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0345 - Villa Frankenstein

0345 - Villa Frankenstein

Titel: 0345 - Villa Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schritten knarrten die Bohlen. Noch nie in seinem Leben hatte er diesem Haus einen Besuch abgestattet, deshalb schaute er sich auch so neugierig um.
    Er war eigentlich enttäuscht. Aber angenehm enttäuscht. Erwartet hatte er eine schmutzige Einrichtung, viel Staub, zerschlissene Möbel, das Gegenteil war der Fall.
    Beinahe sauber präsentierte sich die Wohnung in der unteren Etage. Neben der in die Höhe führende Treppe stand eine kleine Couch. Auf ihr lagen zahlreiche Puppen. Desgleichen auf den beiden hochlehnigen Ledersesseln. Auch sie waren mit Puppen geschmückt.
    Der Pfarrer wunderte sich. Alles hätte er in diesem merkwürdigen Haus erwartet – aber Puppen?
    Er ging auf das Sofa zu, wo die meisten saßen. Es waren kleine Lebewesen, so echt, so genau nachgebildet, daß sie auf ihn schon erschreckend wirkten. Möglicherweise lag es auch am Licht. Es warf neben der Helligkeit auch Schatten, so daß ein abwechselndes Muster auf den Gesichtern und Körpern der Puppen lag.
    Neben der Couch blieb der Pfarrer stehen. Er schaute nach rechts, wo Phil Butcher stand und ihn beobachtete. »Haben Sie die Puppen gesammelt?«
    Butcher nickte.
    »Und weshalb?«
    »Mir gefielen sie eben.«
    Das glaubte ihm der Pfarrer nicht. Butcher war kein Mensch, der Puppen sammelte. Vor sich sah er eine Babypuppe, die ihn aus ihren großen, dunklen Augen anschaute. Sie hatte einen kleinen Hut auf dem Kopf, während die Puppe daneben angezogen war wie ein Soldat. Die goldfarbene Pickelhaube glänzte.
    Andere Puppen sahen aus wie Mütter oder Großmütter, und jede Puppe besaß einen Kopf aus Porzellan. Mal schauten sie offen und ehrlich, dann wieder verträumt. Einen bösen Blick konnte der Pfarrer bei keinem der kleinen Kunstwerke feststellen.
    Er war parallel zum Sofarand gegangen und blieb vor Phil Butcher kopfschüttelnd stehen. »Ich kann Ihnen nicht glauben, daß Sie die Puppen einfach so gesammelt haben.«
    »Es stimmt aber.«
    »Lieben Sie Puppen?«
    »Auch, ich brauchte sie für meine Forschungen.«
    »Für das Monster?«
    Der andere bejahte. »Natürlich. Überlegen Sie mal, Herr Pfarrer, ich mußte nachsehen, wie ein Mensch gebaut ist. Das habe ich nicht studiert, alles sollte ja lebensecht wirken.«
    »Ach so, verstehe…«
    »Möchten Sie jetzt das Monster sehen?«
    »Gern, wo ist es?«
    »Ich habe es im Keller.«
    »Dann lassen Sie uns hinuntergehen!«
    »Das brauchen wir nicht«, erklärte Phil Butcher. »Es gibt da einen einfachen Trick.« Er deutete zu Boden. »Passen Sie gut auf, Herr Pfarrer!«
    Phil Butcher hatte seine Unsicherheit verloren, das machte den Pfarrer nachdenklich. Er sagte nichts, registrierte es nur und schaute weiter zu, was Butcher unternahm.
    In der Zimmermitte stand ein Tisch. Er zeigte eine ovale Form und stand auf einem dicken gedrechselten Bein, das wiederum auf eine runde Holzplatte mündete.
    Den Tisch schob Butcher zur Seite, wobei er sich ziemlich anstrengen mußte. Als er es geschafft hatte und sich umdrehte, zeigte sein Gesicht Triumph.
    »Bald werden Sie mein Geschöpf sehen, Herr Pfarrer.«
    »Lebt es?«
    »Ja.« Butcher deutete auf den Boden. »Darunter liegt der Keller. Und dort habe ich es eingesperrt.«
    »Dann müssen wir hinunter – oder?«
    »Das brauchen wir nicht.« Er grinste breit. »Das Haus mag zwar alt sein, ich aber habe es so bequem wie möglich gestaltet. Verstehen Sie? Nur nichts Überflüssiges, kein…« Er winkte ab und ging in die Hocke. So blieb er für einen Moment sitzen, während er von dem Pfarrer scharf beobachtet wurde. Er traute diesem Burschen nicht.
    Zwar bereute der Geistliche es nicht, mit Butcher gegangen zu sein, wohl in seiner Haut war ihm nicht, und er hätte gern einen zweiten Zeugen hinzugezogen, was kaum möglich war.
    Im Boden befand sich eine Luke. Der Griff lag auf dem Holz. Butcher zog ihn hoch, umfaßte ihn, strengte sich an und hievte die Platte in die Höhe. An den Rändern quietschte sie. Staub wurde aufgewirbelt. Als sie einen Winkel von 90 Grad zum Boden erreicht hatte, blieb sie in dieser Stellung stehen.
    Durch eine metallene Querstrebe wurde sie festgestellt, so daß der Pfarrer in das Loch schauen konnte. Er wollte vorgehen, da hob Butcher die Hand. »Nein, bleiben Sie da, Herr Pfarrer.«
    »Weshalb?«
    »Ich schaffe es allein.«
    »Wie willst du das denn machen? Ich kann dir helfen. Der Körper ist bestimmt schwer.«
    Phil Butcher schlich um den Rand herum. »Die Technik«, flüsterte er. »Ich habe mir die Technik zunutze gemacht.

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