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0346 - In der Nachbarschaft des Todes

0346 - In der Nachbarschaft des Todes

Titel: 0346 - In der Nachbarschaft des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In der Nachbarschaft des Todes
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wie man vermuten mußte — dieser Lancashire und sein alter Diener? Dann mußte dieser Mann hier in seinem dunklen Anzug und der straffen Haltung einer der Mörder sein.
    Ich ließ mich vorsichtig in einem der Lehnstühle nieder. Geräuschlos schloß sich eine Tür hinter dem angeblichen Diener. Ich erhob mich schnell wieder und huschte hin, um mein Ohr ans Schlüsselloch zu legen und zu lauschen. Aber ich konnte nichts hören. Ein ganz leises, schwaches Raunen blieb so undeutlich, daß ich nicht einmal sicher war, ob es von menschlichen Stimmen herrührte.
    Ich ging zu meinem Platz zurück und setzte mich wieder. Ich hätte gern eine Zigarette geraucht, aber es war kein Aschenbecher zu sehen, und es widerstrebte mir, die Asche auf dem Teppich zu verstreuen. Also unterließ ich es, faltete die Hände vor dem Bauch und streckte die Füße weit von mir.
    Es war die erste ruhige Minute, die ich an diesem Vormittag hatte. Wie Schlaglichter huschten noch einmal die Ereignisse dieses verrückten Tages an mir vorüber. Da war der alte Cropton, der uns vor ein paar Tagen angerufen hatte. An einem neutralen Ort hatte sich ein G-man mit Cropton getroffen und dabei die ganze Geschichte erfahren. Cropton sollte den geplanten Überfall stillschweigend erdulden, im anderen Falle würden seine Frau und seine Kinder darunter zu leiden haben — so lautete die Drohung der Gangster. Aber Cropton war viel zu korrekt, als daß man gerade ihm einen solchen erpresserischen Vorschlag hätte machen dürfen. Wir heckten den Plan aus, der heute früh zur Festnahme der ganzen Bande geführt hatte. Ich mußte unwillkürlich lachen, als ich daran dachte, wie Cropton von ein paar Tropfen Whisky angeregt worden war.
    Nach unserem Plan hätten wir das Clenners-Building gegen zehn Uhr mit ein paar festgenommenen Gangstern wieder verlassen können. Und dann war auf einmal der Anruf wegen der Bombe gekommen und hatte alles durcheinandergebracht. Sicher hätten die Gangster, die die Bundeskassen-Verwaltung ausplündern wollten, ihren Überfall nicht ausgeführt, wenn sie gewußt hätten, daß am selben Tage eine Bombe im selben Gebäude in die Luft gehen sollte.
    Sicher? — Ich stutzte. Warum eigentlich nicht? Die Kasse sollte gleich früh nach Beginn der Bürozeit ausgeraubt werden. Hätten wir nicht auf der Lauer gelegen, wäre es ein Unternehmen geworden, das höchstens fünf Minuten gedauert hätte. Ich zuckte die Achseln. Noch ließ sich des Rätsels Lösung nicht erkennen.
    Ich sah auf die Uhr. Es war sechzehn Minuten nach eins. Bis zur Explosion blieb uns noch eine knappe dreiviertel Stunde. Ich gab mich keinen Illusionen hin. Wahrscheinlich konnten wir die Bombe nicht früh genug finden. Natürlich würden wir sie bis zum letzten Augenblick suchen.
    »Mister Lancashire läßt bitten«, sagte der Diener.
    Ich ging auf die Tür zu, die er aufhielt. Der Raum dahinter lag im Dunkeln. Absolute Schwärze gähnte mir entgegen.
    »Mister Lancashire möchte nicht gesehen werden«, flüsterte der Diener. »Sie wissen doch sicher, sein Gesicht —«
    »Ja, ja«, nickte ich zustimmend. Ich hatte ja genug davon gehört, wie der verstümmelte Mann Leute in völliger Finsternis empfing, wenn er überhaupt mal mit einem Menschen sprach.
    Daß völlige Dunkelheit auch eine Falle sein kann, daran dachte ich zwei Minuten lang nicht. Und als ich daran dachte, hatte sich die Tür hinter mir geschlossen, und es war entschieden zu spät. Denn urplötzlich dröhnte etwas von hinten auf meinen Schädel, daß ich sofort in einen endlosen Abgrund stürzte, tiefer und tiefer — bis auch das Gefühl des endlosen Fallens erlosch.
    ***
    »Geben Sie mir die Verkehrsunfall-Abteilung«, bat Phil, als sieh das Hauptquartier der Stadtpolizei gemeldet hatte. »Dringend. Ich möchte mit einem der leitenden Offiziere der Abteilung sprechen.«
    Wenige Augenblicke später hatte er Captain Smooth am Apparat. Phil fragte ohne Umschweife:
    »Captain, am ersten März 1959 wurde die zweiundzwanzig jährige Jennifer Clayton vor dem Clenners-Building von einem Auto überfahren und getötet, weil sie bei Rotlicht über die Kreuzung lief. Ich brauche alle Unterlagen, die über diesen Vorgang vorhanden sind.«
    »Okay, G-man, ich lasse sie heraussuchen und Ihnen in den nächsten Tagen schicken.«
    Phil warf einen Blick auf die elektrische Uhr über der Tür.
    »Haben Sie schon gehört, Captain«, fragte er, »daß im Clenners-Building eine Bombe explodieren soll?«
    »Man hat mir etwas

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