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035 - Das Wachsfigurenkabinett

035 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 035 - Das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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er auf etwas warten.
    »Komm ins Haus, Phillip!« drängte Dorian. »Komm!« »Schatten«, sagte Phillip. »Überall sind Schatten.«
    »Wo siehst du Schatten?« fragte Dorian. »Schatten. Überall Schatten.«
    Sosehr Dorian auch bohrte, er bekam keine vernünftige Antwort. Der Junge wurde nur immer unruhiger. Ein kalter Wind blies durch die Baring Road, und. Dorian fröstelte; aber daran war nicht nur die kalte Nachtluft schuld.
    Plötzlich schritt Phillip die Straße entlang. Dorian und Sam Pattison folgten ihm. Am Ende der Straße blieb Phillip stehen. Ein Schluchzen schüttelte seinen Körper. Tränen rannen über seine Wangen. Dorian holte sein Taschentuch hervor und wischte dem Jungen die Tränen ab. Und dann sahen sie eine Gestalt näher kommen. Es war der Gang eines Betrunkenen. Bei jedem Schritt ging die Gestalt tief in die Knie und kam dann torkelnd wieder hoch.
    Der Junge schloß die Augen und bewegte die Lippen.
    Die seltsame Gestalt kam immer näher. Noch konnten sie keine Einzelheiten erkennen, doch dann fiel der Schein einer Straßenlampe auf das Gesicht des Mannes.
    »Murray!« schrie Pattison und setzte sich in Bewegung.
    Dorian folgte ihm. Sie rannten dem Agenten entgegen, erreichten ihn und blieben entsetzt stehen. Murrays Gesicht war ausdruckslos, die Augen hatte er geschlossen.
    »Ronny«, sagte Dorian, »was ist mit Ihnen los?«
    Der Agent torkelte weiter. Dorian packte ihn und zuckte zurück. Seine Haut war eiskalt, wie die von Miriam Corbey, die er gestern berührt hatte.
    Murray blieb schließlich stehen. Seine Lider hoben sich, und leere Augenhöhlen starrten Dorian und Sam an.
    Pattison stieß einen Schrei aus. Der Agent löste sich vor ihren Augen auf. Zuerst verschwand das Gesicht, dann zerflossen die Hände und schließlich der ganze Körper. Nur seine Kleidung blieb am Boden liegen.
    Dorian und Sam sahen einander schweigend an und zuckten zusammen, als sie das höhnische Lachen hörten, das über ihnen erscholl. Dorian blickte auf, doch er konnte nichts erkennen. Das Lachen verebbte; danach war es wieder still.
    Sam sammelte die Kleidung auf. Sie war alles, was von Murray übriggeblieben war.
    Phillip stand noch immer dort, wo sie ihn verlassen hatten.
    Er sah angestrengt in die Luft und bekreuzigte sich. Seine Augen waren weit aufgerissen.
    Von irgendwoher drang ein Schmerzensschrei zu ihnen. Ein zufriedenes Lächeln umspielte die Lippen des Hermaphroditen. Dann drehte er sich um und betrat den Garten. Er ging rasch auf das Haus zu und stieg die Treppe zu seinem Zimmer hoch.
    »Phillip!« rief Dorian ihm nach. »Phillip! Ich will mit dir sprechen.«
    Der Junge ging weiter.
    Dorian hob wütend die Schultern. Phillip wußte viel mehr, doch er sagte nichts. Was bedeuteten das zufriedene Lächeln und der laute Schmerzensschrei, den er gehört hatte? Und das Lachen? Der seltsame Tod Murrays? Nichts als Fragen, auf die er keine Antwort bekam. Aber eines war sicher, der Unbekannte spielte mit ihnen. Er hätte sie längst erledigen können. Nur der Hermaphrodit war eine Gefahr für die Schwarze Familie; eine große Gefahr. Dorians ganze Hoffnung ruhte auf Phillip. Vielleicht konnte der Hermaphrodit ihnen helfen.
    Dorian fühlte sich müde, doch er wollte nicht schlafen gehen. Er war zu unruhig. Lange starrte er vor sich hin.
     

     
    Coco wurde um sieben Uhr geweckt. Sie schlug die Augen auf und schnupperte. Ein seltsamer Geruch hing in der Luft. Er war kaum wahrnehmbar, doch Coco kannte diesen Geruch. Ein Dämon war vor kurzer Zeit in ihrem Zimmer gewesen.
    Sie stand auf und fühlte sich höchst unbehaglich.
    Angestrengt suchte sie nach magischen Fallen, doch sie fand keine.
    Sie wusch sich rasch und schlüpfte in ihre Kleider. Der Dämon hatte sie entdeckt, und sie wußte nicht, ob es noch viel Sinn haben würde, sich auf die Suche nach ihm zu machen. Sie trat auf den Gang und klopfte an Collins Zimmertür. Der Agent öffnete, und Coco trat ein. Chapman hatte bei Collins im Zimmer übernachtet; sie hatten den kleinen Mann hereingeschmuggelt.
    »Guten Morgen«, sagte Collins mißmutig.
    Coco nickte flüchtig und schnupperte. Der Dämon hatte auch Collins und Chapman einen Besuch abgestattet.
    »Was haben Sie, Coco?« fragte Chapman.
    »Wir hatten Besuch heute nacht«, sagte sie. »Der Dämon war hier und auch in meinem Zimmer.« »Prost Mahlzeit!« sagte Collins und schüttelte sich. »Er hat uns also entdeckt. Da können wir gleich unser Unternehmen aufgeben.«
    »Nein«, sagte Coco. »Wir

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