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0339 - Die Kammer der tausend Schrecken

Titel: 0339 - Die Kammer der tausend Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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abrupt, wie es erschienen war.
    Ralf Marten schaltete die Wiedergabe ab.
    „Nun...?" fragte er heiser vor Erregung.
    Ras Tschubai räusperte sich, um das würgende Gefühl aus seiner Kehle zu entfernen.
    „Niveauverschiebung!" sagte er tonlos.
     
    *
     
    Major Tschai Kulu hatte das Empfinden, als fiele er plötzlich mit den Füßen voran nach oben. Er wußte, daß es sich dabei um eine Sinnestäuschung handeln mußte, denn er hatte mit beiden Beinen fest auf dem Boden gestanden. Aber die Halluzination war so stark ausgeprägt, daß sich Zweifel in sein Bewußtsein schlichen.
    Er entsann sich, daß er zuletzt einen Ringkampf mit Jefferson ausgetragen hatte, bevor er dorthin stürzte, wo er sich augenblicklich befand. Von dem Schneegorilla war allerdings nichts mehr zu sehen.
    Lediglich ein Stück gis-Moll, das penetrant grün roch, tönte vor ihm hin und her.
    Himmel! durchfuhr es Kulus gequältes Hirn. Bin ich aber blau! Ich möchte bloß wissen, wer mich so hereingelegt hat!
    Doch sosehr er sich auch anstrengte, er kam nicht darauf. Im Gegenteil; ihm schien es völlig unwahrscheinlich, daß er sich sinnlos betrunken haben sollte, während er sich im Einsatz befand. Ganz abgesehen von dem diesbezüglichen Verbot gehörte es zu seinen Prinzipien, im Dienst keinen Tropfen Alkohol zu sich zu nehmen.
    Dennoch narrte ihn noch immer dieser Alptraum in gis-Moll, mit dem Geruch von Grün und den melodischen Bewegungen, wenn es sich überhaupt um Bewegungen im Sinne des Wortes handelte, denn mußte man eine Bewegung nicht sehen können...?
    Es vergingen einige Minuten, bevor ihm einfiel, daß er einen Kehlkopf, Stimmbänder, eine Zunge und Lippen besaß, um Laute zu formen und daß irgendwo in diesem diffusen Etwas die Mutanten Ras Tschubai und Ralf Marten stecken mußten.
    Er rief ihre Namen - oder jedenfalls glaubte er das zu tun. Tatsache war, daß er seine eigene Stimme nicht mehr hören konnte.
    Die Versuchung, die Augen zu schließen und darauf zu warten, daß er erwachte, war ungeheuer groß. Einen Moment lang versuchte er es wirklich. Aber als er feststellte, daß er trotz geschlossener Lider seine Umgebung genauso wie zuvor wahrnahm, gab er es auf. Allerdings gerieten ihm die verschiedenen Wahrnehmungsarten ziemlich durcheinander. Er wußte optische und akustische Eindrücke nicht voneinander zu trennen, und zeitweise hatte er das Gefühl, als hätte sich alles ins Gegenteil umgekehrt.
    Der Major war bestimmt keine ängstliche Natur. Im Gegenteil, er galt als unerschrockener, harter Kämpfer mit der Zähigkeit einer Bulldogge.
    Augenblicklich jedoch schien es so, als hätten sich alle Teufel des Universums verschworen, um ihn das Gruseln zu lehren.
    Er wußte, daß er irgend etwas unternehmen mußte, um dem drohenden Wahnsinn zu entrinnen, entweder schreien oder laufen oder um sich schießen oder sonst etwas.
    Da er aber weder Laute formen noch seine Beine bewegen noch die Hände an die Waffen bringen konnte, erstarrte er immer mehr unter dem Ansturm eiskalten Grauens.
    Er bemerkte schon nicht mehr, daß das irreale Durcheinander von sichtbaren Tönen, akustischen Bewegungen und farbigen Gerüchen gleich einer Woge über ihm zusammenschlug.
    Im nächsten Augenblick fuhr er vor Schreck zusammen, denn er hatte einen Schrei gehört.
    Er hatte einen Schrei gehört und nicht etwa gesehen...!
    Als er begriff, daß es sein eigener Schrei gewesen war und daß die Irrealität plötzlich der Realität gewichen war, zitterten ihm die Knie so sehr, daß er sich setzen mußte.
    Wie geistesabwesend starrte er auf das rote Gras zu seinen Füßen, auf den dunkelgrünen Himmel und die schwarzen Wolken, die an ihm entlangzogen. Ein safrangelbes Bächlein gluckerte zu seiner Rechten über glasige Steine und vor ihm lag ein zotteliger violettfarbener Fellberg und schmatzte behaglich mit dem raubtierhaften Maul, während die kreideweißen Augen mit hündischer Ergebenheit an ihm hingen.
    Tschai Kulu betastete das Gras, steckte die Hand ins Wasser des Baches und blinzelte in die silberne Sonne am grünen Himmel. Das alles schien tatsächlich real zu sein, aber es war nicht die Realität, die er kannte.
    Er zwickte sich in die Hand. Die verrückten Farben blieben. Außerdem konnte er sich nicht entsinnen, mit Jefferson zusammen den Berggipfel unweit der Planetenfestung verlassen zu haben - denn unzweifelhaft handelte es sich bei dem violettfarbenen zotteligen Wesen vor ihm um Jefferson.
    Das war aber auch schon alles, was ihn an seinen

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