0350 - Wo der Teufel lacht
gewesen war, Reue empfinden?
Sid Amos bereute sein Tun! Und damit bewies er, wie sehr er bereits menschlich zu werden begann.
Das Zeitalter der Fische ging dahin, das Zeitalter des Wassermanns begann. Und alles veränderte sich. Menschen wurden zu Dämonen, und Dämonen wurden zu Menschen.
Aber was nützte das noch Merlin, dem Zauberer, dem Wächter, der seine Funktion nun nicht mehr erfüllen konnte? Würde der geheimnisvolle Wächter der Schicksalswaage nun einen anderen einsetzen? Oder gab es für Merlin noch Rettung?
Nein. Amos glaubte der Zeitlosen in diesem Punkt bedingungslos. Ihre Magie war einzigartig, so wie sie selbst einzigartig gewesen war. Amos konnte es allenfalls versuchen, aber er gab sich keine großen Chancen.
Er benutzte die drei Amulette, um das Eis anzuschmelzen.
Aber es erwärmte sich nicht einmal unwesentlich. Im Gegenteil, es schien sich auszudehnen, und die Kälte, die von ihm ausging, wurde noch grimmiger. An den Wänden bildete sich bereits Reif, und das trotz der ungeheuren Größe des Saales.
Amos erschauerte.
»Merlin, Merlin, was soll ich tun?« fragte er. »Kannst du mir nicht einen Rat geben?«
Und in diesem Moment sprach Merlin zu ihm!
Bill versuchte die beiden Klingenbruchstücke zusammenzubringen. Er konnte sie aufeinanderlegen, aber er schaffte es nicht, sie in die richtige Position zu bringen. Dabei zitterten seine Hände vor Anstrengung.
Er war weiter gealtert. Die Haare begannen ihm auszufallen. Sein Gesicht war schmal geworden.
Zamorra wünschte sich eine Möglichkeit, den rasenden Altersprozeß zu stoppen, aber wie sollte er das anstellen? Er war sicher, daß Leonardo das verhindern würde. Allenfalls mit dem Amulett würde es möglich sein, aber das kontrollierte der Dämon womöglich besser als Zamorra. Und Leonardo würde jeden Versuch Zamorras sofort bemerken.
Er konnte versuchen, es so mit Zaubersprüchen zu versuchen. Aber dazu fehlte ihm die Vorbereitung - zumal ihm die diesbezüglichen Sprüche nicht geläufig waren.
Bill war verloren.
Wieder versuchte er, die Klingen zum Kreuz zu formen. Ein wenig weiter kam er diesmal schon. Der Schweiß perlte von seiner Stirn. Er schaffte die endgültige Form nicht. Er keuchte asthmatisch vor sich hin.
Leonardo sah Zamorras Blickrichtung und sah ebenfalls zu Fleming. Er lachte höhnisch auf, als er dessen vergebliche Versuche sah.
»Wer der Hölle verfallen ist, den stößt die Macht des Kreuzes zurück«, behauptete er. »Gib dir keine Mühe, Fleming. Es gelingt dir nicht mehr. Und du wirst von Minute zu Minute schwächer. Möchtest du es nicht anders herum versuchen — das Kreuz des Antichristen, das auf dem Kopf steht?«
Bill preßte die Zähne zusammen. »Nein«, keuchte er kaum verständlich. »Niemals…«
»Die Macht des Kreuzes«, sagte Zamorra leise, »stößt niemanden zurück, der guten Willens ist. Du wirst es schaffen, Bill. Du bist vom Pfad abgekommen — aber ich kann nicht glauben, daß du wirklich schlecht bist.«
Bills Gesicht verzerrte sich, aber er sagte nichts. Er versuchte wieder und wieder, das Kreuz zu formen. Plötzlich bewegten sich seine Lippen. Zamorra, der die Kunst des Lippenlesens gut genug beherrschte, erfaßte, was Bill tat. Er versuchte ein Gebet zu sprechen!
Er muß es schaffen, dachte Zamorra. Er darf seine Seele nicht endgültig an die Hölle verlieren… wie, um Himmels willen, kann ich ihm nur helfen?
Daran, daß er in wenigen Minuten selbst sterben würde, dachte er keine Sekunde lang!
Wieder und wieder versuchte Bill es.
Da stieß Leonardo Zamorra an.
»Hinaus mit dir in den Burghof. Dort draußen werdet ihr Platz haben zum Kämpfen. Bewege dich… ich habe keine Lust, stundenlang zu warten…«
Zamorra sah Nicole an, die immer noch reglos auf dem Boden lag. Da stieß Wang Lee ihn vorwärts.
»Wir wollen es hinter uns bringen«, sagte der Mongole fast sanft.
***
Merlins Stimme hallte auf. Sid Amos zuckte verwirrt zusammen. Dann erst bemerkte er, daß Merlin nicht wirklich laut zu ihm sprach. Es war nur seine Gedankenstimme, die unmittelbar in Amos’ Gehirn laut wurde.
Und - es war nur eine Aufzeichnung, wie nach den ersten Worten klar wurde.
»Dunkler Bruder… wenn du diese Worte vernimmst, bin ich handlungsunfähig, vielleicht tot. Ich ahnte es, seit Morgana wieder auf der Bildfläche erschien. Vielleicht habe ich dir noch erklären können, wer und was sie ist, die Zeitlose…« Es folgte noch einmal ein Abriß dessen, was Merlin bereits über die
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