0340 - Alvas Feuerkuß
Mehr sagte der Teufel nicht. Er wollte sich nicht blamieren und eingestehen, daß er durch gewisse Menschen schon zahlreiche Niederlagen erlitten hatte. Alva sollte ihn als Herrn ansehen, als einen Meister, der unbesiegbar ist.
»Was soll ich tun?« fragte sie.
»Vorerst nichts. Mir reicht es, daß du das Kloster kennst und man dich dort einlassen wird.«
»Aber ich will nicht mehr hin!« widersprach die Kräuterfrau.
»Weshalb nicht?«
»Ich kann diese Symbole nicht mehr sehen.« Ihr Gesicht verzog sich wie eine Grimasse. »Ich hasse diese Symbole. Ich mag kein Kreuz, ich will es nicht haben. Ich…«
Scharf winkte der Satan ab. »Du brauchst es ja nicht zu berühren, wenn du zum Kloster gehst. Außerdem bist du nicht allein«, erklärte Asmodis. »Es geht noch jemand mit dir.«
»Du?«
Asmodis begann zu lachen. »Ich nicht. Der Meister bleibt im Hintergrund. Er schickt seine Diener. Wenn ich dich belohnen soll, mußt du etwas für mich tun. Du wirst einen Mann kennenlernen, der auf unserer Seite steht. Er heißt Pernell Kent.«
»Kenne ich nicht. Ist es ein Fremder?«
»Ja.«
»Ach, ich hasse Fremde!« zischte die Alte.
»Das spielt für mich keine Rolle. Du wirst dich mit ihm zusammentun und unsere Feinde stoppen. Es geht um einen Würfel und um eine Frau. Ich weiß, daß sie unterwegs sind, um dem Kloster einen Besuch abzustatten. Sie sollen es nicht erreichen. Ihr werdet sie vorher töten und vor allen Dingen den Würfel an euch nehmen. Sollten sie es trotzdem schaffen, in das Kloster zu gelangen, wirst du dich überwinden müssen und ihm einen Besuch abstatten. Klar?«
Die Zauberfrau nickte und schüttelte sofort danach den Kopf. »Ich verspreche dir, Meister, daß sie das Kloster nicht erreichen werden. Zuvor vernichte ich sie.«
Asmodis lachte. »Es würde mich freuen. Aber Vorsicht. Sie sind sehr gefährlich.«
»Ich auch«, erwiderte Alva, öffnete den Mund und produzierte einen feurigen Flammenkranz, der wie eine runde Leuchtstoffröhre vor ihrem Mund kreiste.
***
Ich hatte mich mit Father Ignatius telefonisch in Verbindung gesetzt, ihm das Problem erklärt und war auf offene Ohren gestoßen. Der Pater hatte sich kooperativ gezeigt. Wie eigentlich immer, wenn ich ein Problem hatte.
»Natürlich kannst du kommen, John. Auch Jane Collins wird so lange bei uns bleiben können, wie es nötig sein wird. Ich regele das schon.«
»Danke.«
Wir hatten noch einige Worte gewechselt und freuten uns beide auf das Wiedersehen. Zudem konnte ich auf dem gleichen Weg neue Silberkugeln mitnehmen.
Bill Conolly wartete schon ungeduldig. Er wollte endlich seinen Porsche ausfahren können. Das war schließlich ein Wagen für längere Strecken. Nur für Jane wurde es ein wenig eng.
Zusammen mit Sheila war sie noch einkaufen gewesen, denn sie brauchte Kleidung. In ihre ehemalige Wohnung durfte sie auf keinen Fall zurück, denn nach wie vor schwebte die Detektivin in großer Gefahr, das stand für mich fest.
Ihre und auch meine Feinde würden alles daransetzen, um den Würfel zurückzubekommen und sie zu töten. Der Teufel vergaß nie.
Er rechnete stets ab, wobei Zeit keine Rolle spielte. Manchmal konnte er Jahre warten oder noch länger.
Natürlich war Suko nicht begeistert davon gewesen, in London bleiben zu müssen, aber einer mußte diesmal die Stellung halten und auf dämonische Aktivitäten achten.
Wir fuhren also ab.
Während ich mich auf dem Beifahrersitz räkelte und Jane quer im Fond lag, hatte Bill seinen Spaß. Das Lächeln lag wie eingefroren auf seinem Gesicht, und das Lenkrad hielt er umklammert wie einen kostbaren Schatz, den er nicht mehr hergeben wollte.
Die Fahrt verlief gut.
Jane sprach sehr wenig, auch in den Pausen redete sie kaum. Hin und wieder trank sie eine Tasse Kaffee, schaute aus den Fenstern der Raststätten und bewegte die Lippen, als ob sie etwas sagen würde.
Ich erinnerte mich an einen Fall, der erst einige Wochen zurücklag. Da war ich auch mit Jane gefahren, und sie hatte den Würfel gehabt. Damals stand sie noch auf der anderen Seite, obwohl wir gegen unseren gemeinsamen Feind, den gefährlichen Schnitzer kämpften.
Als wir am späten Nachmittag Schottland erreichten, stand die Sonne bereits tief.
Ich fühlte mich in diesem Land wohl, hier war ich geboren worden. Meine Eltern hatten später in London gewohnt. Als mein Vater in Pension ging, hatte er sich wieder in seine Heimat zurückgezogen. Leider fand ich zu wenig Zeit, meinen Eltern des öfteren einen Besuch
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