0342 - Schädeltanz
gelungen.
Aber sie wollte es schaffen. Das Umschmelzen voh sieben besonderen Schädeln würde die nötige Kraft bringen, gehalten und gesteuert von Merlins Stern. Dann mußte der Kristall um drei Ränge in der Hierarchie steigen. Dann endlich war es soweit, und sie konnte nach so langem Warten daran gehen, den ERHABENEN zum Kampf um die Macht zu fordern.
Ihre schlanken Finger streichelten ihren Dhyarra-Kristall zehnter Ordnung fast liebevoll…
***
»Es ist ein weiterer starker Kristall aktiviert worden«, sagte Beta fast beiläufig, als er das Krankenzimmer betrat. »Ganz kurz nur, aber er war zu spüren.«
»Ich weiß«, murmelte. Ted Ewigk. »Wo warst du?«
»Wo schon?« fragte der Mann im grauen Anzug, der manchmal etwas silbrig schimmerte. »Ich habe Ihnen ein paar Zeitungen besorgen lassen, damit Sie hier nicht vollkommen versauern. Woher wissen Sie von dem Kristall?«
Ted Ewigk verzog das Gesicht. »Vielleicht besitze ich einen Machtkristall, Beta.«
Vor einigen Wochen war in Ted Ewigks Wagen eine Dhyarra-Bombe explodiert. Seit jenem Moment war er ans Krankenbett gefesselt. Nach einer Periode der Besserung hatte sein Zustand sich wieder schlagartig verschlechtert, und es war immer noch fraglich, ob er jemals wieder würde aus eigener Kraft gehen können. Der ERHABENE, der Herr der DYNASTIE DER EWIGEN, war hilflos wie ein kleines Kind. Selbst seinen Machtkristall vermochte er nicht richtig einzusetzen. Er konnte nur einen kleinen Teil der Energie benutzen, und auch das nur sehr vorsichtig, denn der Rückschlag war bei der Benutzung dieses Kristalls gekommen.
So hatte Ted sich einen Leibwächter herbeordert, einen EWIGEN im Beta-Rang, der zu jenen gehörte, die dem ERHABENEN treu ergeben waren. Es gab zwei starke Gruppen in der DYNASTIE. Die einen vertraten Teds gemäßigte Politik der Zurückhaltung, die anderen hätten es gern gesehen, wenn sie wieder wie vor Jahrtausenden die absoluten Herrscher über das Universum wären. Der erste Vorstoß, nach der Macht über die Erde zu greifen, war abgeschlagen worden, und Ted hatte die Herrschaft angetreten. Doch es gab genug andere, die nach der Macht strebten. Es hieß, daß irgendwo im Universum andere Alphas daran arbeiteten, einen weiteren Machtkristall zu schaffen und den ERHABENEN zum Zweikampf zu fordern. Denn es durfte immer nur einen Machtkristall und seinen Träger geben. Ein weiterer Dhyarra-Kristall 13. Ordnung konnte das Weltengefüge in Unordnung bringen.
Deshalb fungierte Beta als Leibwächter, damit seinem Herrn und Meister nichts zustieß. Das Krankenhauspersonal hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, daß dieser Mann ständig in Teds Zimmer zu finden war - der Mann, der anscheinend nicht einmal Schlaf brauchte.
Teds Dhyarra-Kristall lag stets griffbereit auf der Konsole neben dem Bett. Vor vier Tagen hatte er ein Signal abgegeben. Ted hatte Telefon neben seinem Bett, und so hatte er im Château Montagne in Frankreich angerufen, um seinen Freund und Kampfgefährten Professor Zamorra auf diesen Fall anzusetzen. Er hatte aber nur den alten Diener Raffael Bois erreicht, der ihm versicherte, daß Zamorra sich in den Vereinigten Staaten befand, aber nicht hinterlassen habe, wo er im Moment anzutreffen seien.
Dann war das Dhyarra-Signal wieder erloschen.
Jetzt aber war ein anderes aufgeflammt, ein weitaus stärkers. Ganz kurz nur, aber Ted hatte es bemerkt. Sein Machtkristall hatte ihm einen kurzen Impuls gegeben.
Es war eine Eigentümlichkeit der Dhyarras, daß sie gewissermaßen geortet werden konnten, wenn sie ihre Energien freisetzten. Wer ebenfalls über einen Dhyarra verfügte und diesen entsprechend »programmiert« hatte, der erfuhr, ob irgendwo an einer anderen Stelle der Welt innerhalb einer bestimmten »Reichweite«, ein anderer Kristall benutzt wurde. Wer natürlich nicht besonders darauf achtete, erfuhr es nie… und man mußte auch selbst ein besonderes Gespür dafür haben, seinen eigenen Kristall entsprechend zu steuern und vor allem den magischen Hinweis richtig zu verstehen, wenn eine »Meldung« kam.
Andererseits ließen sich Kristalle natürlich auch abschirmen. Das war aber mit gehörigem Aufwand verbunden und wurde in den seltensten Fällen gemacht. Denn dazu brauchte man wiederum entweder einen anderen Dhyarra, der dann seinerseits angepeilt werden konnte - oder man mußte artfremde, »natürliche« Magie einsetzen. Aber jene Wesen, die unglaublich langlebig waren, verließen sich fast ausschließlich auf die Dhyarras.
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