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0345 - Villa Frankenstein

0345 - Villa Frankenstein

Titel: 0345 - Villa Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entgegen.
    Der Sumpf war gefährlich. Selbst alteingesessene Dorfbewohner durchquerten ihn nie nachts, und auch der Pfarrer wußte dies. Er machte Phil Butcher aufmerksam.
    Keuchend sagte er: »Wir werden nicht sehr weit hineingehen können, Sie wissen ja selbst, wie gefährlich er ist.«
    Der andere lachte meckernd und bewegte den Kopf auf und nieder. Das Gesicht glänzte. Es wirkte dabei wie dunkel angemalt. »Ja, Herr Pfarrer, ich kenne den Sumpf. Sehr genau. Vielleicht genauer als andere. Wenn man so nahe dabei wohnt, ist alles anders. Ich treibe mich oft genug dort herum und habe Inseln entdeckt, von denen andere nichts wissen. Da führen sogar Pfade hin.«
    »Wir wollen es hoffen.«
    »Das können Sie auch.«
    Mit jedem Schritt wurde der Boden unter ihren Füßen weicher. Ihnen kam es vor, als bestünde der Sumpf aus gierigen Händen, die sie nicht mehr loslassen wollten.
    Auch der Wagen sank ein. Durch das Gewicht der Kiste und des Monstrums war er noch schwerer geworden, so daß die vier Holzspeichenräder schon zu einem Drittel versanken. Dementsprechend war der Kraftaufwand, den beide Männer einsetzen mußten, um voranzukommen.
    Die Kraft des Pfarrers ließ allmählich nach. Trotz der Kühle schwitzte er so stark, daß seine Kleidung schon dampfte. Er fluchte einige Male, was Butcher mit einem glucksenden Lachen quittierte.
    »Ja, auch ein Pfarrer muß mal fluchen.«
    »Sage ich auch immer. Fluchen ist menschlich.«
    »Und menschlich ist auch, daß ich bald keine Lust mehr habe, den Karren zu ziehen.«
    »Es ist ja bald geschafft.«
    »Hoffentlich.« Der Geistliche wollte schon aufgeben, als er feststellte, daß sich der Untergrund tatsächlich verändert hatte. Er war härter geworden.
    Der Wagen rollte wieder besser, die Kraftanstrengung war nicht so groß wie zu Beginn. Jetzt erst fand der Geistliche Zeit, sich umzuschauen, wobei er feststellte, daß er sich mitten im Sumpf befand. Er hatte diesen Weg nicht gekannt, und er sah die dunkle Fläche überall. Sie kreiste die beiden Männer ein. Der faulige Geruch war wesentlich stärker geworden. Wie ein Pesthauch wehte er über die schwarze Oberfläche, die nie ruhig war, gluckerte und blubberte, Blasen warf, hochdrückte und sie zerplatzen ließ.
    Eine Atmosphäre aus Moder, Verwesung und einer allmählich sterbenden Natur.
    Über ihnen befand sich ein düsterer Himmel. Es war kein Vollmond, auch die Sterne verbargen sich in der Unendlichkeit des Alls oder hinter dicken Wolken, die vor dem düsteren Firmament wie die helleren Teile eines gewaltigen Puzzles wirkten.
    Durch diese Landschaft kämpften sich die beiden Männer voran.
    Bei jedem Schritt schmatzte es unter ihren Füßen. In den zurückgelassenen Trittstellen sammelte sich das Wasser. Es war ebenfalls dunkel, brackig und roch dementsprechend.
    An diese Umgebung würde sich der Pfarrer niemals gewöhnen können, das war sicher. Er hoffte darauf, es bald hinter sich zu haben.
    »Wann sind wir denn bei dieser verfluchten Insel?«
    »Noch wenige Minuten.«
    Der Geistliche mußte sich auf die Antwort verlassen. Er wußte es selbst nicht besser.
    Es wurde wieder ruhiger, deshalb vernahmen sie auch die Geräusche des in der Kiste liegenden Monsters.
    Es wollte raus. Sehr deutlich hörten sie das harte Klopfen, das einen dumpfen Klang bekam, wenn der Schall es weiterleitete. Dem Pfarrer fiel auch das Knirschen auf.
    Für ihn gab es nur eine Erklärung. Das Monstrum war dabei, die Kiste zu zerstören. So leicht ließ es sich anscheinend nicht abschieben.
    »Hören Sie das?« fragte er Butcher.
    »Klar.«
    »Wenn wir nicht achtgeben…«
    »Ach, hör auf! Da ist es schon. Noch einmal stärker ziehen.« Das taten beide. Der Wagen bekam mehr Geschwindigkeit und rollte auf die trockene Fläche im Sumpf zu, von der Phil Butcher gesprochen hatte.
    Dort blieben sie stehen. Beide waren außer Atem. Sie standen gebückt und erschöpft da, mußten zur Ruhe kommen, um die Kiste von der Ladefläche zu holen.
    »Das mache ich nicht noch einmal«, erklärte der Pfarrer.
    »Brauchen Sie auch nicht.« Phil Butcher drehte sich schon um und wandte sich dem Wagen zu. »Kommen Sie, wir müssen ihn abladen. Aber nicht mehr loslassen.«
    »Nein, nein.« Dem Geistlichen ging es wieder etwas besser. Gemeinsam faßten sie die Kiste von zwei verschiedenen Seiten an. Sie schoben sie noch über die Fläche, bis sie so weit überstand, daß Phil Butcher zugreifen konnte.
    »Und jetzt!« keuchte er.
    Auch der Geistliche hielt fest.

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