0350 - Mörder in der Traumfabrik
wünschen übrig. Ich kenne in der Tat nur meine engsten Mitarbeiter. Es ist durchaus möglich, daß Wolter, mein Assistent, ihn eingestellt hat.«
»Ist das ein junger Mann mit Sonnenschild vor den Augen?« fragte ich schnell.
Der Filmboß nickte bestätigend.
»Ein ehrgeiziger junger Mann, Ihr Assistent!« meinte ich. »Sitzt an der Kamera, ersetzt den Personalchef und findet auch noch Zeit, Drehbücher zu schreiben!«
»Ja, er ist tüchtig!« erwiderte Carter. »In Zukunft wird er wohl die Lücke füllen müssen, die Sammy hinterläßt.«
Da schaltet sich erneut eine weibliche Stimme ein, sie klang hart und rauchig:
»Mister Bonsel hinterläßt keine große Lücke. Selbst der unerfahrene Wolter ist heute schon besser, als Bonsel jemals war!«
Wir wandten uns alle nach der Sprecherin um. Die elegant gekleidete Frau kam auf uns zu. »Wenn die Herren nichts dagegen haben, kümmere ich mich wieder um meine Arbeit. Ich muß mich konzentrieren für die nächste Szene!«
»Madame Baranoff!« flüsterte mir Lieutenant Parker zu, während die Schauspielerin hoheitsvoll zur Tür rauschte. Sie würdigte uns keines Blickes mehr.
In dem Augenblick, als sie über die Schwelle trat, rutschte aus dem Packen Zeitschriften, in dem sie am Fenster geblättert hatte, ein blauer Umschlag. Mr. Carter sprang aus seinem Sessel, lief zum Fenster und bückte sich Schwer fällig und hob den Umschlag auf. Carter kam wieder hoch, er starrte auf den Umschlag und dann auf mich.
»Was ist denn los, Mister Carter?« fragte Phil gespannt.
»Es ist der Umschlag von Mister Bonsels Drehbuch!«
***
Im Empfangsraum von Mr. Carter hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Niemand wagte ein Wort zu sagen.
Ich flüsterte Phil zu:
»Sperr Fuller in einen Raum, wo er uns nicht hören kann. Er braucht bei der Diskussion hier nicht dabei zu sein.«
Ich sagte meinem Freund noch, daß der Brandmeister der Feuerwehr Fuller vernehmen könne, und Phil gab die Anweisung an die beiden Cops weiter, die vor der Tür standen.
In die Stille hinein fragte ich laut vernehmlich:
»Sind Sie sicher, daß das Drehbuch in diesem Umschlag steckte?«
Carter zögerte nicht »Absolut sicher.«
»So umfangreich ist ein Drehbuch?« wunderte sich Lieutenant Parker. »Dann dürfte es gar nicht leicht sein, es unauffällig verschwinden zu lassen — etwa unter der Kleidung.«
»Glauben Sie denn, Madame Baranoff hat es genommen?« fragte Jane Hartog plötzlich.
»Halten Sie das denn für möglich?« stellte ich eine Gegenfrage.
»Unmöglich ist überhaupt nichts!« entgegnete sie keck. »Mich jedenfalls würde es nicht wundern, wenn die Baranoff es hätte. Ich weiß genau, was sie von Sammy und gerade diesem Manuskript hielt.«
»Nun, was denn?« forschte ich. Ab und zu warf ich einen kurzen Blick auf Mr. Carter, der unseren Dialog unbehaglich verfolgte. Am liebsten wäre er der jungen Darstellerin ins Wort gefallen, doch sie schien seine Bremsversuche nicht zu sehen.
»Sie hielt Sammy für eine taube Nuß, ohne jedes Talent, ihr eine Glanzrolle auf den Leib zu schreiben. Sie konnte nicht verstehen, daß Mister Carter so große Stücke auf ihn hielt,«
»Jane!« protestierte der Filmboß und blickte sie scharf an.
»Ich antworte nur auf die Fragen, die Mister Cotton mir gestellt hat«, erwiderte sie unbewegt. »Ich habe eine andere Meinung von Mister Bonsel. Immerhin hat er meine Rolle sehr ausgebaut und mir damit einen guten Start ermöglicht!«
»Aber das Drehbuch ist doch jetzt weg!«
Miß Hartog blickte etwas konsterniert drein. Dann sagte sie, halb Carter, halb mir zugewandt: »Vielleicht taucht, es wieder auf.« Ich anwortete nicht.
Hatte die Baranoff das Drehbuch nach dem Tode Mr, Bonsels gestohlen, um den Start ihrer Kollegin Jane Hartog zu hemmen?
Ich nickte Phil zu, der gerade wieder hereingekommen war. Er wollte mir etwas zuflüstern, als mit jähem Ruck die Tür aufgerissen wurde, ein Cop hereinstürzte und erregt stammelte: »Mister Parker — kommen Sie sofort! Es ist etwas mit Fuller! Er liegt in der Kammer — ich glaube, er ist tot!«
Der Rücken des Jacketts war in Höhe der Schulterblätter rot gefärbt. Der Körper lag zusammengekauert auf dem Fußboden, ein Yard davon entfernt entdeckten wir das Messer.
Fujler war tot.
»Wäre ich doch bei ihm geblieben«, sagte Phil, der neben mir stand, leise. »Der Mörder muß beobachtet haben, wie ich Fuller allein ließ.«
»Man kann dir keinen Vorwurf machen, Phil. Hier scheint eine
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