0350 - Wo der Teufel lacht
Tasche!
Den hatte er völlig vergessen. Und auch Gryf und Teri schienen den Kristall vergessen zu haben. Oder hatten sie nicht beobachtet, wie er ihn in seiner Jackentasche versenkte?
Vielleicht ließ sich mit dem Dhyarra etwas anstellen!
Wang Lee drückte Zamorra Gwaiyur in die Hand.
»Ich weiß, daß du ein guter Gegner bist«, sagte er. »Diese Art des Kampfes ist unserer unwürdig. Aber der Fürst hat es so bestimmt. Ich hoffe, daß nicht ich es bin, der dir den Kopf abschlägt.«
Zamorra sah den Mongolen überrascht an.
»Nun los!« polterte der Dämon. »Worauf wartet ihr noch?«
Gryf und Teri sahen sich an. Blitzschnell verteilten sie sich so um Zamorra, der sie mit Wang die Spitzen eines Dreiecks bildeten. Da wußte der Dämonenjäger, daß er keine Zeit mehr haben würde, den Dhyarra aus der Tasche zu holen und ihn zu aktivieren..
»Fangt an - jetzt!« schrie Leonardo.
Und die drei griffen an.
***
Sid Amos überlegte, was er tun konnte. Ihm war klar, daß er sich nicht vor dem ungeliebten Erbe drücken konnte. Niemand war prädestinierter als er, Merlins Nachfolge anzutreten. Er fragte sich, wen Merlin bestimmt hätte, wäre Amos noch Fürst der Finsternis in den Höllen-Tiefen.
Vielleicht wäre dann Zamorra der Nachfolger geworden…?
Zuzutrauen war dem alten Schlitzohr Merlin alles!
Der Gedanke an Zamorra brachte Sid Amos auf eine Idee. Vielleicht konnte Zamorra ihm einen Rat geben. Früher hatten sie sich als Gegner gegenübergestanden, aber sie hatten sich respektiert, und später hatte Zamorra zwar die Methoden des Sid Amos nie gebilligt, aber… Amos war bereit, jeden Rat anzunehmen, den Zamorra ihm geben konnte.
Also war es an der Zeit, dem Meister des Übersinnlichen einen Besuch abzustatten. Amos verbarg zwei der drei Amulette wieder im Versteck. Daß er eines besaß, wußte Zamorra. Mehr Karten auf den Tisch zulegen, hielt Amos derzeit noch für überflüssig. Das waren Trümpfe, die man nie zu früh ausspielen sollte, gleichgültig gegenüber wem.
Dann machte er sich daran, den Weg zum Château Montagne anzutreten. Auch wenn er einen Teil seiner Höllen-Fähigkeiten nicht mehr nutzen konnte und ihm der »kurze« Weg in die Schwefelklüfte versperrt war, so konnte er doch überall sonstwohin in bewährter Manier reisen. Das Prinzip glich dem zeitlosen Sprung der Druiden.
Draußen war es noch dunkel. Aber vielleicht konnte er den Spätaufsteher Zamorra mit einem sorgfältig vorbereiteten Frühstück überraschen und ihn, im Schaukelstuhl wippend und pfeifchenrauchend, begrüßen. Das schuf eine positive Atmosphäre, und darauf kam es Amos an.
Sid Amos versetzte sich nach Frankreich, ins Château Montagne.
***
Zamorra warf sich zu Boden, rollte sich seitwärts ab und brachte Gryf zu Fall, indem er vor dessen Beine purzelte. Die Schwerthiebe der anderen zischten dicht über ihm hinweg. Trotz der gefährlichen Situation erkannte Zamorra immerhin, daß sich Wang zurückhielt. Der Mongole hätte zehnmal schneller und gefährlicher sein können, als er sich gab. Wollte er nur mit Zamorra spielen oder ihm tatsächlich noch den Hauch einer Chance geben?
Zamorra kam sich vor wie eine Maus, die von drei Katzen eingekreist wird. Er war ein guter Schwert- und Degenfechter, aber gegen drei geschickte, mit allen Wassern gewaschene Gegner half ihm das nicht.
Gryf hechtete zur Seite weg, um nicht irrtümlich von »eigenen«
Schwertern getroffen zu werden. Zamorra parierte liegend einen Hieb der blitzschnell vorpreschenden Teri, die sofort wieder zurückwich und Wang das Schlagfeld freigab. Ihr hüftlanges, goldenes Haar wehte und funkelte im Mondlicht. Nur mit dem golden flirrenden Höschen bekleidet, brachte sie ihre Nacktheit zusätzlich als Waffe ins tödliche Spiel, wohl wissend, daß Zamorra gerade gegen eine Frau erst recht nicht offensiv kämpfen würde! Wang Lee dagegen verzichtete auf Tricks. Er kämpfte geradlinig und berechenbar. Der Kampf, dessen Ausgang von vornherein feststand, bereitete ihm kein Vergnügen, war ihm eher lästig. Zuweilen hieb er absichtlich nur in die Luft…
Zamorra rettete sich in Rückzugsgefechte, wobei er darauf achtete, keinen seiner Gegner in den Rücken zu bekommen. Er verteidigte nur. Er brachte es tatsächlich nicht fertig, einen der beiden Druiden anzugreifen. Er konnte einfach nicht gegen Geschöpfe kämpfen, die einmal seine Freunde gewesen waren.
Leonardo brüllte.
»Das ist zu lahm! Heizt ihm endlich ein! Was soll das? Er soll leiden… Wäng,
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