0350 - Mörder in der Traumfabrik
meinem Haus. Ich will nichts damit zu tun haben.«
»Mit wem habe ich das Vergnügen?« stoppte ich den Redefluß, als meine Gesprächspartnerin eine Sekunde Luft holte.
»Ich bin Mary Smith und die Sekretärin von Mr. Bonsel. Kommen Sie bitte gleich zu mir! Sie können das unheilvolle Ding mitnehmen. Ich will nicht auch noch umgebracht werden.«
»Wovon sprechen Sie, Miß Smith?«
»Von dem Drehbuch natürlich. Jenes Buch, - das Mister Bonsel zuletzt geschrieben hat.«
»Was, Sie haben das Drehbuch?« Ich verbarg meine Überraschung nicht und winkte Phil näher; bei etwas abgehaltener Hörermuschel konnte er die Anruferin ebenfalls verstehen.
»Ja, den Durchschlag, den ich mir sicherheitshalber immer anfertige.«
»Warum haben Sie das nicht gesagt, als wir im Studio waren? Ich habe Sie heute mittag gar nicht gesehen.«
»Ich bin krank, Mister Cotton, und zu Hause.«
»Woher wissen Sie dann, daß Mister Bonsel ermordet und das Drehbuch gestohlen worden ist?«
»Es steht doch in den Zeitungen! Eine Freundin hat mir berichtet, was heute auf dem Gelände passiert ist. Von ihr bekam ich auch Ihre Nummer, Mister Cotton. Aber bitte, fragen Sie jetzt nicht so viel, sondern kommen Sie möglichst schnell. Ich wohne in 14., Maple Street. Sie werden doch kommen, Mister Cotton?« fragte sie und plötzlich klang ihre Stimme ängstlich.
»Selbstverständlich, ich komme sofort! Wie heißt die Freundin, die Ihnen unsere Telefonnummer im ,Savoy‘ gegeben hat, Miß Smith?«
»Miß Archer, die Sekretärin von Mister Carter, war es.«
»In Ordnung, Miß Smith! Lassen Sie niemanden in Ihre Wohnung, bis ich da bin.«
Als ich den Hörer aufgelegt hatte, machte Phil ein nachdenkliches Gesicht.
»Das kommt mir verdächtig vor, Jerry!« sagte er schließlich. »Schon der Name Smith riecht doch geradezu nach einer Falle. Warum bestellt dich das Girl jetzt zur Nachtzeit in ihre Wohnung?«
»Nur keinen Neid, Phil! Zuerst war ich auch mißtrauisch, aber ihre Erklärung hat mich zufriedengestellt. Die Blondine aus Carters Vorzimmer kennt unsere Nummer. Die Sekretärin hat doch schon hier angerufen, als ihr Chef mich sehen wollte.«
»Trotzdem, Jerry — mir ist nicht recht wohl bei der Sache! Wieso bietet das Girl dir das Drehbuch an? Naheliegend wäre, Carter anzurufen, um ihm dis gute Nachricht zuerst mitzuteilen. Immerhin ist sie seine Angestellte und hat den Nutzen davon, wenn sie ihrem Chef einen Gefallen erweisen kann. So etwas läßt man sich doch nicht entgehen!«
»Sie wird gehört haben, daß sich die Polizei für das Buch interessiert, weil der Zusammenhang mit Bonsels Ermordung offensichtlich ist. Deswegen fürchtet sie sich ja auch.«
»Furcht wäre wirklich der einzig stichhaltige Beweggrund!« meinte Phil, immer noch skeptisch.
Sekunden später griff er zum Hörer und ließ sich von der Zentrale mit der Privatvilla des Filmbosses verbinden.
»Hallo, Mister Carter. Hier spricht Phil Decker. Ist Ihnen eine Miß Smith bekannt, Mitarbeiterin von Mister Bonsel?… Aha, seit einer Woche krank — tüchtiges Mädchen, sagen Sie! Nein, nein… liegt nichts gegen sie vor! War nur eine Routinefrage. Wir müssen uns um alles kümmern! Besten Dank, Mister Carter — und entschuldigen Sie die Störung!«
»Zufrieden?« fragte ich, als Phil eingehängt hatte. Er nickte, ohne ein Wort zu verlieren.
Er machte keine Anstalten, mitzukommen, sondern blieb in dem Sessel hocken, in dem er sich nach dem Telefongespräch hatte fallen lassen.
»Ich bin gleich wieder zurück, Phil!« rief ich ihm zu und verließ das Appartement. Ich hatte zwar keine Ahnung, wo sich diese Maple Street befand, aber die Taxifahrer von Los Angeles würden mich schon auf dem kürzesten Weg dorthin bringen.
Ein Taxi stand abfahrtbereit auf dem Standplatz vor dem »Savoy«. Ich ging im Laufschritt auf das Vehikel zu. Es machte nicht den besten Eindruck, doch war ich auf die Dienste des einzigen Taxis angewiesen. Der Fahrer, ein älterer Mann, knurrte unfreundlich, als ich einstieg, er öffnete mir nicht die Tür und interessierte sich auch nicht für mein Ziel. Kaum saß ich im Fond, gab er Gas und preschte davon, als hätte ich ihm doppelten Fahrpreis geboten. Ich verspürte keine Lust, meine Ortsunkenntnis ausnutzen zu lassen, indem man mich erst eine Stunde herumkutschierte. Ich mußte dringend zu dem Girl, das in Angst und Furcht wartete.
»Zur Maple Street!« befahl ich daher energisch. »Und ohne Umwege, wenn ich bitten darf! Ich kenne mich hier
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