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0339 - Walpurgisnacht

0339 - Walpurgisnacht

Titel: 0339 - Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ein Wort, und ich trinke den Chivas allein.«
    »Alle drei Gläser?« murmelte Zamorra zweifelnd.
    Möbius verzog das Gesicht, warf Zamorra einen abschätzigen Blick zu und schnaufte hörbar. Dann marschierte er einfach voraus in Richtung Bar und hob drei Finger. Der junge Mann hinter der Theke baute drei Biergläser in Reihe unter dem Zapfhahn auf.
    »Au weia, der lernt es nie«, ächzte Möbius. »Chivas, Mann: Ich habe Besuch! Und der trinkt kein Bier, sondern wertvollere Dinge.«
    »Und teurere«, schmunzelte Nicole. Möbius streckte den Arm aus und deutete auf eine bequeme Sitzgruppe in leicht erreichbarer Nähe der Theke. »Hinsetzen und auf den Whisky warten. Wenn ihr ihn ohne Eis wollt – noch ist es Zeit.«
    Zamorra winkte ab. »Wir sind nicht gekommen, um uns zu besaufen, Stephan«, sagte er.
    »Ich weiß. Habt ihr Lust, ein wenig Roulette zu spielen und ein Vermögen zu gewinnen? Es gibt hier eine wunderschöne Spielbank in Bad Harzburg. Da kannst du direkt dienstlich werden, Zamorra. Vor ein paar Jahren hat da eine Wahrsagerin oder Hexe so gewaltig abgeräumt. Ein paar kleinere Gewinne, dann der große Schlag. Als sie das wiederholen wollte, hat man sie nicht mehr hineingelassen. Immerhin ist sie damit mit einem kleinen Vermögen nach Hause gegangen. Vielleicht kannst du dich da auch mal bemühen…«
    »Geld reizt mich nicht«, sagte Zamorra.
    Nicole lächelte Möbius an. »Eine Hexe? Ist das nicht ein wenig übertrieben? Hexen und Spielbanken – das paßt doch nicht zusammen.«
    »Sagen Sie das nicht, Nicole«, gab Möbius zu bedenken. »Die Frau war oder ist als Wahrsagerin ganz offiziell anerkannt. Na, und da hat sie sich wohl ihre eigenen Glückszahlen wahrgesagt.«
    »Stephan, wir sind doch nicht hierher gekommen, um Glücksspiele zu machen«, sagte Zamorra. »Sondern um…«
    »Mir ein Haus abzukaufen. Klar. Aber da das Haus keine Beine und keine Räder hat, wird es morgen auch noch da stehen, wo es heute steht. Meine Güte, seid wann seid ihr Franzosen so vergnügungsfeindlich?«
    Zamorra lachte auf.
    »Stephan, dich kennt ja keiner wieder. Tut dir die Luft hier so gut?«
    Möbius grinste von einem Ohr zum anderen.
    Der junge Mann von der Theke brachte die drei Whiskys. »Geht alles auf meine Rechnung«, erklärte Möbius. »Es sei denn, die beiden Herrschaften werden frech. Dann bezahlen sie meinen Whisky mit.«
    Der Barmann seufzte ergeben. »Jawohl, Herr Möbius.«
    »So ist’s recht. Trinken Sie im Laufe des Abends auch einen auf meine Rechnung. Prosit allerseits.« Stephan führte das Glas zum Mund und nahm einen genießerischen Schluck, nachdem er hingebungsvoll geschnuppert hatte.
    Der hochgewachsene, kräftige Mann mit den wachen Augen und dem eisgrauen Haar, dem man nicht ansah, daß er die Sechzig bereits weit überschritten hatte, hatte ein weltweites Wirtschaftsimperium aus dem Boden gestampft. Es gab kaum eine Branche und kaum ein technisch orientiertes Land der Erde, wo der Möbius-Konzern nicht vertreten war.
    Das ging von der Forschung über die Produktion bis zum Handel. In streng abgesicherten Labors wurde an Erfindungen und Neuentwicklungen getüftelt, und auf den sieben Weltmeeren kreuzte das Forschungsschiff ULYSSES und brachte neue Erkenntnisse über Lebensvorgänge unter der Wasseroberfläche heim. Der Sitz des Konzerns befand sich in Frankfurt. Aber seit den Auseinandersetzungen mit dem geheimnisvollen Patriarchen, der mit den Mitteln des organisierten Verbrechens versuchte hatte, den Konzern zu Boden zu zwingen, hatte Möbius sich in Frankfurt noch nicht wieder sehen gelassen. Was ihn am meisten getroffen hatte, war, daß der verbrecherische Patriarch, dem er diverse Rückschläge zu verdanken gehabt hatte, kein anderer als sein stellvertretender Geschäftsführer Erich Skribent gewesen war – und darüber hinaus auch noch der Herrscher der dämonischen DYNASTIE DER EWIGEN.
    Stephan Möbius hatte die Konzernführung seinem Sohn Carsten überlassen und sich in den Harz zurückgezogen. Er wollte sich vom Streß erholen. Inzwischen gefiel ihm die Erholung dermaßen gut, daß aus dem ursprünglichen Vier-Wochen-Kurlaub bereits eine längere Zeitspanne geworden war. Er lebte inkognito hier im Hotel; niemand ahnte, daß er einer der reichsten und wirtschaftlich mächtigsten Männer der Erde war. Hin und wieder ließ er sich Carstens Berichte vorlegen und nickte denn zufrieden, weil der Junior trotz seiner häufigen Abenteuerreisen, meist an Zamorras Seite auf Geisterjagd,

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