0333 - Teris grausame Träume
für Gryf und Teri, die beiden Silbermond-Druiden, keine Heimat mehr. Der ehemalige Fürst der Finsternis behauptete zwar, die Seiten gewechselt zu haben, und Merlin, sein Bruder, schien ihm zu glauben. Aber irgend etwas ging von Sid Amos aus, das Gryf immer -wieder frösteln ließ, und Teri erging es nicht anders. Sicher, Amos war in der Hölle wohl in Ungnade gefallen, und auf seinem Thron saß jetzt Leonardo deMontagne. Aber Gryf wollte den Seitenwechsel nicht so leicht schlucken.
Vorurteile, schalt eine innere Stimme. Nichts als Vorurteile! Warum gebe ich ihm keine Chance? Vielleicht hat er sich ja wirklich geändert? Immerhin vertraut ihm selbst Merlin völlig, und der irrt sich doch nicht!
Teufel bleibt Teufel, warnte die andere innere Stimme. Und ein Schlitzohr ist er allemal.
Immerhin: Gryf und Teri, die in den Monaten davor fast ständig in Caermardhin gewohnt hatten, hatten die Burg verlassen, nachdem Sid Amos sich als Dauergast einquartiert hatte. Eine Zeitlang waren sie gemeinsam durch die Welt gestreift, hatten sich aber jetzt wieder in Gryfs Hütte auf der Druideninsel Mona niedergelassen, die er seit Jahren nicht mehr benutzt hatte. Und daß sie verwaist war, schien sich herumgesprochen zu haben; man munkelte im Dorf, daß sich ausgerechnet hier ein Vampir niedergelassen habe, in relativer Nähe der Hütte.
Kein Wunder, dachte Gryf spöttisch, nirgendwo lebt so ein Langzahn sicherer als da, wo ich nicht bin. Er glaubt wohl, daß ich nicht zurückkäme, und fühlt sich hier sicher. Eine Frechheit von dem Burschen.
Aber in den letzten drei Tagen, in denen Gryf und Teri wieder hier Quartier bezogen hatten, um die noch nahezu unberührte Natur zu genießen, hatten weder er noch sie Anzeichen bemerkt, die auf das Vorhandensein eines Vampirs hindeuteten. Entweder hatte der es mit der Angst zu tun bekommen, hatte sich seinen Sarg unter den Arm geklemmt und nächtens das Weite gesucht, oder die Leute im Dorf waren einer Täuschung erlegen. In den beiden ersten Nächten waren die beiden Druiden wach geblieben und hatten getrennt voneinander Dorf und Umgebung beobachtet. Nichts und niemand hatte sich gezeigt. In dieser Nacht waren sie daheimgeblieben, bei geöffnetem Fenster. Wenn es den Vampir gab und er von der Rückkehr Gryfs wußte, würde er vielleicht kommen und versuchen, den Druiden zu töten, um wieder sicher sein zu können.
Aber daher konnte Teris Alptraum eigentlich nicht kommen. Denn erstens war nichts passiert, und zweitens glaubte Gryf nicht daran, daß der Vampir Einfluß über sie gewonnen hatte. Denn das hätte er unweigerlich gespürt. Er war förmlich auf Vampire »geeicht«.
Es mußte also einen anderen Grund haben.
Aber was nützten alle Spekulationen? Er brauchte Teri doch nur zu fragen. Das mit Goldlinien verzierte Glas mit dem Kräuter-Drink in der Linken, betrat er wieder das kleine Schlafkämmerchen, dessen Fenster immer noch weit offen stand. Teri hatte sich doch erhoben und stand am Fenster, sah nach draußen. Der goldene Kerzenschein und das weiße Mondlicht vermischten sich auf ihrer nackten Haut. Als Gryf eintrat, wandte sie sich um.
»So intensiv habe ich noch nie geträumt«, sagte sie und nippte an dem belebenden Trank. »Ich folgte einem blauen Lichtschein bis vor eine Tropfsteinhöhle, in die ein ruhiger, wandernder Fluß eindringt. Eine eigentümliche, aber schöne Landschaft mit bunten Schmarotzerblumen und bizarren Bäumen, bunten Kalksteinfelsen und dergleichen mehr. Plötzlich tauchte eine saurierähnliche Bestie auf und griff mich an. Ich versuchte mich mit Schwert und Schild zu wehren. Aber bevor die Bestie mich zerreißen konnte, hast du mich wohl geweckt.«
Gryf zuckte mit den Schultern. »Konntest du in deinem Traum nicht deine Druidenkraft einsetzen?«
Teri schüttelte den Kopf. Ihr hüftlanges, goldenes Haar funkelte im Licht. »Es ging nicht. Ich wußte nicht einmal, daß ich diese Fähigkeiten habe. Ich war ja nicht ich.«
»Eh?« stutzte Gryf. »Das ist neu. Jeder ist in seinem Traum er selbst!«
»Ich war es nicht«, sagte sie. »Oder zumindest nicht so, wie ich bin. Keine Druidin, Gryf. Ich war… jemand anders.«
»Das begreife, wer will«, sagte Gryf. »Das widerspricht allen Gesetzen der Psychologie, Traumdeutung und Parapsychologie. Du bist ein Phänomen, Teri. Vielleicht sollten wir Zamorra davon erzählen. Vielleicht macht er eine wissenschaftliche Forschungsarbeit daraus - falls er wieder an die Sorbonne zurückkehrt.«
»Ich weiß, daß
Weitere Kostenlose Bücher