0341 - Der planetarische Kerker
haben, benötigt sie eine ganz gewisse Zeitspanne, sich zu entfalten.
Diese Zeitspanne müssen wir nutzen. Sie beträgt nicht ganz eine Sekunde. Geht das?"
„Es sollte möglich sein. Gibt es keine Vorwarnung? Es hat ja auch keinen Sinn, wenn wir zu früh springen."
Diesmal antwortete Iwan.
„Wir könnten vielleicht drei bis vier Sekunden einsparen, wenn wir zuerst eine Vorexplosion einschalten, auf die wir die Hauptreaktion ansetzen. Das wären dann fünf Sekunden. Ihr habt Zeit, euch zu konzentrieren, und wenn ich dann das Zeichen gebe, sofort zu teleportieren."
„Das schaffen wir schon", versicherte Gucky. „Die Hauptsache ist, das Ei fliegt in die Luft."
„Das dürfte ziemlich sicher sein" sagte Iwan und nickte seinem Bruder zu. „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Der restliche Energieschirm dehnt sich noch immer aus. Es könnte sein, daß er uns erreicht, ehe wir den Kommandanten ausschalten könnten. Also los..."
Was nun folgte, war ein Alptraum, der allerdings allen Beteiligten erst so richtig zu Bewußtsein kam, als alles schon vorüber war. Sowohl Goratschin, wie auch Ras Tschubai und Gucky waren sich später darin einig, daß sie das gleiche Experiment in der gleichen Situation nicht noch einmal durchführen würden. Aber das war nur Theorie. Wahrscheinlich würden sie in einer ähnlichen Situation wieder genauso handeln. Von ihrem Standpunkt aus gesehen, hatte sich der weiße Energievorhang rechts und links so weit auseinandergeschoben, daß er die Wände erreichte. Von dort aus wanderte er weiter, auf die drei Mutanten zu. In der Mitte blieb der entstandene Spalt. Durch ihn visierten Iwan und Iwanowitsch ihr Ziel an, die Mitte der Halbkugel in etwa zwei Meter Höhe. Sie hatten diesen Punkt gewählt, da sie dann mit einer Detonation das ganze Gebilde auf einmal zum Einsturz bringen konnten.
Es dauerte zehn Sekunden, dann entstand auf der Hülle des Robotkommandanten ein grellweißer Punkt, der sich rasch vergrößerte. Ras Tschubai und Gucky schlossen geblendet die Augen und konzentrierten sich gleichzeitig auf ihr Sprungziel - die Stahlschleuse an der Oberfläche. Jeder von ihnen hielt eine Hand Goratschins, und sie warteten auf das vereinbarte Zeichen.
Es kam zwei Sekunden später - ein Händedruck.
Sie verschwanden in genau dem Augenblick, in dem der Robotkommandant von der ausgelösten Atomexplosion zerrissen wurde. Der plötzlich einsetzende Strahlenschauer, der zum Teil in den fünfdimensionalen Raum eindrang, beeinflußte das Teleportationsfeld. Die Sprungkoordinaten wurden dadurch geringfügig geändert.
Als Gucky und Ras Tschubai mit Goratschin materialisierten, standen sie nicht auf der Oberfläche des Planeten neben der Stahlschleuse. Vielmehr schwebten sie dicht unter der Decke eines riesigen Kuppelsaales und fielen dann dem glatten Metallboden entgegen. Die Höhe betrug etwa fünfzig Meter, und es gelang den beiden Teleportern rechtzeitig, den Sturz abzubremsen, so daß sie sanft landeten.
Die Halle war hell erleuchtet. Sie war leer. Sie hatte einen Durchmesser von dreihundert Metern und war rund.
„Das muß die Explosion gewesen sein", meinte Gucky. „Sie hat uns ein wenig erwischt - aber das ist nicht schlimm." Er verstummte jäh, als der Boden unter seinen Füßen erbebte. Fast hätte ihn der Stoß umgeworfen, aber er hielt sich an Goratschin fest.
„Was war das?"
„Die Druckwelle der Detonation im Schaltraum", sagte Ras Tschubai.
„Sie pflanzte sich durch die Metallwände und Decken fort. Da unten muß alles in die Luft geflogen sein."
Und dann erfüllte plötzlich eine Stimme den riesigen Raum. Sie schien aus allen Richtungen zu kommen, und sie klang dumpf und hohl. Sie sprach im Zentrums-Idiom, was von den Mutanten dank der letzten Hypnoschulung verstanden werden konnte. Außerdem handelte es sich nicht um eine künstliche Stimme, sondern sie stammte einwandfrei von einem organischen Lebewesen.
Die Stimme sagte: „An die automatische Selbstzerstörungsanlage! Der Robotkommandant und die Schaltzentrale sind ausgefallen. Der Gefangenenplanet ist sofort zu vernichten!"
Die drei Mutanten sahen sich an. Ehe Gucky etwas sagen konnte, rief Ras Tschubai: „Teleportieren! Zur Stahlschleuse, das ist sicherer. Wir wissen nicht, wie lange die Anlage benötigt, um den Befehl auszuführen. Woher mag er übrigens kommen? War es eine gespeicherte Stimme?"
„Darüber können wir später reden. Gucky packte die Hand Goratschins fester und achtete darauf, daß Ras
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