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0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
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Freund blickte über die Köpfe der Männer hinweg an die gegenüberliegende Wand. Warum stieß er mich an? Ich beobachtete ein paar Sekunden die erregte Diskussion, ohne daß mir etwas auffiel. Als ich erneut zu Phil schielte, blickte er wieder auf die gegenüberliegende Wand. Ich folgte seinem Blick, sah aber nichts als ovale und viereckige, gerahmte, verblichene, braune Fotos aus den Kindertagen der Fotografie. Phil gab mir mit dem Ellenbogen schon wieder einen leichten Stoß. Mir trat der Schweiß auf die Stirn. Was, zum Henker, meinte er nur?
    Noch einmal richtete ich meinen Blick auf die Wand, die Phil ansah. Ich tat es mit einem möglichst gleichmütigen Gesicht, aber ich bemühte mich krampfhaft, herauszufinden, was Phil meinen konnte. Ldngsam ließ ich den Blick über die Bilder gleiten.
    Und dann sprang mir eines der Bilder förmlich ins Auge. Dieses Foto mußte jüngeren Datums sein, denn es hatte nicht die braune Farbe der alten Bilder. Es zeigte das Gesicht eines Jünglings von etwa achtzehn Jahren, und das Gesicht kam mir bekannt vor. Ich legte den Kopf ein wenig schief, und gleich darauf fiel es mir ein: Es war ein Foto von Joe Edwards, dem Seemann.
    Enttäuscht wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder den Rauschgifthändlern zu. Daß Edwards von Bret Marvin auf dem Schiff aufgesucht worden war, wobei sich Marvin als »Schwager« bezeichnet hatte, wußten wir ja von George Baker, der mit dem Kapitän gesprochen hatte. Irgendeine Verbindung zwischen Marvin und Edwards gab es also. Was konnte uns dieses Wissen in unserer augenblicklichen Situation nützen?
    Die Burschen stimmten tatsächlich ab. Die Mehrheit war überwältigend: fünf wollten das »Geschäft« nicht aufgeben; mit anderen Worten: Sie wollten uns stumm machen, so stumm, wie eben nur Tote sein können.
    »Das Entscheidende ist, daß wir keine Spuren hinterlassen«, sagte Marvin. »In diesem Hause darf es nicht geschehen. Ich schlage vor, daß wir sie in den Keller bringen und dort abwechselnd von einem von uns bewachen lassen, bis es Abend geworden ist.«
    »Und dann?« rief der Dicke. Seine Augen glänzten erwartungsvoll.
    »Heute nacht fährt einer von uns mit ihnen hinauf in die Berge in den Adirondacks. Die anderen setzen sich zusammen zu einer Pokerpartie und beschwören sein Alibi. Wenn sechs schwören, daß der siebente die ganze Nacht mit ihnen gepokert hat, ist nicht an ihn heranzukommen.«
    »Einleuchtend«, nickte der Dicke. »Und wie soll dieser — eh — also der siebente vorgehen?«
    »Sie kommen in den Kofferraum. In den Bergen wimmelt es von Seen. Es kann überhaupt kein Problem sein, ihnen ein paar Steine an die Beine zu binden und sie in einem See zu versenken.«
    Zehn Minuten später lagen wir geknebelt, nun auch an den Füßen gefesselt, in einem fensterlosen, finsteren Keller und durften darauf warten, daß es Abend und Nacht würde, damit wir unauffällig ersäuft werden konnten.
    ***
    Der Fahrer der Yellow Cab 417 war ein junger Bursche. Rod Blaine zog eine Zwanzig-Dollar-Note aus der Tasche, faltete sie einmal längs und wedelte verheißungsvoll vor dem blassen Gesicht.
    »Wie wär es mit diesem Nebenverdienst, Boy?«
    Ein breites Grinsen entblößte ein Reklamegebiß. Der Junge nickte begeistert.
    Blaine reckte den Kopf vor.
    »Hör zu, mein Junge«, tuschelte er. »In schätzungsweise einer halben Stunde werde ich mit einer Frau zusammen aus diesem Lokal da drüben kommen. Die Frau wird in ein Taxi oder in den eigenen Wagen steigen und wegfahren. Wenn du es schaffst, ihr auf den Fersen zu bleiben, ohne daß sie es merkt, gehört das Scheinchen dir.«
    »Und wer bezahlt die Fahrt?«
    »Es kommen gleich zwei Freunde von mir, die werden mitfahren und bezahlen. Auch die Wartezeit natürlich. Und wenn die Fahrt länger dauert als fünf Meilen, gibt es noch einen zweiten Schein dieser Güte extra. Aber nur, wenn es klappt, verstanden?«
    »Ja, Sir«, nickte der junge Bursche. »Ich schaffe es bestimmt, Sir!«
    »Okay«, nickte Blaine und stieg aus, um Ausschau nach seinen beiden neuen Freunden zu halten. Es ist ein gewagtes Spiel, dachte er, aber es muß klappen. So eine Chance bietet sich kein zweites Mal. Unter einer Million bin ich nicht zufrieden: eine schöne, runde Million Dollar.
    ***
    Sergeant Edwin Schulz hatte nicht nur alle Mitarbeiter der Mordkommission um sich versammelt, es standen auch acht Detektive dabei, die auf Anweisung des stellvertretenden Polizeipräsidenten Stoneway vom Hauptquartier zur

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