0337 - Der »Sanfte« kennt jeden Trick
nachweisen kann. Denkt daran, bevor ihr glaubt, ihr könntet einen Krieg untereinander anfangen.«
Ich hielt einen von beiden der Soft-Verbrechen für schuldig, und ich wollte die Reaktion von beiden beobachten.
»Ich kann dir nicht sagen, wer Bariano erschoss«, sagte Cyle.
»Okay, ich habe nicht erwartet, dass einer von euch einen Mord gesteht. Vielleicht beantwortet ihr mir eine andere Frage. Wo finde ich Ted Sheridan?«
Das Ergebnis dieser Frage überraschte mich. Beide erschraken, und zwar erschraken sie heftig.
Wood rutschte die Zigarre aus dem Mund. Er fing sie mit der Hand auf, verbrannte sich die Finger, hustete und fluchte und warf sie mit unsicherer Bewegung in den Aschenbecher.
Cyle hatte sich besser in der Gewalt, äber auch sein Gesicht verfärbte sich. »Ich habe ihn seit Monaten nicht gesehen«, antwortete er unsicher. »Keine Ahnung, ob er überhaupt noch in New York ist.«
Ich legte eine Fotografie auf den Tisch. Es war eines der Polizeifotos, die von Sheridans Leiche in der Frost-Villa gemacht worden waren. Cyle und Wood beugten sich über das Bild.
»Willst du wissen, wer das ist?«, grunzte Wood. »Kann ich dir nicht sagen. Der Bursche liegt auf dem Gesicht.«
Ich legte eine zweite Aufnahme über die erste. Sie zeigte nur den Kopf des Erschossenen.
Cyle warf einen Blick auf die Fotografie und sah mich dann spöttisch an. »Auch in Großaufnahme wird das Gesicht nicht deutlicher.«
»Der Tote ist Ted Sheridan«, sagte ich.
Wieder reagierten beide auf die gleiche Weise. Sie stellten sogar wie aus einem Munde die gleiche Frage: »Wer hat ihn gekillt?«
»Ein Mann, bei dem er einen Einbruch durchzuführen versuchte.«
Ich konnte mein Erstaunen kaum unterdrücken, als die Gangsterbosse zum dritten Mal die gleiche Reaktion zeigten. Charles Wood schnaufte erleichtert, Während Cyle die Lippen spitzte üfid nur mühsam ein erfreütes Lächeln unterdrückte.
»Noch ’nen Kranz spendiere ich aber nicht«, rief Wood und angelte eine neue Zigarre aus der Brusttasche.
»Er versuchte einen Einbruch?«, erkundigte sich Cyle. »Nun, kein Wunder, dass es ihn dabei erwischte. Für solche Sachen fehlte ihm jedes Talent.«
Phil beugte sich ein wenig vor und sagte: »Es besteht einige Wahrscheinlichkeit, dass Sheridan für den Sanften arbeitete.«
»Wieso?«
Cyle dachte schneller und schärfer.
»Waren noch mehr Leute an dem Einbruch beteiligt? War in dem Haus viel zu holen?«
»Was sollen die Fragen?«
Der Bronx-Gangster schnippte mit den Fingern.
»Nach allem, was die Zeitungen über den Sanften geschrieben haben, gibt er sich nicht mit Kleinigkeiten ab.«
»Habt ihr euch noch nie darüber zu informieren versucht, wer der Sanfte ist?«
»Interessiert mich nicht«, knurrte Charles Wood. »Raubüberfälle sind nicht mein Geschäft. Solange er sich nicht, in meine Geschäfte drängt, macht’s mir Spaß, in den Zeitungen zu lesen, welchen Ärger ihr mit ihm habt.«
Cyle sagte nichts, aber seine Blicke wanderten aufmerksam von einem zum anderen.
»Mag sein, dass dich Raubüberfälle nicht interessieren, Wood«, antwortete ich, »aber was würdest du sagen, wenn der geheimnisvolle Soft der Mörder Barianos wäre?«
Wood kaute an dem Satz. Sein langsames Gehirn brauchte Zeit, um die Bedeutung der Worte zu erfassen, aber dann warf er mit einem Ruck den Kopf zu Rane Cyle herum.
»Wenn du glaubst, du könntest es auf diese Weise schaffen, irrst du dich«, schnaubte er. »Wenn dein Sanfter ’ne unsanfte Behandlung braucht, schicke ihn zu mir.«
Cyle kniff die Augen zusammen. Er musterte den anderen aufmerksam. Dann wandte er sich an mich.
»Ich möchte mir dir sprechen, G-man, aber ohne ihn.« Er wies mit dem Daumen auf Wood.
»Du kannst gehen, Wood«, sagte ich.
Dem Hafen-Gangster passte es nicht, auf diese Weise hinausgeworfen zu werden, aber er ließ seinen Zorn an Cyle los, nicht an Phil oder mir.
»Suchst du dir G-men als Amme?«, bellte er. »Ich werde dir trotzdem das Fell über die Ohren ziehen, falls du…«
»’raus, Charles!«, befahl ich.
Er wuchtete von seinem Stuhl hoch, stampfte in Richtung Tür, drehte sich noch einmal um, als wolle er noch etwas sagen, gab aber nur ein paar wütende Knurrlaute und mächtig Zigarrendampf von sich. Drei Sekunden später donnerte die Tür ins Schloss, dass der Kalk von den Wänden rieselte.
»Leg los, Rane«, sagte ich.
Er packte nicht aus, sondern stellte eine Frage: »Was weiß das FBI über den Sanften ?«
»Nicht mehr, als in den
Weitere Kostenlose Bücher