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0346 - In der Nachbarschaft des Todes

0346 - In der Nachbarschaft des Todes

Titel: 0346 - In der Nachbarschaft des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In der Nachbarschaft des Todes
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einen freudeartigen Rauschzustand setzten und doch zugleich peinigten. Die Freude bestand darin, daß er an diesem Tage Millionär werden würde — freilich zusammen mit seinem Partner Ed Murro. Die Peinigung dabei war, daß er an diesem selben Tage einen Mord begehen wollte, einen Mord, wie ihn kein Strafgesetzbuch klassischer definieren konnte: eine gefühllose Tötung aus niedrigsten Beweggründen nach wochenlanger Vorbereitung.
    Er richtete sich auf seinem Bett auf und seufzte.
    »Heute ist es soweit«, sagte Ed Murro. Von seinen achtundvierzig Lebensjahren hatte er genau ein Drittel hinter Zuchthausmauern zugebracht, aber das sah man ihm nicht an. Er sah noch immer gut aus, hatte eine gerade, straffe Haltung.
    »Du brauchst mich nicht daran zu erinnern«, brummte der um zehn Jahre jüngere Jimmy Escaldor. »Ich spüre es in jeder Zelle meines Körpers und in jeder Windung meines Gehirns.«
    »Bist du nervös?«
    »Quatsch! Ich bin ein bißchen aufgeregt, das ist etwas anderes als nervös. Bist du vielleicht nicht aufgeregt?«
    »Nein.«
    »Wir seihen uns den Koffer noch einmal an«, sagte Murro, als Escaldor fertig angezogen war.
    »Den Koffer? Lieber Himmel, warum denn? Haben wir ihn nicht gestern abend zwanzig- oder dreißigmal angesehen?«
    »Wir sehen ihn noch einmal an!« bestimmte Murro in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Sie taten es. Quadratzoll um Quadrate zoll musterten sie den großen Schranckoffer, innen wie außen. Dann seufzte Escaldor zufrieden:
    »Nichts. Natürlich nichts. Es konnte ja gar nicht anders sein. Wir haben ihn gestern abend so gründlich abgesucht, als ob unsere Seligkeit davon abhinge.«
    »Seligkeit?« -wiederholte Murro. »Unser Leben hängt davon ab, daß wir keinen Fehler machen. Vergiß das nicht. Denk immer schön daran, daß sie uns auf dem Elektrischen Stuhl schmoren werden, wenn wir nur einen kleinen, winzigen Fehler machen.«
    »Ja, ja, natürlich, du hast recht, wie immer«, nickte Escaldor ergeben. »Und was jetzt?«
    »Nimm den Lappen und wisch die Fenster, die Fensterriegel, die Fensterbänke und jede glatte Fläche gründlich ab. Ich fange bei der Tür an. In der Mitte des Zimmers treffen wir uns, und dann wischst du noch einmal auf meiner Seite alles nach, und ich tu‘s in deiner Region.«
    »Bist du verrückt? Warum sollen wir denn Putzfrauen spielen?«
    »Manchmal bist du wirklich leicht schwachsinnig, Jimmy. Wenn wir ab heute nicht mehr in dieses Zimmer zurückkommen, besteht die vage Möglichkeit, daß unsere Vermieterin gegen ihre sonstige Gewohnheit doch einmal zur Polizei läuft. Das Vermißtenbüro wird einen Mann schicken und Fingerspuren suchen lassen, um erst einmal herauszukriegen, wer überhaupt hier gewohnt hat.«
    Jimmy Escaldor riß die Augen weit auf. Solche Cleverness war ihm fremd.
    »Treiben die wirklich so einen Aufwand, wenn einer verschwindet?«
    »Ob sie ihn immer treiben, weiß ich nicht«, entgegnete Ed Murro überlegen. »Es genügt mir, daß sie diesen Aufwand in unserem Fall treiben könnten! Und mein Bild mitsamt meinen Fingerabdrücken befindet sich in der Kartei von vierzehn Bundesstaaten der USA — New York leider nicht ausgenommen.«
    »Du bist schon ein Kanone, Ed!«
    »Wenn dieser Coup glücklich vollbracht ist, dann werde ich mich selber für eine. Kanone halten. Heute früh brauche ich meine Gedanken noch für andere Dinge. Also wisch sorgfältig jede glatte Fläche ab. Und wenn du dir nicht darüber klarwerden kannst, ob etwas glatt oder nicht glatt genug zur Aufnahme von Fingerspuren ist, dann wisch es auf jeden Fall ab!«
    Sie arbeiteten schweigend und verbissen. Endlich gab es keine Stelle im Zimmer, die eine Fingerspur von ihnen getragen hätte.
    »Zieh deine Handschuhe an«, befahl Ed Murro.
    Als Jimmy Escaldor zugreifen wollte, schlug ihm Ed Murro die Hand beiseite. Mit einem Bleistift hob er erst den linken, dann den rechten Handschuh von der glatten Tischplatte hoch und reichte sie seinem Partner.
    »Erst abwischen und dann neue Fingerspuren hinterlassen!« tadelte er kopfschüttelnd, »aus dir wird nie etwas werden.«
    »Du ziehst die Handschuhe nicht mehr aus, Jimmy!« schärfte der Ältere seinem Partner ein. »Ich will nachsehen, ob die Luft rein ist.«
    »Okay, Ed. Du kannst dich auf mich verlassen.«
    Ed Murro verließ das Haus und trat in eine schmale Gasisie, die mit Unrat gefüllt war.
    Acht Blocks weiter lärmte der Betrieb des Hafens von den Piers .am East River. Hier war alles ruhig. Murro ging

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