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0345 - Villa Frankenstein

0345 - Villa Frankenstein

Titel: 0345 - Villa Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht stank. Auch jetzt wehte der Wind den fauligen Geruch über das Land.
    Ein Gestank nach Verwesung und Abfall. So wie die Natur verfaulte, würde es auch bald den Menschen ergehen.
    »Wo ist er?« fragte der Pfarrer.
    »Ich weiß es nicht!«
    »Willst du mich anlügen?«
    Sie hatten nur noch wenige Schritte zu laufen. Phil Butcher blieb stehen. Er streifte sein Haar zurück, hatte damit keinen Erfolg, da der Wind die Strähnen immer wieder hochwirbelte. »Ich… ich muß Ihnen ein Geständnis machen, Herr Pfarrer!« flüsterte er.
    »Rede!«
    Phil Butcher schaute sich um, als wollte er nach irgendwelchen Lauschern fahnden. Dann hob er die Schultern, wobei er gleichzeitig den Kopf einzog und seine Gestalt auf groteske Weise verzerrt wirkte. »Ich… ich muß Ihnen sagen, daß er lebt.«
    »Deine Figur?«
    »Ja…«
    Der Pfarrer hob die dunklen Brauen. »Das weiß ich. Zwar habe ich ihn nie gesehen, ich weiß dennoch, daß er existiert und sich auch bewegen kann. Sonst hättest du dich ja nicht um ihm bemüht – oder?«
    »Stimmt.«
    »Dann laß uns gehen und ihn endlich töten!«
    »Das geht nicht so einfach…«
    »Doch«, widersprach der Geistliche. »Wir werden ihn gemeinsam in den Sumpf werfen.«
    »Nicht töten?«
    »Nein.«
    Vor Überraschung ging Phil Butcher einen Schritt zurück. »Dann… dann«, flüsterte er, »ist mein Lebenswerk gesichert.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er kann nicht sterben. Mein Monster ist unsterblich, ebenso wie die Villa Frankenstein.«
    Der Pfarrer nahm es leichter. Er schlug dem anderen auf die Schulter. »Nein, mein Lieber, ich habe mir alles genau überlegt. Der Sumpf hat noch nie etwas freigegeben. Das müßtest du wissen.«
    »Herr Pfarrer, ich warne Sie. Mein Monster ist nicht irgend etwas. Das ist wie Frankensteins Geschöpf.« Er senkte die Stimme. »Ich will Ihnen etwas sagen, Pfarrer. Ich habe das Monstrum aus Leichenteilen zusammengebastelt. Seine Existenz ist Teufelswerk. Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich nicht mehr weiter wußte. Das Monster wächst mir über den Kopf. Ich werde damit nicht fertig.«
    »Deshalb komme ich ja mit. Ich vertraue auf andere Kräfte als du. Auf die der Kirche.«
    Phil Butcher ließ sich nicht überzeugen. »Sollen wir ihn nicht doch lieber verbrennen?«
    »Der Sumpf ist sicherer.«
    Mit diesen Worten wandte sich der Geistliche ab und sah deshalb nicht das kalte Lächeln des anderen.
    Bis zum Haus ließ er den Pfarrer vorgehen. In der Dunkelheit war nicht genau zu erkennen, wie windschief die Hütte war. Aber sie hörten das Klappern der alten Fensterläden, das Jaulen in den Öffnungen und Ritzen, als würde sich der alte Bau über jeden Windstoß, der gegen ihn fuhr, schmerzhaft beschweren.
    Nur die Tür war neu.
    Sie besaß auch ein Vorhängeschloß, das die Größe einer Hand aufwies und blank schimmerte. Den passenden Schlüssel holte Phil Butcher aus der Tasche.
    Nervös wartete der Pfarrer darauf, daß die Tür geöffnet wurde.
    Zweimal mußte Butcher ihn herumdrehen, dann war das Schloß offen, und er konnte auch die Tür aufziehen.
    »Hast du hier überhaupt Licht, Butcher?«
    »Ja, aber kein elektrisches. Das gibt es ja nur in den Häusern der Reichen und Vornehmen.«
    »Dann warte ich hier, bis du die Lampen angezündet hast.«
    »Ist gut.«
    Beide Männer hatten im offenen Eingang des Hauses gestanden.
    Dort hoben sich ihre Umrisse noch grau vom dunkleren Untergrund der Schwelle ab. Als Butcher das Haus betrat und seine Gestalt mit der Finsternis verschmolz, glich er einem akustischen Schatten, denn nur mehr seine Schritte waren auf dem Holzboden zu hören.
    Dem Pfarrer, das gab er zu, war doch ein wenig unheimlich zumute. Er stand da, wartete im Dunkeln und spürte genau, daß dieses Haus nicht unter christlichem Schutz stand. Hier war alles anders, viel düsterer, beklemmender, und dennoch von einem Leben erfüllt, das eigentlich keines war. Es besaß keinen Segen der Kirche, sondern den Schutz der Hölle, des Bösen, und so etwas spürte ein sensibler Mensch wie der Pfarrer genau.
    Die Schritte des anderen waren verklungen. Dafür sah der wartende Geistliche die erste Lichtinsel. Im Hintergrund des Raumes schuf sie einen weichen Fleck. Als helle Insel durchbrach er die Schwärze. Ein zweiter und dritter Lichtschein erschienen. Auch die Gestalt des Phil Butcher tauchte auf. Er wartete im Hintergrund. Der Pfarrer hörte die Stimme des Mannes. »Sie können kommen.«
    Der Geistliche setzte sich in Bewegung. Auch unter seinen

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