0340 - Alvas Feuerkuß
abzustatten, auch diesmal würde es wahrscheinlich nicht klappen.
Unser Ziel waren die Berge.
Als ich die herrliche Landschaft so vor mir sah, kam mir der Gedanke an Urlaub. Da würde wohl in den nächsten Jahren nichts mehr draus werden, wenn der Kampf gegen die Mächte der Finsternis so weiterging wie bisher.
»John!«
Ich erschrak regelrecht, als ich Janes Stimme hörte. Um sie anschauen zu können, drehte ich den Kopf und schaute an der linken Ecke der Rückenlehne vorbei.
Jane hatte die Schultern angezogen, als würde sie frösteln. »Da tut sich etwas.«
»Was denn?«
Sie löste eine Hand von dem Würfel. »Ihn meine ich. Er ist irgendwie anders geworden.«
»Und wie?«
»Ich weiß es auch nicht. Ich habe nur das Gefühl, als würde jemand aus dem Unsichtbaren nach ihm greifen.«
»Asmodis.«
»Kann sein.«
Als Spinnerei oder Einbildung tat ich Janes Worte nicht ab.
Schließlich hatte sie einiges hinter sich. Und sie redete bestimmt nicht ohne Grund so. »Kannst du näher darauf eingehen?«
»Kaum, John. Es ist nur… wie soll ich dir das erklären? Ein Gefühl, verstehst du?«
»Sicher. Und welches Gefühl?«
»Als würden wir verfolgt, und der Würfel wäre der Leiter für diese Verfolger.«
»Soll ich anhalten?« fragte Bill, der unserem Gespräch natürlich gefolgt war.
»Nein, fahr mal weiter.« Ich wandte mich wieder an Jane. »Kannst du den Würfel manipulieren. Du weißt, was ich damit meine?«
»Sicher, John.«
»Konzentriere dich auf seine Kräfte. Und denke dabei an den, der dein größter Feind ist.«
»Denkst du an den Teufel?«
»So ist es.«
Janes Gesichtsfarbe wurde noch bleicher. »Meinst du das im Ernst, John. Ich soll mich auf den Teufel konzentrieren?«
»Wenn es dir nichts ausmacht?«
»Doch, ich habe Angst.«
»Keine Sorge. Gegen Asmodis weiß ich ein gutes Mittel.« Ich holte das Kreuz hervor und zeigte es Jane. Noch vor Tagen hätte sie sich davor erschreckt, da hatte sie es regelrecht gehaßt. Heute aber nahm sie seinen Anblick hin.
Jane war wieder in Ordnung!
Gern hätte ich ihr geholfen, doch diesen Weg mußte sie einfach allein gehen. Da konnte ich wirklich nichts tun, nur ihr aufmunternd zunicken.
Während der Porschemotor satt brummte und Bill die ersten Serpentinen unter die breiten Reifen nahm, versuchte Jane Collins, die Magie des Würfels zu locken.
Sie hatte die Beine hochgelegt. Der Würfel hatte seinen Platz auf ihren Oberschenkeln gefunden. Die Hände lagen rechts und links an den Seiten.
»Versuche es!« flüsterte ich.
Sie nickte. Ihr Gesicht war gespannt, die Augen hatte sie leicht verengt, und sie tat alles, um einen Erfolg zu erringen.
Mein Blick glitt von ihrem Gesicht ab. Für mich zählte jetzt allein der Würfel.
Würde er reagieren?
Noch tat sich bei ihm nichts. Er behielt nach wie vor seine rotviolette Farbe, die nie glatt war, sondern ein farbiges Mosaik aus Schlieren bildete. Als Jane sich so stark wie eben möglich auf den Würfel konzentrierte, veränderte er sich in seinem Innern. In die Schlieren geriet Bewegung. Für mich war es der erste kleine Erfolg, den die Detektivin errungen hatte.
Es war nicht einfach. Ich sah den Schweiß auf ihrem Gesicht. Die Lippen bildeten einen Strich, ihre Wangen waren angespannt. Diese Art von Beschwörung kostete Jane Kraft.
Würde sie es schaffen?
Die Frage brannte mir auf der Zunge. Dennoch traute ich mich nicht, sie zu stellen, da ich Jane auf keinen Fall stören wollte.
Plötzlich nickte sie. »Ich habe es, John. Meine Güte, er ist da. Ich… ich spüre ihn!«
»Den Teufel?«
»Auch«, hauchte sie. »Aber noch einen anderen. Er ist nicht allein, glaub mir. Da ist noch jemand im Hintergrund. Der Satan hat ihn beeinflußt. Wir kennen ihn…«
Plötzlich schrie sie. Nicht nur ich erschreckte mich, auch Bill. Fast hätte er den Wagen noch verzogen. Er mußte kämpfen, um ihn in der Spur zu halten.
»Halt mal an!« bat ich.
Kaum war der Porsche ausgerollt, erkannte ich, daß Jane Collins nicht gelogen hatte. Auf der Würfelfläche zeigte sich tatsächlich ein Gesicht. Es war nicht das des Teufels, aber es gehörte einem seiner gefährlichen Diener.
Einem Mann, von dem wir eigentlich hofften, daß es ihn erwischt hatte. Es war Pernell Kent, der Höllen-Detektiv!
***
Keiner von uns sprach. Wir starrten nur auf das Gesicht im Würfel, das einen höhnischen, einen siegessicheren und triumphierenden Ausdruck bekommen hatte.
In den Augen des Gesichts leuchtete der Wille, es auf
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