0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod
lag, wußte er bisher nicht. Er hoffte, daß er nicht zu lange suchen mußte oder die Männer sich vorher meldeten.
Er traute ihnen durchaus zu, mit den Canottis fertig zu werden, obwohl diese Familie sicherlich einiges vor dem Licht der Öffentlichkeit zu verbergen hatte.
Es war nicht schwer, die Maschine zu finden. Dabei brauchte er nicht einmal vom Weg ab. Bis zu dem Plateau, auf dem das Flugzeug stand, konnte er ihm folgen, denn die Abzweigung vom Schloß her lag bereits hinter ihm.
Den letzten Rest des Wegs legte er rascher zurück, überwand noch eine kleine Anhöhe und blieb an der Stelle stehen, von der aus er das Flugzeug sehen konnte.
Es stand noch dort, als wäre es gerade erst gelandet. Nichts hatte sich verändert. In der tiefen Dunkelheit ringsum wirkte es wie das futuristische Gebilde eines Künstlers, der sein Zeichen in die unberührte Natur setzen wollte.
Wahrscheinlich war die unfreiwillige Landung des Jets noch gar nicht bemerkt worden. Menschen sah Daniel Ricon keine. Er bewegte sich als einziger auf die Maschine zu.
Eigentlich hätte er sich freuen müssen. Dieser Jet war etwas Reales.
Ein Produkt der Technik, auf das er stets vertraut hatte. Trotzdem war es keine Freude, die in ihm lauerte, sondern eher eine gespannte Erwartung, vermischt mit einer gewissen Portion an Furcht.
Erst jetzt nahm er bewußt auf, auf welch einem Gelände das Flugzeug gelandet war. Normalerweise hätte keine Maschine der Welt hier eine Landung überstanden. Der Jet hatte es aber geschafft. Ein für Daniel unerklärbares Phänomen.
Noch immer stand der Einstieg offen. Eine Gangway führte nicht hoch. Zum Glück war die Maschine nicht so gewaltig wie ein normales Passagierflugzeug, auch in der Höhe nicht, so daß Daniel nur zu springen und einen Klimmzug nachzuziehen brauchte, um das Innere betreten zu können.
Dieser geringe Kraftakt gelang ihm sehr schnell. Aufatmend schraubte er sich in die Höhe und betrat den Passagierraum. Das dumpfe Gefühl war noch immer nicht gewichen. Er hörte sein eigenes Herz überlaut schlagen und tat etwas, das er eigentlich mit dem Wort feige umschreiben konnte.
Er wandte sich zum Cockpit hin, als hätte er Angst, sich das anzuschauen, was noch innerhalb der Maschine stand.
Rasch betrat er den Raum, der für ihn zum Arbeitsplatz geworden war, und ließ sich auf den Pilotensitz fallen. Es tat gut, die Gerüche aufzunehmen, die sich stets im Cockpit befanden. Das Leder der Sitze, das Metall, der Kunststoff, alles hatte seine eigene Ausstrahlung, an die sich Daniel so gewohnt hatte.
Er schaute über die Instrumente. Blendfrei waren sie. Er lachte innerlich auf, als er daran dachte. Jetzt hätten sie ihn ruhig blenden können, dann hätte er gewußt, daß sie noch funktionierten, aber nun waren sie tot. Eine hochkomplizierte Technik war einfach ausgeschaltet worden, ohne daß jemand nur einen Schalter umgelegt oder auf irgendeinen Knopf gedrückt hatte.
Magie…
Er bewegte den Mund, als er daran dachte. An Magie wollte er nicht glauben, er hatte nie daran geglaubt, und da kamen diese Polizisten und machten ihm klar, daß es Magie tatsächlich gab.
Unfaßbar.
Wie in Trance bewegte er seine Finger. Ließ die Knöpfe über Sensortasten gleiten, einen Erfolg erzielte er nicht. Die Technik war völlig ausgeschaltet worden.
Das Leder des Sessels knarrte, als Daniel sich zurücklegte. Im Cockpit rauchte er normalerweise nicht. Jetzt konnte er einfach nicht anders. Aus der Innentasche seiner Jacke holte er die flache Schachtel mit den Zigarillos hervor. Er steckte sich das dünne Stäbchen zwischen die Lippen, atmete den Rauch ein, blies ihn wieder aus und freute sich darüber, als er den Wolken nachschaute, die sich vor seinem Gesicht ballten und die Instrumente vernebelten.
Der Rauch war etwas Normales, den konnte er sehen, riechen, schmecken, das war keine Magie, da machte ihm niemand etwas vor, aus diesem Grunde rauchte er das dunkle Stäbchen auch mit Genuß.
Für alle Fälle hatte er noch eine kleine Flasche versteckt. Sie befand sich in einer Höhlung am Boden, Daniel brauchte nur seine Hand auszustrecken.
Er holte die Flasche hervor.
Der Cognac schimmerte, goldbraun hinter dem dicken Glas der Flasche. Er drehte das Gefäß auf, setzte die Öffnung an den Mund und nahm einen kräftigen Schluck.
Ja, das war etwas Wahres. Daran konnte er sich halten, und nicht an die verdammten Geister.
Da man auf einem Bein nicht stehen konnte, trank er zum zweitenmal und hatte die
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