0337 - Der »Sanfte« kennt jeden Trick
habe heute noch einiges zu erledigen.«
»Ich komme sofort.«
Ich nahm nicht den Jaguar, sondern eines der FBI-Fahrze.uge.
Der Cove Boulevard ist auch am Tage eine ruhige Straße. Als ich mich Nummer
63 näherte, hielt ich Ausschau nach dem Mann, von dem Frost gesprochen hatte, aber ich konnte niemanden entdecken.
Frost öffnete mir.
»Tut mir leid, dass ich Sie hergejagt habe, Mister Cotton. Leider scheint der Bursche in der Zwischenzeit das Weite gesucht zu haben.«
»Ja, ich habe niemanden entdecken können.«
»Er war verschwunden, als ich vom Telefonieren zurückkam. Und ich hatte Bedenken, ein zweites Mal zur Selbsthilfe zu schreiten. Ich habe gelernt, dass ein Mann eine ganze Menge Unannehmlichkeiten zu erwarten hat, wenn er sich seiner Haut wehrt.«
Ich ging auf den versteckten Vorwurf nicht ein.
»Vielleicht haben Sie sich geirrt?«
»Ich glaube nicht«, antwortete er.
»Wer soll ein Interesse daran haben, Sie zu beobachten?«
»Die Frage brauche ich Ihnen nicht zu beantworten, Mister G-man. Die Antwort müssen Sie sich selbst geben können.«
»Harry Syth, Ihr Neffe?«
»Nicht er selbst, aber einer seiner Freunde.«
Frosts Vermutung, dass sein Neffe ihn umbringen wollte, schien sich zu einer fixen Idee zu entwickeln.
»Ich werde Harry zur Rede stellen«, fuhr er fort. »Ich wollte ihn ohnedies auf suchen, um seiner armen Frau einen Scheck zu geben. Ich möchte nicht, dass sie unter die Räder kommt.«
Ich reagierte wieder nicht.
»Sie scheinen an Harrys Schuld nicht zu glauben, Mister Cotton«, sagte Frost höflich, »aber ich fürchte, ich kenne ihn besser. Leider hat er seine verbrecherische Neigung von Natur aus. John Law wäre es sonst nicht so leicht gelungen, ihn zur Teilname an seinen Verbrechen zu bewegen.«
»Sie sprechen von Ihrem Bruder?«
Sein Gesicht nahm einen eisigen Ausdruck an.
»Ich nenne ihn nie anders als bei dem Namen, unter dem er seine Verbrechen beging«, sagte er. »Es war die einzige anständige Tat seines Lebens, dass er den guten Namen der Familie nicht mit seinen Taten beschmutzte, sondern sich einen anderen Namen wählte.« Er machte eine scharfe Haftdbewegung. »Ich hasse es, von ihm sprechen zu müssen. Wollen Sie mich zu Harry begleiten?«
»Fürchten Sie, dass es zu einer Auseinandersetzung kommt?«
Er lachte auf eine merkwürdig lautlose Art.
»O nein, Harry wird sich hüten, mir am hellen Tage ein Haar zu krümmen.«
Er zog sich einen hellen Staubmantel über. Wir verließen gemeinsam die weiße Villa.
Frost ließ den Blick über den Cove Boulevard gleiten.
»Tatsächlich. Nichts Verdächtiges zu sehen. Ich sollte mal ausspannen, meine Nerven scheinen schlecht zu werden.«
Er schnippte mit den Fingern.
»Mein Gedächtnis lässt auch nach. Ich hätte ein Taxi anrufen müssen. Mein eigener Wagen befindet sich in der Inspektion.«
»Wenn Sie es wünschen, werde ich Sie zur Alexander Avenue fahren.«
Er zog die Augenbrauen hoch.
»Hat ein FBI-Beamter Zeit, den Chauffeur zu spielen?«
»Wenn es sich um einen Mann handelt, der in einem Fall eine Rolle spielt, immer. Steigen Sie ein, Mister Frost.«
Ich stoppte nach zwanzig wortkargen Minuten vor dem Haus 466 in der Alexander Avenue, in dem Syth und seine Frau jetzt wohnten.
»Danke fürs Mitnehmen, Mister Cotton«, sagte Frost, »und entschuldigen Sie noch einmal, dass ich Sie wegen eines Nichts aufgescheucht habe.«
»Scheuen Sie sich nicht, wieder anzurufen, wenn Sie sich beobachtet glauben.«
»Danke. Ich werde von Ihrem Angebot Gebrauch machen.«
Während er den Hauseingang von Nummer 466 betrat, fuhr ich an. Ich schlug nicht den Weg zum Hauptquartier ein, sondern steuerte den Wagen in Richtung der Bronx.
Ich stoppte ihn vor Rane Cyles Haus in der Adrian Avenue. Dieses Mal öffnete auf mein Läuten ein Mann, ein stiernackiger Kerl mit kurz geschorenem Haar.
Ich hielt ihm den FBI-Ausweis unter die Nase.
»Kann ich Cyle sprechen?«
Er starrte mit der Ausdruckskraft eines Karpfens auf den Ausweis. Dann schrammte er mir kurzerhand die Tür vor der Nase zu.
Ich deponierte meinen Zeigefinger auf dem Klingelknopf und ließ ihn dort, bis die Tür zum zweiten Mal geöffnet wurde.
Der Stiernackige machte eine Bewegung mit seinem Schädel.
»’reinkommen«, grunzte er.
Er stampfte mir voran durch den Korridor und öffnete eine Tür zum Wohnraum. Wieder eine knappe Kopfbewegung. Ich betrat den Raum. Der wortkarge Bursche zog hinter mir die Tür ins Schloss.
Rane Cyle saß an einem runden
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