0338 - Die stählerne Zitadelle
konnte. Die Schlucht, die Rhodan anhand von Tschai Kulus Aufnahmen als geeignetes Versteck ausgesucht hatte, war über zweihundert Meter tief, und auf ihrem Grund gab es eine Hohle unter einem Felsüberhang, gerade groß genug, um die Space-Jet aufzunehmen.
Major Tschai Kulu kam es vor, als müßte er das kleine Raumschiff in den Schlund der Hölle steuern, denn über ihm schienen sich die Berge drohend zu verengen, und die Felswände waren schwarz und mit rotleuchtenden Adern durchzogen. Wieder waren die Männer im Schutz der Nacht geflogen, aber in der Schlucht hatte Kulu die Außenscheinwerfer der Space-Jet eingeschaltet, so daß er die Umgebung erkennen konnte.
Der Neger atmete auf, als der Diskus endlich auf den Landestützen stand. Die Höhle verengte sich, je tiefer sie in den Berg führte. Von ihrer Decke tropfte Wasser, und überall hatten sich seltsam geformte Zapfen und Blöcke aus Kalk gebildet.
Hier war die Space-Jet vor jeder Entdeckung sicher.
„Das war ausgezeichnete Pilotenarbeit, Major", lobte Rhodan den Flottillenchef nach der Landung.
„Nicht jeder hätte die Jet unbeschadet hierher gebracht."
Kulu lächelte dankbar, aber er blickte nicht auf, sondern beobachtete weiterhin den Bildschirm.
„Schalten Sie jetzt die Scheinwerfer aus", befahl Perry Rhodan. „Ich möchte nicht daß wir von einem zufällig über die Berge fliegenden Beobachtungsschiff entdeckt werden."
Kulu kam der Aufforderung nach, und für einen Augenblick spiegelte sich sein Gesicht auf den Bildschirmen der Kontrollen. Es war jetzt blau, und wenn er den Mund öffnete, entblößte er zwei gekerbte Zahnreihen. Kulus Verwandlung war den Biochemikern besonders schwergefallen, einmal wegen seiner dunklen Hautfarbe und dann wegen seiner breiten Stammesnarben. Doch das Biomolplast hatte alle verräterischen Spuren verdeckt.
Rhodan deutete auf den bewußtlosen Arkh Trol.
„Als erstes müssen wir unserem Freund zu seinem Gürtel verhelfen." Er wandte sich an Marshall.
„John, trauen Sie sich zu, die Stelle zu finden, an der Sie das Gerät zurückgelassen haben?" Als der Mutant nickte, fuhr Rhodan fort: „Fliegen Sie los und holen Sie uns den Gürtel. Bis Sie zurück sind, werden wir nichts unternehmen."
Marshall legte seinen Fluganzug an und überprüfte den Energietornister.
„Lassen Sie sich nicht mit dieser Ausrüstung erwischen", warnte Rhodan. „Fliegen Sie nur mit eingeschaltetem Mikrodeflektor. Sollte es gefährlich werden, müssen Sie Ihren Fluganzug verstecken und den harmlosen Blauen spielen. '" Marshall deutete auf seine Hüfte.
„Ohne Gürtel wird mir das schwerfallen", meinte er. „Ich kann also nur hoffen, daß sich erst dann ein Zwischenfall ereignet, wenn ich Arkh Trols Gürtel bereits bei mir habe. Noch sicherer wäre es natürlich, wenn ich unbehelligt hierher zurückkehren könnte."
„Das wird Ihnen sicher gelingen", meinte Rhodan.
Der Telepath ging zur Schleuse und flog los. Solange er sich in der Schlucht befand, ließ er seinen Helmscheinwerfer eingeschaltet, denn er wollte vermeiden, daß er sich an einem Felsvorsprung verletzte. Innerhalb der Schlucht herrschte vollkommene Dunkelheit.
Marshall war froh, als er über den Bergen schwebte. Er löschte das Licht und schlug die Richtung zu den Plantagen ein. Er wußte, daß er in unmittelbarer Nähe der Festung vorbeifliegen würde. Hoffentlich gab es dort keine Ortungsgeräte, mit denen man ihn entdecken konnte. Er mußte sich auf seine hervorragende Ausrüstung verlassen, die eine Anpeilung so gut wie unmöglich machte. Er flog mit Höchstgeschwindigkeit, um keine Zeit zu verschwenden.
Im Licht der Sterne ähnelte die Festung einem gewaltigen Bergmassiv. Der Schutzschirm leuchtete in dunklem Grün und schuf seltsame Lichtreflexe auf den Stahlmauern der einzelnen Gebäude. Alles wirkte tot und verlassen, aber Marshall war sicher, daß sich im Innern der Festung Leben regte. Dort saßen die wahren Herren von Truktan. Warum hatten sie die Festung errichtet? Nach Marshalls Ansicht hätten ein paar Raum, schiffe genügt, um diese Plantagenwelt zu kontrollieren.
Obwohl die Nacht nicht kalt war begann Marshall zu frösteln. Er war froh, als er die Festung hinter sich gelassen hatte. Links vor ihm lagen die Gebäude, die zum Raumhafen gehörten. Dahinter begannen die Plantagen. Dort lag sein Ziel. Es würde nicht einfach sein, jene Stelle wiederzufinden, wo der Gürtel lag aber Marshall hoffte, daß ihm sein kleines Peilgerät dabei helfen würde.
Weitere Kostenlose Bücher