0341 - Keiner kennt die Todesstunde
Verstärkung zugeteilt waren. Schulz hatte nur ein paar Minuten nachgedacht, dann war er sich darüber klargeworden, daß seine ursprüngliche Mannschaft sich am besten um die zweite Leiche kümmerte, während die Kollegen vom Hauptquartier für den besonderen Einsatz verwendet werden konnten.
»Für unsere acht neuen Kollegen«, sagte er, »halte ich es nicht für zweckmäßig, sie bei der direkten Arbeit der Mordkommission einzusetzen. Ich möchte Sie bitten, meine Herren, eine einzige Person zu beobachten. Einen alten Mann namens Charles Renier. Er darf unter gar keinen Umständen entdecken, daß er von uns beobachtet wird. Er darf auch keinen Schritt tun können, ohne daß wir nicht davon wissen. Unter diesen Umständen sind acht Mann nicht zu viel. Es hängt weitgehend von Ihnen ab, meine Herren, wann wir Lieutenant Easton finden. Bitte, denken Sie stets daran! Und jetzt gehen Sie an Ihre Arbeit. Teilen Sie Ihren Einsatz selbst ein und regeln Sie auch die Ablösungen selbst. Charles Renier wohnt in diesem Hause, ich habe Ihnen hier die Adresse aufgeschrieben, ebenso eine genaue Beschreibung von Lieutenant Easton.«
Er übergab den Zettel und wartete, bis die acht Männer sich schweigend entfernt hatten. Danach wandte er sich seiner Kommission zu.
»Wer ist zuerst bei der zweiten Leiche eingetroffen?« fragte er.
»Ich«, sagte Price Toomey und trat vor.
»Okay, Price«, entschied Schulz, »dann können Sie mich vertreten, bis ich zurückkomme. Ich möchte mit dem Bruder des Mädchens sprechen, das wir in der 99. Straße fanden. Vielleicht ist von ihm doch der eine oder andere Fingerzeig zu erhalten.«
»Okay, Ed«, nickte Price Toomey. »Sollen wir mit den Vernehmungen der Anwohner schon anfangen?«
»Sobald alle Spuren gesichert sind, ja. Haben wir eigentlich die Adresse von diesem Marvin?«
»Ich habe sie auf geschrieben, als ich ihn im Schauhaus aufhalten mußte.«
»Wieso aufhalten?« stutzte Schulz.
»Die beiden G-men hatten angerufen. Ich sollte diesen Marvin noch ein paar Minuten im Schauhaus festnageln, bis sie eingetroifen seien.«
»Ach, sie wollten noch mit ihm sprechen?«
»Nein. Ich habe mich auch gewundert. Sie wollten ihn nur beschatten.«
Schulz runzelte die Stirn.
»Beschatten? Warum? Haben sie ihn etwa in Verdacht, daß er seine Schwester umgebracht hat?«
Toomey zuckte die Achseln.
»So genau weiß ich das nicht. Eigentlich hat ja nur der Lieutenant mit den G-men gesprochen.«
»Irrtum«, korrigierte Schulz. »Als die beiden G-men mit Marvin in der 99. Straße auftauchten, war Easton bereits verschwunden. Ich habe mit ihnen gesprochen. Da fällt mir ein, daß sie mir eine Geschichte von Kokain erzählt haben. Es kann natürlich sein, daß sie den Jungen wegen der Rauschgiftsache beobachten. Wer weiß schon, wo das FBI überall seine Finger hineinsteckt? Kann genausogut sein, daß sie wegen des Mordes an dem Mädchen auf Marvin achten. Das möchte ich genauer wissen.« Schulz ließ sich ächzend auf den Sitz seines Wagens fallen und nahm den Hörer des Sprechfunkgerätes in die Hand.
»Schulz, vierte Mordkommission Ost«, meldete er sich. »Bitte, eine Verbindung mit dem FBI.«
Er wartete einen Augenblick, bis sich eine heisere Mädchenstimme meldete.
»Ich bin Detektiv-Sergeant Schulz. Ich möchte gern mit Mr. Cotton oder Mr. Decker sprechen.«
»Augenblick, ich werde feststellen, ob sie ihm Hause sind.«
»Bitte.«
»Tut mir leid, Sergeant«, hieß es nach einer Weile. »Mr. Cotton und Mr. Decker sind unterwegs. Ich verbinde Sie mit unserer Funkleitstelle, damit man Sie über Sprechfunk mit dem Wagen verbinden kann.«
»Ja, bitte«, murmelte Schulz. Einige Minuten verstrichen.
»Hallo?« ertönte dann die Stimme der Telefonistin. »Sind Sie noch da, Sergeant?«
»Sicher doch!«
»Es ist seltsam«, sagte die weibliche Stimme. »Die Funkleitstelle kann keine Verbindung mit dem Wagen von Mr. Cotton bekommen. Sie wird es alle fünf Minuten versuchen. Sobald sich Mr. Cotton meldet, werden Sie von uns angerufen, Sir, wenn Sie mir eben Ihre Nummer durchgeben wollen.«
»Plaza 9-3324. Vielen Dank.«
Schulz legte auf. Er rieb sich übers Kinn. Bei seinem starken Bartwuchs spürte man schon wieder die Stoppeln, obgleich es knapp sieben Stunden her war, seit er sich das letzte Mal rasiert hatte.
Nach einer Weile griff er erneut zum Hörer.
»Stellen Sie fest, ob in Bronx ein Telefonanschluß für die folgende Adresse existiert«, bat er und gab die Adresse von Bret Marvin
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