0342 - Schädeltanz
Finsternis zu gebieten, sofern das nicht dessen Interessen widersprach. Und einen dieser Hilfsgeister befahl Eysenbeiß zu sich.
»Hole mir die rothaarige Frau!« schrie er dem Hilfsgeist den Befehl zu. »Unverzüglich und lebendig!«
»Ich eile, Herr«, winselte der Hilfsgeist und verließ die Hölle. Als er zurückkam, hatte er die Rothaarige bei sich. Sie war bewußtlos.
»Bringe sie so schnell wie möglich und vor allem unbemerkt in meine Kavernen!«, befahl Eysenbeiß.
Er folgte etwas langsamer. Als er seine Kammern erreichte, in denen er sich eingerichtet hatte, umgeben von den Schwefeldünsten und der kalten Glut in den ewigen Mauern, erwachte die Rothaarige soeben.
Eysenbeiß benutzte sein Amulett und tötete den Hilfsgeist unverzüglich.
Der konnte ihn somit nicht mehr ungewollt verraten. Seine Vernichtung spielte keine große Rolle. Schon Asmodis, Leonardos Vorgänger als Fürst der Finsternis, hatte Verluste unter den höllischen Heerscharen als unabwendbare Dinge hingenommen und den Spruch geprägt: »Mit Schwund ist zu rechnen.« Leonardo deMontagne würde nicht nach dem Verbleib eines so niederen Helfers forschen.
Magnus Eysenbeiß sah die Rothaarige hinter den Augenschlitzen seiner Silbermaske hervor durchdringend an.
»Du bist zur Hölle gefahren«, sagte er, »aber du lebst. Ich habe dich gerettet.«
Sie richtete sich halb auf. Ihre Hände tasteten nach dem Dhyarra-Kristall - Eysenbeiß hielt unwillkürlich den Atem an und machte sich zum Gegenschlag bereit. Doch die EWIGE schaltete den Kristall gewissermaßen ab.
»Alles, was du dir errichtet hast, alles, was du erkämpftest, ist verloren«, sagte Eysenbeiß kalt. »Ich konnte nur dein Leben bewahren, mehr nicht. Ich schätze, daß du mir für die Rettung dankbar sein wirst.«
Sie preßte die Lippen zusammen. Ihre weißen Augen erwiderten seinen Blick.
»Mir bleibt wohl nichts anderes übrig. Warum jedoch hast du mich gerettet? Warum hast du mich hierher geholt? Ich habe… versagt…«
»Doch du zeigtest guten Willen«, sagte Eysenbeiß. »Du warst bereit, mir zu dienen, und mit deinem Kristall bist du noch immer stark. Doch niemand darf wissen, daß es dich hier gibt. Du wirst mir helfen.«
»Ich muß es, denn ich schulde dir mein Leben. Doch ich habe versagt.«
»Fast«, sagte er. »Ich will, daß du mich heimlich mit der Macht deines Kristalls unterstützt. Doch sei immer gewiß: ich brauche deine Hilfe nicht um jeden Preis, und so stark und mächtig du auch sein magst: vergiß nie, daß ich stärker bin. Wenn ich erkenne, daß du mich hintergehst, auf welche Weise auch immer, wirst du sterben. Oder hinüber gehen, wie ihr EWIGEN es nennt.«
Sie nickte.
»Ich diene dir, Herr«, sagte sie, »wie du es befiehlst. Denn ich schulde dir mein Leben. Aber ich habe Blut zu Ehren der Hölle geopfert, und wenn ich auch versagt und alles verloren habe, ist eines sicher: Der Silbermond-Druide Gryf, Gegner der Hölle und Gegner der DYNASTIE, ist tot.«
Und Eysenbeiß lachte wie ein Teufel.
***
»Gryf lebt«, hörte Zamorra wie aus weiter Ferne Tendykes Stimme, als er erwachte. »Aber er hat sehr viel Blut verloren. Er braucht so schnell wie möglich eine Transfusion. Wir brauchen einen Hubschrauber, der ihn ins nächste Krankenhaus bringt.«
Zamorra tauchte aus den Gefilden des Erschöpfungsschlafes auf. Er brauchte eine Weile, bis er begriff, wo er sich befand: in dem unterirdischen Gewölbe einer einstigen Tempelanlage.
»Gryf lebt… ?« Aber er hatte doch gesehen, wie die Machete, die Ritualwaffe, niederzuckte…
»Hier«, sagte Tendyke. »Das Metall taugt nichts. Durch Stein schneidet es jedenfalls nicht.« Er zeigte Zamorra die Ritualwaffe, deren Klinge gesprungen war. Er zeigte ihm auch die Schramme im Altarstein. »Sie hat den Hals unseres Freundes verfehlt, wenn auch nur knapp. Sie war ein wenig durch uns abgelenkt.«
»Wie lange… war ich weggetreten?« wollte Zamorra wissen.
»Ein paar Minuten. Man geruhte dich soeben zu wecken, weil ein interessantes Phänomen auftrat. Die Rothaarige beliebte sich in einer Rauchwolke aufzulösen. Da war ein höllisches Wesen, das erschien und sie mit sich nahm. Es glaubte wohl, unsichtbar zu sein. Leider konnte ich es nicht daran hindern, weil ich damit beschäftigt war, Gryfs Wunden abzubinden. Wenn er bald eine Transfusion bekommt, ist er in ein paar Tagen wieder über den Berg.«
»Dazu müssen wir ihn aber erst einmal nach draußen bekommen«, sagte Zamorra düster. »Nach da oben,
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