0345 - Villa Frankenstein
zurücklasse? Danke, daß du mir geholfen hast!«
Und wieder schlug der andere zu.
Dieser Treffer schleuderte den Geistlichen bis dicht an den Sumpfrand zurück. Allerdings nicht nah genug für Phil Butcher. Er verfolgte einen bestimmten Plan.
Seine freie Faust jagte nach vorn.
Der Hieb traf den Pfarrer an der Brust und katapultierte ihn zurück.
Der Sumpf griff zu.
Ein gieriges, totes, dennoch lebendes Ungeheuer, das kein Pardon kannte.
Schmatzende und klatschende Geräusche erklangen, als der Pfarrer nach hinten kippte, breitarmig in das Moor schlug und erkannte, daß ihm jetzt keiner mehr helfen würde. Zwar gelang es ihm unter großer Willensanstrengung, seinen Oberkörper aufzurichten, da steckte er bereits bis zu den Hüften im tödlichen Schlamm, und der besaß die Kraft, ihn immer weiter in die Tiefe zu zerren.
Der Pfarrer schlug um sich. Seine ausgebreiteten Hände klatschten auf die schwarze Oberfläche. Die Tropfen trafen sein Gesicht und vermischten sich dort mit den aus den kleinen Wunden strömenden Blut.
Er hatte die Augen noch weit aufgerissen und sah den am Rand des Sumpfes stehenden Phil Butcher.
Der Mörder triumphierte!
Breitbeinig und geduckt hatte er sich aufgebaut. Er schwenkte seine halb zerstörte, aber dennoch erleuchtete Sturmlaterne wie ein Pendel von einer Seite auf die andere, so daß ihr Schein auch über das Gesicht des Pfarrers glitt.
Butcher weidete sich an den angstverzerrten Zügen. »Keine Chance mehr!« rief er. »Keine Chance! Du wirst sterben. Ich brauche keine Zeugen. Und vielen Dank für deine Hilfe…« Er lachte voller Zynismus.
Der Geistliche spürte die Kraft des Sumpfes. Unter ihm gab es nichts, worauf er sich hätte abstützen können. Die Gier war einfach zu groß. Unzählige Arme schienen ihn umfaßt zu haben, und sie zogen ihn weiter in die Tiefe.
Der Tod näherte sich dem Geistlichen mit gewaltigen Schritten.
Und auch der Mann der Kirche hatte davor Angst. Er flehte um Hilfe und hörte nur das gemeine Lachen des anderen.
»So habe ich es haben wollen, Herr Pfarrer. Ich schlug zwei Fliegen mit einer Klappe. Niemand wird mir etwas beweisen können. Beim nächsten Versuch mache ich es besser. Da wird das Monstrum mir nicht aus der Kontrolle geraten, sondern mir allein gehören und gehorchen. Hast du verstanden, du frommer Mann?«
Er wollte sich ausschütten vor Lachen, während der Pfarrer immer weiter in die Tiefe sank.
Bis zur Brust reichte ihm der Sumpf. Wie zum Hohn flog ein Irrlicht dicht an seinen Augen vorbei und verglühte in der Ferne.
Niemand bewahrt in der Todesangst die Ruhe. Da machte auch der Pfarrer keine Ausnahme.
Als er zum erstenmal die kalte Flüssigkeit am Kinn spürte, drehte er durch.
Laut schrie er seine Angst hinaus. Einen Arm hielt er noch hoch, die ausgestreckten Finger seiner rechten Hand zeigten auf den am Rand des Sumpfes stehenden Phil Butcher, der sich nicht rührte und nur seine Laterne schwang.
»Hilf mir doch!« bettelte der Geistliche verzweifelt.
»Nein!«
Die Antwort klang gnadenlos und endgültig. Der Pfarrer wußte genau, daß er keine Chance mehr hatte. Er drehte den Kopf zur linken Seite. Vielleicht wuchs irgendwo ein verkrüppelter Baum, den er bisher übersehen hatte.
Das war nicht der Fall.
Nur die glatte, mit Wasser bedeckte Fläche sah er vor sich und ein schreckliches Gesicht.
Vielleicht war er auf das Monstrum zugetrieben worden. Weit hatte der künstliche Mensch das Maul aufgerissen, als wollte er den anderen fressen.
Eine Klaue schob er aus dem Sumpf, streckte sie aus und geriet nahe an den Pfarrer heran.
Als er zupacken und seine Finger im Haar des Mannes versenken wollte, zog der Sumpf ihn weg.
Der Geistliche mußte zuschauen, wie den anderen das Schicksal ereilte. Der Kopf tauchte unter, der Sumpf schwappte mit satten Wellenschlägen über und bildete sehr schnell wieder eine glatte Fläche, als hätte es den anderen nie gegeben.
Aus, vorbei…
Dem Pfarrer war klar, daß ihm das gleiche Schicksal bevorstand.
Er hatte aus nächster Nähe mit ansehen müssen, wie gierig der Sumpf war und spürte selbst diese Gier an seinen Beinen, als der Moloch ihn weiter in die Tiefe zerrte.
Einen letzten Blick warf er auf die Gestalt seines eigentlichen Mörders. Der stand am sicheren Rand, hatte den Arm angewinkelt und hielt die Laterne so, daß ihr Schein durch die zerstörte Scheibe sein Gesicht treffen konnte.
Es war eine triumphverzerrte Fratze. Dieses Bild nahm der Pfarrer mit in den Tod.
Er
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