0348 - Die kosmische Falle
Rhodan und Atlan, sonst die Ruhe selbst, konnten ihre Erregung nicht unterdrücken. Im Augenblick zur Untätigkeit verdammt, blieb ihnen nur das Abwarten - und abwarten war nicht jedermanns Sache. Auch - unter den Besatzungsmitgliedern machte sich die nervöse Spannung bemerkbar. Es gab mehr Zusammenstöße zwischen der Mannschaft als jemals zuvor, und selbst alte Freunde gerieten sich wegen Nichtigkeiten in die Haare.
Sogar der Mausbiber Gucky wurde von der Krise nicht verschont. Sonst immer zu Späßen aufgelegt, kam er ziemlich mißmutig aus der Richtung des Verpflegungslagers marschiert und trug einen Beutel halbgefrorener Mohrrüben. Er hatte die ewigen Konzentrate und Konserven satt, und so war es durchaus verständlich, daß er sich einen neuen Vorrat seiner Lieblingsspeise geholt hatte. Da er zu der Auffassung gelangt war, daß ihm ein wenig körperliche Betätigung guttäte, teleportierte er nicht.
Er marschierte. Und als er um eine Korridorecke bog, prallte er mit einem Arbeitsroboter zusammen.
Bei einem menschlichen Wesen wäre ihm das nicht passiert, denn Menschen denken zumeist, auch wenn sie nicht zu denken wähnen. Und da Gucky Telepath war, empfing er die Gedankenimpulse und wäre in diesem Falle gewarnt gewesen. Ein Roboter aber denkt nicht und sendet auch keine Impulse aus. Daher kam der Zusammenprall für beide Beteiligten überraschend.
Gucky taumelte zurück und verlor den Beutel. Während des Fallens öffnete er sich, und dann purzelten die Mohrrüben über den Metallfußboden. Sie verteilten sich in alle Himmelsrichtungen.
Der Roboter war mit einem Ruck stehengeblieben. Seine Facettenaugen richteten sich tastend auf den Mausbiber, und in seinem Inneren begannen einige Relais zu ticken. Wahrscheinlich begann sein positronisches Gehirn im Erinnerungsspeicher nach den Daten eines Terraners zu suchen, der nur hundert Zentimeter groß war und über ein rostbraunes Fell verfügte. Wie es schien, fand er Guckys Daten nicht. Er rührte sich nicht vom Fleck.
Gucky hingegen war vorsichtshalber drei Schritte zurückgegangen. Er starrte den Roboter wütend an, dann ließ er alle Flüche vom Stapel, die er im Verlauf der letzten vierhundert Jahre von Bully und den anderen Terranern gelernt hatte. Es war eine Sammlung, die manchem alten und erfahrenen Raumkapitän Achtung abgerungen hätte. Aber den Roboter konnte sie nicht beeindrucken.
„Du verrostete Blechkanne", beendete Gucky schließlich die Schimpfkanonade. „Kannst du nicht aufpassen? Dir sind wohl einige Nervenenden durchgeschmort. Paß auf, wo du deine Kartoffelbrei-Stampfer hintust. Und nun hilf mir gefälligst, meine Rüben wieder einzusammeln."
Der Roboter rührte sich noch immer nicht vom Fleck.
Gucky betrachtete ihn durchdringend.
„Aha du willst also nicht. Ich will dir mal etwas sagen: Solltest du vielleicht überholungsreif sein, so genügt ein Wort von mir, und sie stecken dich in die Schmieranlage. Aber ich werde etwas ganz anderes mit dir machen. Ich werde dir eine Flasche Orangeade ins Getriebe schütten da sollst du mal sehen, wie munter du wieder wirst. Es gibt nichts besseres als frische Vitamine. Selbst für Roboter."
Die Vorstellung, künftig mit Limonadenschmierung arbeiten zu müssen, löste bei dem Roboter eine Art Panikschaltung aus. Wortlos drehte er sich um und stampfte davon. Gucky sah hinter ihm her, grinste und begann dann, seine verstreuten Mohrrüben einzusammeln. Er tat es auf höchst einfache Weise. Er hockte sich mitten in den Gang und hielt den Beutel geöffnet vor sich, dann fixierte er die einzelnen Mohrrüben und ließ sie telekinetisch an den Ort zurückkehren, dem sie so unverhofft entronnen waren. Das Spiel machte dem Mausbiber Spaß. Außerdem hinderte die telekinetische Konzentration ihn daran, auf Gedankenimpulse zu achten. So war er ziemlich überrascht, als plötzlich eine Stimme hinter ihm sagte: „Nanu, willst du mitten im Hauptkorridor eine Plantage anlegen? Das dürfte wohl gegen die Schiffsordnung verstoßen."
Seelenruhig ließ Gucky eine dicke Mohrrübe, die herangeschwebt kam, in die Öffnung des Beutels gleiten. Dann drehte er sich um und sah nach oben.
Der Mann, der hinter ihm stand, war fast zwei Meter groß und sehr breitschultrig. Er trug die grüne Uniform des Mutantenkorps, und sein Gesicht glänzte tiefschwarz. Ein gutmütiges Grinsen ließ sein Gesicht etwas weniger wild wirken. Gucky erhob sich langsam und stemmte den rechten Arm in die Hüfte. Mit der linken Hand hielt er
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