0346 - Warnung aus dem Jenseits
massigen Leibern. Er schoß noch zweimal, dann wurde ihm die Waffe aus der Hand gerissen. Automatenhaft stereotyp gab er die Alarmmeldung an seine Einsatzzentrale durch.
Plötzlich war er wieder frei. Taumelnd kam er auf die Beine und sah sich um. Die Gefangenen waren verschwunden. Nur das Trappeln eiliger Schritte verriet, in welche Richtung sie sich gewandt hatten.
Korporal Swenlein dachte mit Grauen daran, was sein Vorgesetzter zu dieser Sache sagen würde. Erst danach fiel ihm ein, daß es wichtigere Überlegungen gab als diese.
„Verfolgung aufnehmen!" schrie er dem Kampfroboter zu. „Nur bei gefährlicher Gegenwehr Vernichtungswaffen einsetzen!"
Die Kampfmaschine schien nur auf diesen Befehl gewartet zu haben. Wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil raste sie in der Richtung davon, aus der die Geräusche der fliehenden Dumfries zu hören waren.
Swenlein kümmerte sich um seine Kameraden. Abron Tusiak hatte einen gebrochenen Arm und ein blaues Auge aufzuweisen; Norman Pfeitli tupfte sich das Blut von der Nase und stieß am laufenden Band Verwünschungen aus. Ansonsten fehlte ihnen nichts - bis auf sämtliche Schock- und Impulswaffen.
„Kümmern Sie sich um Tusiaks Arm!" befahl Swenlein dem Soldaten Pfeitli.
Er selbst schaltete sein Telekom-Armband ein und rief den Kampfroboter. Sekundenlang hörte er das Empfangszeichen, dann erschütterte eine heftige Explosion die Wände und Böden des Bauwerks, in dem sie sich befanden. Gleichzeitig brach das Empfangszeichen ab.
„Sie haben den Roboter zerstört!" stellte Swenlein fassungslos fest.
Im nächsten Moment erstarrte er. Ein hohles Pfeifen war mit einemmal in der Luft. Der Korporal blickte wie gebannt einem Stück Papier nach, das soeben kreiselnd vom Fußboden aus startete und dann in der Öffnung eines Flurs verschwand.
Korporal Swenlein begriff.
„Helme schließen!" gellte sein Befehl durch den Gang. Die Worte wurden ihm förmlich von den Lippen gerissen. Ein Orkan tobte durch die Stollen und Hallen.
Swenleins Kapuzenhelm rastete klackend in die Magnetdichtungen. Sofort stellte er die Telekomverbindung mit der Einsatzleitung her.
„Vakuumeinbruch im Sektor vierundzwanzig! Vermutlich hervorgerufen durch Explosion unseres Kampfroboters. Wir nehmen die Verfolgung der entkommenden Dumfries auf. Ende!"
Er blickte zu Abron Tusiak hinüber, dessen gebrochener Arm mit Hilfe einer Schnellerstarrungsschiene versorgt worden war.
„Sie gehen schnellstens zum Notsammelplatz für Verwundete zurück, Tusiak!" befahl er über Helmfunk.
Er winkte Norman Pfeitli.
„Los! Vielleicht holen wir die Dumfries noch ein!"
Daran glaubte er zwar selbst nicht. Aber solange er keinen gegenteiligen Befehl von der Zentrale erhielt, mußten sie wenigstens ihr Bestes versuchen.
*
Die Revolte der Dumfries schien sich gleich einer Epidemie über die Sektoren vierundzwanzig bis neunundzwanzig auszubreiten. Überall brachen die Gefangenen aus, die wenigen Wachsoldaten wurden überrannt und entwaffnet. Da die Kampfroboter den strikten Auftrag hatten, keine tödlich wirkenden Waffen einzusetzen, gelang ungefähr einem Drittel der Gefangenen in jenen sechs Sektoren die Flucht, Das waren rund hundertfünfzig Dumfries.
Leutnant Gwendolyn Malberry und ihre fünf weiblichen Kadetten hatten gerade den Wachroboter einer Geschützstellung inspiziert, als eine Meute Dumfries sich von drei Seiten zugleich in die Vorhalle der Stellung ergoß.
Die krötenähnlichen galaktischen Soldaten stießen dumpfe Kampfesrufe aus. Einige von ihnen schwangen terranische Energiewaffen. Bevor die Mädchen einen klaren Gedanken fassen konnten, drangen die ersten Dumfries bereits in die Geschützstellung ein und zerstörten den Kampfroboter.
Gwendolyn riß den Mund zu einem Schrei auf. Da fühlte sie sich am Ärmel ihrer Kampfkombination gepackt und in einen leeren Raum gezogen. Hinter ihr krachte die für ins Schloß.
Als sie sich umwandte, blickte sie in das erschrockene Gesicht von Irina Polkowa.
„Was war das?" fragte die junge Russin. „Wo kommen diese Monstren so plötzlich her?"
Erst in diesem Moment dämmerte es Gwendolyn, daß es sich um eine Gefangenenrevolte handeln könnte. In diesem Fall würden die Entflohenen natürlich alles tun, um eine Verfolgung zu verhindern, und das konnten sie am ehesten erreichen, wenn sie die CREST IV zum Start zwangen...
Leutnant Malberry wußte plötzlich was sie zu tun hatte.
„Helme schließen!" befahl sie mit belegter Stimme. „Telekom
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