Amazone in einer antiken Welt, und du… zum Schluß liebten wir uns, und ich schlief ein - und wachte auf.«
»Hm«, machte Gryf. »Was schließt du daraus? Ich meine - völlig neutral und wertfrei, nur auf die Tatsache des Traums an sich bezogen.«
»Ich schließe daraus gar nichts«, sagte Teri. »Ich weigere mich einfach, jetzt und sofort darüber nachzugrübeln. Ich brauche etwas Abstand.«
Sie erhob sich und kleidete sich an. »Unser Freund, der Vampir, hat sich auch nicht bemerkbar gemacht, nicht wahr? Vielleicht sollten wir die Leute, die uns von ihm erzählten, einmal etwas näher ansehen. Die wollen uns auf den Arm nehmen.«
»Oder es ist etwas anderes«, räumte Gryf ein. »Etwas, was sie für einen Vampir halten, weil gerade der passende Fachbegriff fehlt, und deshalb sind wir jetzt mit unserer Aufmerksamkeit auf das Falsche fixiert. Vielleicht sollten wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, daß es sich um eine völlig andere Kreatur handeln kann.«
Teri winkte ab.
»Die Leute im Dorf spinnen«, sagte sie. »Und das möchte ich ihnen und mir beweisen.« Sie sah nach dem Stand der Sonne. »Kommst du mit? Wir machen einen Spaziergang ins Dorf und beobachten nur einfach das Verhalten der Leute. Vielleicht tasten wir ein wenig nach Oberflächengedanken, obgleich ich das liebend gern vermeiden möchte.«
»Wir wollen nicht schnüffeln«, sagte Gryf. »Wenn, dann sensibilisieren wir uns nur, damit wir bewußte, gezielte Gedanken aufnehmen, die sich mit dem Vampir befassen. Und dann können wir immer noch
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